Diesjährige Kampagne gegen Frauengewalt in Chile gestartet

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Das Informative Dossier fasst viele Daten zur Gewalt gegen Frauen in Chile zusammen
Das Informative Dossier fasst viele Daten zur Gewalt gegen Frauen in Chile zusammen

Santiago. Das chilenische Netzwerk gegen Frauengewalt hat unlängst die 13. Version der Kampagne Vorsicht! Machismus tötet! (¡Cuidado! El Machismo Mata) ins Leben gerufen. Zum Start hat das Netzwerk einen Bericht über die Gewalt gegen Frauen in Chile in den Jahren 2018 und 2019 veröffentlicht. Dieser enthält Studien und Statistiken verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen und staatlicher Institutionen, die sich für die Rechte von Frauen und sexuellen Minderheiten einsetzen.

Laut Bericht wurden im ersten Halbjahr 2019 bereits 32 Femizide in Chile registriert. Das chilenische Gesetz bezeichnet als Femizid den Mord an einer Frau durch ihren Ehemann oder Lebenspartner. Dem Netzwerk zufolge ist diese Definition jedoch unzureichend, da ein Femizid eine politische Straftat darstellt, den extremsten Ausdruck der strukturellen Gewalt gegen Frauen, die über eine Paarbeziehung hinausgeht. Deshalb unterscheiden sich die Zahlen des Netzwerks von den Zahlen der Regierung. 2018 registrierte das Frauenministerium 42 Femizide, das chilenische Netzwerk gegen Frauengewalt hingegen 57. HInzu kommen 121 versuchte Morde.

Die Zahl der Vergewaltigungen in Chile im Jahr 2018 ist im Vergleich zum Vorjahr von 2.969 auf 3.509 gestiegen. In diesem Zusammenhang gab es 397 Festnahmen. Besonders stark betroffen sind Frauen unter 30. Der Bericht beleuchtet außerdem Gewalt gegen LGBTIQ+, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, institutionelle Gewalt und Diskriminierung, die fehlende Garantie von sexuellen und reproduktiven Rechten sowie die Reproduktion von Gewalt in den Medien und im Internet. Das Netzwerk kritisiert die fehlenden Maßnahmen der Regierung zur Vorbeugung, Bestrafung und Verhinderung der verschiedenen Formen von Gewalt gegen Frauen.

Am Donnerstag, dem Internationalen Tag der Afro-Frau, haben indes tausende Frauen in ganz Chile gegen Rassismus und für das Recht auf freie Abtreibung protestiert. Im Moment ist Abtreibung in Chile – wie in vielen Ländern Lateinamerikas – nur in drei Fällen erlaubt: bei Vergewaltigung, Lebensgefahr der Mutter und wenn der Embryo nicht überlebensfähig ist.