Hat die Polizei in Kolumbien zwei junge Männer verschwinden lassen?

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Mit dieser Anzeige werden die beiden jungen Männer gesucht
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Bogotá. Carlos Felipe Adarme Quinchua und Marco Tulio Cortés Viveros sind am 23. November im kolumbianischen Departamento Cauca von drei Polizisten in ein Privatauto gezerrt und an einen unbekannten Ort gebracht worden. Die beiden bekannten Gemeindeaktivisten sind bis heute spurlos verschwunden.

Die Polizisten verweigern jegliche Aussage über ihren Verbleib. Nachbarn, Familienangehörige und Freunde suchen bislang vergeblich nach den beiden jungen Männern und haben eine Eilpetition gestartet.

Die Freunde Adarme Quinchua und Cortés Viveros waren am Tag ihres Verschwindens nachmittags mit dem Motorrad auf dem Weg aus der Stadt Popayán zurück in ihr Heimatdorf Sucre in Cauca. In der Nähe der Siedlungen El Bordo und Patía wurden sie von drei Polizisten gestoppt und Augenzeugen zufolge in einem schwarzen Toyota-Pickup weggebracht. Ein Rucksack der beiden und das Motorrad mit steckendem Schlüssel wurden später an der Straße gefunden.

Einer der drei Polizisten soll kurz darauf nach El Bordo zurückgekehrt sein und sich in der dortigen Polizeistation das Leben genommen haben. Es ist der zweite angebliche Selbstmord eines Polizisten in diesem Jahr. Die Kollegen des Toten wurden am 7. Dezember verhaftet und sitzen seitdem im Gefängnis in Popayán. Sie verweigern die Aussage.

Die beiden verschleppten Aktivisten sind sozial engagiert und waren auch in der Wahlkampagne für die unl#ngst gewählte Bürgermeisterin von Sucre, Lheidy Patricia Muñoz, aktiv, die am 1. Januar 2020 ihr Amt antritt. Ihrem Vorgänger wirf sie Korruption vor und wurde von ihm wegen Verleumdung angezeigt. Beobachter gehen davon aus, dass das Verschwindenlassen der Männer politische Gründe haben könnte und warnen vor einem "Rückfall in die dunkelsten Zeiten schwerer Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien mit über 83.000 gewaltsam verschwundenen Menschen".

Bewohner der Gemeinden El Bordo und Sucre haben das Gebiet nach Spuren der beiden abgesucht, bisher vergeblich. Gemeinsam mit den Familienangehörigen fordern sie von den Behörden Aufklärung und Ermittlungen auch gegen mögliche Auftraggeber.

Adarme Quinchua hatte für den 4. Dezember eine Reise nach Deutschland geplant, von der viele Nachbarn und Freunde – auch in Deutschland – wussten. Seine Bekannten bitten auch die Bundesregierung und deutsche Politiker, sich bei den kolumbianischen Behörden für die Aufklärung des Verbrechens einzusetzen.