Guatemala-Stadt/Jerusalem. Als zweiter Staat überhaupt wird das mittelamerikanische Land Guatemala seine Auslandsvertretung in Israel in die Stadt Jerusalem verlegen. Das kündigte das Staatsoberhaupt des Landes, Jimmy Morales, am Sonntag auf seiner Facebook-Seite an. Der konservative Morales hatte zuvor mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu telefoniert. Bereits bei der Abstimmung in der UN-Vollversammlung zur US-amerikanischen Anerkennung Jerusalems als israelischer Hauptstadt hatte Guatemala als einer von acht Staaten mit Israel und den USA gestimmt.
Die guatemaltekische Außenministerin Sandra Jovel reagierte auf Kritik an der Entscheidung ihrer Regierung mit der Aussage, dass der Schritt "kohärent mit unserer Außenpolitik und unserem Status als Alliierter Israels ist". Trotz der Kritik wolle die Regierung des zentralamerikanischen Landes den Schritt nicht zurücknehmen. Gleichzeitig gab Jovel an, dass die guatemaltekische Regierung keinen Zeitplan für den Umzug der Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem habe. Bis Anfang der 1980er Jahre hatte Guatemala seine Botschaft in Jerusalem unterhalten, verlegte diese aber nach dem UN-Sicherheitsratsbeschluss 478 nach Tel Aviv.
Die Resolution 478 wurde im August 1980 von den damaligen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats verabschiedet. Mit ihr wurde das sogenannte Jerusalemgesetz für nichtig erklärt, das unter anderem die israelische Besatzung Ost-Jerusalems zu legitimieren versucht. Die Resolution wurde damals mit 14 Stimmen ohne Gegenstimme angenommen, die USA enthielten sind. Bis zum Abzug der israelischen Besatzungsmacht aus Ost-Jerusalem wurden die UN-Mitgliedstaaten aufgefordert, ihre diplomatischen Vertretungen aus Jerusalem abzuziehen.
Der frühere Comedian Morales war zu den guatemaltekischen Präsidentschaftswahlen 2015 als Außenseiter angetreten. Bei seinen Wahlkampfveranstaltungen traten viele bereits in Rente gegangene Offiziere auf, was Erinnerungen an die Zeit der Militärdiktatur in den 1980er Jahren weckte.
Zur Zeit der rechtsgerichteten Diktaturen in Lateinamerika hatte Israel de facto ein Monopol auf Waffenexporte nach Guatemala und beide Länder begannen eine sehr enge Kooperation im Sicherheitsbereich, die bis heute fortgeführt wird. Den Amtsantritt von Morales sahen politische Beobachter in Israel zudem als gutes Zeichen für die guatemaltekisch-israelischen Beziehungen, da dieser ein christlicher Evangelikaler ist.