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Venezuela: Warum die Europa-Reise für Juan Guaidó kein Erfolg war

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Juan Guaidó und Spaniens PP-Chef Pablo Casado
Juan Guaidó und Spaniens PP-Chef Pablo Casado

Brüssel/Davos. Der selbsternannte venezolanische Interimspräsident Juan Guaidó ist auf seiner Tour durch Europa in Brüssel, London, Paris, Madrid und Davos mit zahlreichen führenden westlichen Politikern zusammengekommen. In Spanien kam es indes zu einer innenpolitischen Kontroverse über die Haltung zu dem Oppositionspolitiker.

Bei dem Besuch in der spanischen Hauptstadt Madrid wurde Guaidó von Außenministerin Arancha González Laya empfangen. Der Chef der konservativen "Volkspartei" (Partido Popular, PP), Pablo Casado, kritisierte daraufhin den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez, weil dieser ein Treffen mit Guaidó abgelehnt hatte. Die neue spanische Mitte-links-Regierung ging damit indirekt auf Distanz zu Guaidó, obwohl sie den Politiker weiterhin als Interimspräsidenten anerkennt. Guaidó trat daraufhin an der zentralen Puerta del Sol vor Exilvenezolanern auf.

Zuvor hatte der Gegner des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro die Europäische Union aufgefordert, eine härtere Linie gegenüber der offiziellen Regierung einzunehmen. "Ihr habt Möglichkeiten, Druck auf Venezuela auszuüben", sagte er bei seinem Besuch im Europaparlament. Die "freie Welt" stehe in der Pflicht, weitere Sanktionen gegen die "Diktatur" in dem südamerikanischen Land zu verhängen. In der Vergangenheit hatte Guaidó sogar eine mögliche Militärintervention der USA befürwortet.

Diese Option scheint es nun aber nicht mehr zu geben. Im Schweizerischen Davos, wo Guaidó unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammenkam, machte er nach Ansicht der US-Tageszeitung New York Times eine eher traurige Figur: Bei seinem Auftritt unter führenden internationalen Politikern, "schien er wie ein Mann, dessen beste Zeit vorüber ist", schrieb das Blatt. Den schwersten Rückschlag bescherte Guaidó aber ausgerechnet US-Präsident Donald Trump: Er reiste aus Davos ab, ohne sich mit dem Venezolaner getroffen zu haben. Zuvor hatte Guaidó in Presseinterviews ausdrücklich bekräftigt, er hoffe auf ein Treffen mit dem US-Präsidenten. Dass dies nicht zustande kam – kurz nachdem die USA ihre Sanktionen gegen die Zentralbank Venezuelas teilweise gelockert hatten – weist darauf hin, dass der internationale Rückhalt für den Oppositionspolitiker bröckelt.

Nach einer Aufstellung des spanischen Dienstes der russischen Nachrichtenseite Sputnik unterhalten von den 55 Ländern, die Guaidó als Interimspräsidenten anerkennen, 27 über Botschafter der Maduro-Regierung Kontakte nach Caracas. Sputnik beruft sich auf Angaben des venezolanischen Außenministeriums und der Nationalversammlung. Auch das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte unlängst gegenüber amerika21, man stehe "kontinuierlich im Austausch mit der Botschaft der Bolivarischen Republik Venezuela".

In London war es bei Guaidós Besuch zu heftigen Protesten vor dem Amtssitz des britischen Premierministers Boris Johnson gekommen. Aktivisten der Solidaritätsbewegung "Hände weg von Venezuela" skandierten während des Treffens Slogans wie "Sie sind hier nicht willkommen" oder "Staatsstreich". In Brüssel hatte eine Kritikerin Guaidó mit einer Torte beworfen, die ihn an der Schulter traf.