Mexiko-Stadt. Der Kongress des Hauptstadtbezirks Mexiko-Stadt hat mit 49 von 63 Stimmen unlängst ein Gesetz verabschiedet, das die sogenannten "Maßnahmen zur Korrektur der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität" (ECOSIG) verbietet.
Dabei handelt es sich um eine historisch gängige Therapieform, die von konservativen Therapeuten bislang straffrei durchgeführt wurde, um Homosexualität zu "heilen". Der Kongress klassifizierte dies als "homophob". Außerdem verstoße es gegen das "Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und der sexuellen Identität". Die therapeutische Behandlung von nicht-heterosexueller Orientierungen wird künftig mit fünf bis zehn Jahren Haft sanktioniert.
Temístocles Villanueva, Abgeordneter der Partei Morena erklärt, dass diese Therapieform vor allem von kirchlichen Einrichtungen unterstützt werde. Er verweist etwa auf die ultra-konservative Organisation Curage Latino, welche die "nicht-heterosexuelle Orientierung als eine menschliche Störung" betrachte, die wiederum ein "Risiko für die Gesellschaft" darstelle und deshalb "korrigiert" werden müsse.
Dass Gewalt an LGBTI-Menschen in Mexiko ein fortwährendes Problem bleibt, zeigt sich am Mord an Jonathan Santos: Die Leiche des LGBTI-Aktivisten wurde vergangenen Dienstag in Zapopopan im Bundesstaat Jalisco gefunden. Er wurde durch einen Kopfschuss getötet.
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Das mexikanische Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung unterstreicht in einer gemeinsamen Studie mit der Nationalen Universität Mexiko, dass Gewalt gegen LGBTI-Menschen in Mexiko ein gravierendes Problem darstelle. "Psychologische, aggressive und anhaltende Einschüchterung, physische Übergriffe, Folter, Entführung und gezielte Tötungen" seien einige Beispiele. Sie verurteilen LGBTI-Feindlichkeit. Diese sei menschenrechtsverletzend und untergrabe demokratische Freiheiten. Hierzu zählt die Studie auch das nun verbotene ECOSIG. Die Mechanismen dieser Therapieform werden sogar als "Folter" klassifiziert.
Der unabhängige Experte der Organisation der Vereinten Nationen zum Schutz vor Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität, Victor Madrigal-Borloz, berichtet, dass Betroffene im Zuge der ECOSIG Erfahrungen mit "Freiheitsentzug, Isolation, Elektroschocks oder Zwangsmedikation" gemacht haben. Er begrüßt die Entscheidung des Kongresses, fordert darüber hinaus aber auch "Wiedergutmachung für die Opfer dieser grausamen Praktiken".
In allen anderen Gliedstaaten Mexikos bleibt die "Bekehrungstherapie" von nicht-heterosexuellen Menschen indes straffrei.