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Brasilien: Gemeinsames Militärmanöver mit den USA gestartet

Operation Amazonlog17 im Dreiländereck Brasilien, Kolumbien, Peru. Kritiker: De-facto Präsident Michel Temer öffnet den USA die Tür zum Amazonasgebiet

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Zelte für US-Militärs, die am Militärmanöver im Amazonasgebiet in Brasilien teilnehmen
Zelte für US-Militärs, die am Militärmanöver im Amazonasgebiet in Brasilien teilnehmen

Tabatinga, Brasilien. Noch bis zum 13. November findet im brasilianischen Amazonasgebiet die Militärübung Amazonlog17 statt. Am gestrigen Montag begann das brasilianische Militär zusammen mit den USA, Kolumbien und Peru im Dreiländereck, im Herzen des Amazonasgebiets, eine temporäre multinationale Militärbasis aufzubauen.

Das Manöver wird von der brasilianischen Grenzstadt Tabatinga aus durchgeführt. Brasilien schickt 1.533 Militärangehörige, das Nachbarland Kolumbien 150, Peru 120. Die USA sind mit 31 Soldaten und einem Transportflugzeug vertreten. Die Übung wird zudem von 19 Militärs des Kommandozentrums Süd der US-Streitkräfte (Southcom) überwacht, das für die Koordination und Führung aller militärischen Operationen der USA in Lateinamerika zuständig ist. Auch Länder wie Barbados, Belize, die Dominikanische Republik, Haiti, Jamaika und Surinam schicken Soldaten. Aus Venezuela, Japan, Russland, Deutschland und Kanada nehmen Beobachter teil.

Die Teilnahme der USA geht auf eine Einladung des brasilianischen De-facto-Präsidenten Michel Temer zurück und ist Bestandteil einer Serie neuer Abkommen beider Länder sowie von Besuchen hochrangiger US-Militärs in brasilianischen Einrichtungen mit dem Ziel der "Wiederannäherung" und "Vertiefung" der militärischen Beziehungen. Zuletzt wurden im Juli dieses Jahres 43 gemeinsame Aktions-und Austauschprojekte der Streitkräfte beschlossen.

Die offiziell erklärten Aufgaben der "humanitär-logistischen Operation" bestehen in der verstärkten Kontrolle der illegalen Migration, in der Durchführung humanitärer Hilfsmaßnahmen und von "Friedensmissionen" in entlegenen Gebieten sowie in Maßnahmen gegen den Drogenhandel und gegen "Umweltvergehen".

Kritiker konstatieren, dass die enge Zusammenarbeit mit den USA eine wesentliche Veränderung der brasilianischen Außen- und Sicherheitspolitik seit Absetzung der demokratisch gewählten Präsidentin Dilma Rousseff darstellt und befürchten eine Einschränkung der Souveränität Brasiliens. Intellektuelle warnen zudem vor verdeckten Absichten hinter der Einladung des US-Militärs in die geopolitisch bedeutsame Amazonasregion. Sie umfasst sechs Millionen Quadratkilometer, die sich über neun Länder erstrecken: Bolivien, Brasilien, Ecuador, Guayana, Französisch-Guayana, Kolumbien, Peru, Surinam und Venezuela. Dem US-Militär werde nun "die Tür zum Amazonasgebiet geöffnet".

Wie die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina berichtete, orientiert sich das Manöver an der Nato-Gefechtsübung "Brave Warrior" (Mutiger Krieger) in Ungarn im September 2015. Politische Beobachter befürchten daher, dass "Amazonlog17" dazu dienen solle, einen Stützpunkt mit einer Kommandozentrale der USA in der Region zu errichten, so wie es nach der Truppenübung in Ungarn geschah. In der nahen Grenzstadt Leticia in Kolumbien ist ein kolumbianisches Urwaldbataillon stationiert, an das bereits ein Standort der US-Drogenbehörde DEA angeschlossen ist. Zudem befinde sich im Departamento Amazonas in Peru ein Stützpunkt im Aufbau, der vom US-Südkommando unter dem Deckmantel eines "Operationszentrums für den regionalen Notfall" vorangetrieben werde. Dieses Vorgehen stuft der bekannte brasilianische Forscher Moniz Bandeira aufgrund der Informalität und gesetzlichen Zweideutigkeit als Installation von "Quasi-Stützpunkten" ein.