Karawane von Geflüchteten passiert Mexiko-Stadt, Berichte von Entführungen

Nach einigen Tagen in Mexikos Hauptstadt will Karawane Marsch fortsetzen. 100 Migranten gelten als vermisst. Trump will Bedingungen für Asyl verschärfen

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Die Karawane von Flüchtenden aus Mittelamerika setzt sich nach einen Zwischenstopp in Mexiko-Stadt wieder in Richtung USA in Bewegung
Die Karawane von Flüchtenden aus Mittelamerika setzt sich nach einen Zwischenstopp in Mexiko-Stadt wieder in Richtung USA in Bewegung

Mexiko-Stadt. Aus den mexikanischen Bundesstaaten Veracruz und Puebla gibt es Berichte, wonach möglichweise bis zu 100 Flüchtende, die Teil der seit einigen Wochen von Honduras in Richtung USA ziehenden Karawane waren, entführt worden sein sollen. Der größte Teil der Karawane, die sich am 12. Oktober aufgemacht hat, kam bereits vergangenes Wochenende in der Hauptstadt Mexiko-Stadt an. Nach einem Treffen mit dem gewählten mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador und dem negativen Bescheid des Hohen Kommissariats für Menschenrechte der Vereinten Nationen, ihnen Busse zur Weiterreise in Richtung Norden bereitzustellen, wollte die Karawane am gestrigen Freitag wieder zu Fuß aus der Hauptstadt aufbrechen.

Indes kündigte US-Präsident Donald Trump am Dienstag an, die Einreisebestimmungen und die Möglichkeit auf das Stellen von Asylanträgen weiter zu verschärfen. Einzig bei Grenzübertritt an offiziellen Übergängen sollen in Zukunft noch Antragsstellungen möglich sein. In der Europäischen Union wären Asylanträge in einem vergleichbaren Fall indes gar nicht möglich oder würden direkt abgewiesen, da die Antragsteller bereits einen sicheren Drittstaat passiert hätten, der dann gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention für das Gewähren von Schutz zuständig wäre.

Auf ihrem Weg in Richtung Norden scheinen die Flüchtenden insbesondere in Veracruz massiv bedroht worden zu sein. Teile dieses Staates werden von Mafiagruppierungen kontrolliert. Die Migranten müssen viele Strecken zu Fuß zurücklegen und verschiedene Transportmittel ohne Rücksicht auf Sicherheitsbedenken nehmen. So starb in Chiapas ein Migrant, als er von einem Lastwagen fiel, drei weitere wurden bei einem Unfall in Oaxaca verletzt. Zudem prangerte die lokale Menschenrechtsbehörde den Transport in von außen verschlossenen Lastwagen an und äußerte den Verdacht, dass in Veracruz rund 100 Migranten, die auf zwei solcher Lastwagen reisten, verschollen seien und möglicherweise der organisierten Kriminalität übergeben wurden. Die zivile Beobachtungsmission konnte diesen Verdacht bisher noch nicht bestätigen, wies aber darauf hin, dass die Behörden gezielt den Flüchtenden auf dem gefährlichsten Abschnitt ihrer Reise eine gemeinsame Fahrt versuchen unmöglich zu machen und in diesem "Territorium des Terrors und der Straflosigkeit" alles Erdenkliche geschehen könne.

Auf der 25-tägigen Reise mussten die beim Grenzübertritt rund 7.000 Zentralamerikaner, darunter viele Frauen und Kinder, große Entbehrungen in Kauf nehmen. Eine vollständige Zählung der Teilnehmer an diesem Exodus war bisher nicht möglich. Am 31. Oktober veröffentlichte die lokale Menschenrechtsbehörde von Oaxaca jedoch die Zahl von 780 Minderjährigen in der Karawane. Davon würden etwa 500 an unterschiedlichen Erkrankungen aufgrund der inhumanen Bedingungen auf der Flucht leiden. Mehrere Mitglieder der Karawane, darunter Kinder, mussten wegen Lungenentzündungen in Krankenhäuser eingeliefert werden.

In den Bundesstaaten Chiapas, Oaxaca und Veracruz organisierten unabhängige Menschenrechtsorganisationen eine Beobachtungsmission. Sie begleiteten die Zentralamerikaner und dokumentieren Zwischenfälle, aber auch die großzügige humanitäre Hilfe der ärmlichen Ortschaften und lokalen Gemeindebehörden, bei denen die Karawane Halt machte. Die Versuche von Migrationsbehörde und Bundespolizei, die Karawane teilweise mit Polizeisperren aufzuhalten, misslangen. Allerdings verhinderte die Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto sowohl in Oaxaca (Juchitán) wie in Veracruz, dass die Geflüchteten in von lokalen Organisationen und Behörden gestellten Reisebussen ihren Weg unter weniger riskanten Bedingungen fortsetzen konnten. Auch wurden einige Menschenrechtler und Lastwagenfahrer von Bundespolizisten mit Kriminalisierung bedroht, weil sie den Flüchtenden weiterhalfen.