Mexiko: Inhaftierte Indigene im Hungerstreik gegen Menschenrechtsverletzungen

Indigene beklagen unfaire Prozess und Folter. Situation spitzt sich zu. Unterstützer fordern medizinische Versorgung und Freilassung

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Aufruf, die Petition zur Freilassung zu unterzeichnen. Das Bild zeigt Juan de la Cruz Ruiz, einen der Streikenden
Aufruf, die Petition zur Freilassung zu unterzeichnen. Das Bild zeigt Juan de la Cruz Ruiz, einen der Streikenden

Chiapas. Seit fast vier Monaten streiken Indigene der Tzotzil-Maya in verschiedenen Gefängnissen in Chiapas. Sie beklagen mehrfache Verstöße gegen die Menschenrechte: Folter, menschenunwürdige Behandlung, Erniedrigungen während ihrer Inhaftierung sowie Freiheitsentzug.

Der Streik steht unter dem Motto "Freiheit oder Tod" und verdeutlicht die klare Absicht der Gefangenen, die Situation nicht weiter hinzunehmen. Aktuell sind noch fünf im Hungerstreik: Adrián Gómez Jiménez, Juan de la Cruz Ruiz, Abraham López Montejo und Germán López Montejo in San Cristóbal de Las Casas und Marcelino Ruiz Gómez im "Staatlichen Zentrum für die soziale Wiedereingliederung von Verurteilten" ‒ so die offizielle Bezeichnung der Gefängnisse ‒ von Comitán de Dominguez in Chiapas. Dabei geht es aber nicht nur um die Freilassung der fünf Streikenden, sondern um insgesamt 20 Personen mit ähnlicher Geschichte. Sie alle sitzen seit mindestens zehn Jahren im Gefängnis, seien unschuldig und hätten keinen fairen Prozess gehabt. Sie seien gefoltert und gezwungen worden, Dokumente oder Geständnisse unterzeichnen.

Auch während des Streiks habe man ihnen Maßnahmen zum Erhalt ihrer Gesundheit verwehrt, so die fünf Streikenden. Bezeichnend war die Entscheidung der Anstaltsleitung am 20. Juni, ihnen den Zugang zu Wasser zu verweigern. Unterstützung seitens Mitinhaftierter wurde ebenfalls unterbunden.

Da sie nur Wasser und Honig zu sich nehmen, leiden mittlerweile alle an den gesundheitlichen Folgen des Streiks und benötigen dringend medizinische Hilfe. Adrián Gómez Jiménez wurde nach 67 Tagen Hungerstreik Ende Mai wegen einer schweren Harnwegsinfektion in das örtliche Krankenhaus eingeliefert. Am letzten Juniwochenende wurde Juan de la Cruz Ruiz in eine Klinik gebracht, nachdem er fieberte und an Bauchschmerzen sowie Muskelschwäche litt. Am 3. Juli musste auch Germán López Montejo eingeliefert werden.

Aufgrund dieser Zuspitzung haben die Angehörigen der Streikenden sowie die Solidaritätsgruppe "No estamos Todxs" (Wir sind nicht alle) und das Zentrum für Menschenrechte Fray Bartolomé de Las Casas dazu aufgerufen, eine Petition für ihre Freilassung zu unterzeichnen. Zugleich fordern sie eine sofortige angemessene medizinische Behandlung für die Gefangenen.

Es sei verwerflich, dass die Regierung von Chiapas unter Gouverneur Rutilio Escandón die Situation völlig ignoriere. Dabei hatte die Regierung erst im März 25 Gefangene freigelassen, zu denen ebenfalls sechs indigene Aktivisten zählten. Gleichzeitig hatte sie versprochen, 583 weitere Fälle politischer Gefangener erneut zu prüfen. Zum Hungerstreik und den Forderungen sowie der aktuellen Lage habe es jedoch bisher keine Reaktion gegeben, beklagt das landesweite Netzwerk von Menschenrechtsgruppen "Alle Rechte für Alle" (Red TDT).

Begonnen hatten den Streik sechs Indigene aus damals drei verschiedenen "Staatlichen Zentren für die soziale Wiedereingliederung von Verurteilten" in Chiapas am 15. März. Adrián Gómez Jiménez und Juan de la Cruz Ruíz sind im Gefängnis von San Cristobal de las Casas inhaftiert. Beide gehören der Organisation "Die Stimme für Indigene in Widerstand" an. Abraham López Montejo und Germán López Montejo sitzen in Cintalapa de Figueroa in Haft. Sie sind Mitglieder der Gruppe "Die wahre Stimme von Amate". Marcelino Ruíz Gómez und Baldemar Gómez Hernández sind in Comitán de Dominguez inhaftiert und sind Teil der Organisation "Viniketik im Widerstand". Während mehrerer Wochen erhielten sie Unterstützung von weiteren inhaftierten Indigenen mit ähnlicher Geschichte, sie schlossen sich dem Hungerstreik an. Am 10. April waren es bereits 13, die auf die Missachtung der Menschenrechte aufmerksam machten und die bedingungslose Freilassung für sich und weitere Inhaftierte verlangten.