US-Militärs besorgt: China und Russland verstärkt in Lateinamerika präsent

Generäle kritisieren Kooperationen mit China und Russland. Auch Venezuela, Nicaragua und Kuba seien "böswillige" Akteure in der Region

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Chef des Südkommandos der US-Streitkräfte, Craig Faller, äußert sich im Senatsausschuss
Chef des Südkommandos der US-Streitkräfte, Craig Faller, äußert sich im Senatsausschuss

Washington. Bei geostrategischen Beratungen im Kongress haben sich hohe US-Militärs über die Rolle Chinas und Russlands in Lateinamerika geäußert. Admiral Craig Faller, Oberkommandierender der US-Streitkräfte für Mittel- und Südamerika, sagte gegenüber dem Verteidigungsausschuss des Senats, dass China sich zur "größten Bedrohung in der Region" entwickelt habe. Das Land nutze die Corona-Pandemie und die "fragile" politische Situation, um eine Anzahl von Ländern ökonomisch und politisch auszubeuten.

Faller sagte weiter, er halte Lateinamerika in der Auseinandersetzung mit China für vorrangig. Dort sei der US-Einfluss aufgrund der bedeutenden Aktivitäten des Konkurrenten am schwinden. Die Vereinigten Staaten müssten sich dieser Entwicklung stellen, denn sie finde in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft statt.

Eine Woche zuvor wies auch Michael Studeman, der Oberkommandierende der US-Streitkräfte für den indisch-pazifischen Raum, in die gleiche Richtung: China fühle sich zu einer "immer aggressiveren Haltung ermutigt", da die USA unfähig seien, die Militäraktivitäten des asiatischen Landes zu bremsen. Als Konsequenz sieht man Chinas Agieren offenbar wie eine Art Blaupause der eigenen militarisierten Geopolitik.

"Wir werden auf chinesische Streitkräfte treffen, die als globale Eingreifarmee an jedem Ort der Welt interveniert, wo sie glauben, dass die Interessen des Landes gefährdet sind", warnte der Irak-Veteran.

In den militärischen Analysen wird deutlich, dass man jede Zusammenarbeit lateinamerikanischer Regierungen mit China, aber auch mit Russland als eine Bedrohung der eigenen Sicherheit interpretiert.

Faller und Studeman beklagen, dass beide Nationen seit Ausbruch der Covid-19 Pandemie durch Hilfslieferungen und die Versorgung mit Impfstoffen zu viel an politischem Einfluss in der Region gewonnen hätten. Mit diesem neu gewonnenen Vertrauen würden sie zudem Exklusivverträge für die Bereitstellung der G5-Technologie in den Ländern ergattern.

Das sei auch auf den Bahamas und in Mexiko der Fall, so Glen Van Herck, Chef des US-Kommandos für den karibischen Raum und Mexiko.

Die ranghohen US-Militärs kritisieren, Russland und China würden in Sachen medizinischen Beistandes eine gezielte diplomatische Strategie fahren. Auch die kubanischen Ärztebrigaden erlangten mit ihrem Einsatz eine unzulässige Sympathie unter den Völkern des Südens.

Weitere Bedrohungen würden im Bereich der Medien stattfinden: "Moskau arbeitet daran, die USA in Misskredit zu bringen indem es den Nachrichtenraum der Region mit Desinformation überflutet. Hunderte von Artikeln stellen die Sicherheitsaktionen der USA verzerrt dar. Im Jahr 2020 haben dort russische Medien ihre Leser und Zuschauer in den sozialen Medien von sieben auf über 18 Millionen erhöht."

Allerdings kam bei den Besprechungen auch die Realität in der Region auf den Tisch. Beim Austausch mit südamerikanischen Partnern hätten diese gesagt: "Wir würden schon gerne die Beziehungen zu euch verbessern, doch wenn man ertrinkt, ergreift man jeden Rettungsring."

Die "Rettungsringe" kommen in Gestalt von großformatigen Investitionsprojekten Chinas in Sachen Infrastruktur, mit Krediten, Handelsbeziehungen, wissenschaftlicher und kultureller Zusammenarbeit, aber auch mit Verträgen über die Ausbeutung von Bodenschätzen.

Die Militärs legten weiter nach: China, Russland und andere "bösartige" Akteure würden ihre eigenen Interessen in Lateinamerika "auf Kosten der Souveränität unserer Partner" durchsetzen und verstärkten damit die Wirkung des international organisierten Verbrechens und gewalttätiger extremistischer Organisationen. Das bedrohe auch die Sicherheit des US-amerikanischen "Homelands".

Ein solcher Zusammenhang kam in den bisherigen US-Analysen nicht vor. Der Drogen-, Waffen- und Menschenhandel wird nun in die Nähe des globalen Konkurrenten gerückt. Die wachsende "chinesische Geldwäsche" sei dafür ausschlaggebend.

Zudem hätten Venezuela, aber auch Nicaragua und Kuba, einen "böswilligen Einfluss" auf die Regierungen der Karibik. Nicht zuletzt würden diese unliebsamen Staaten Terroristen wie die kolumbianische ELN unterstützen. Außerdem bewegten sich die libanesische Hisbollah-Partei und "ihre Unterorganisation 'Islamischer Heiliger Krieg' (IJO) ungehindert in ganz Lateinamerika, um dort Unterstützung von den libanesischen Einwanderern einzufordern". Auch Al-Qaida und der "Islamische Staat" hätten einige Sympathisanten in der Region. 

Zum Schluss warnten die Militärs auch vor dem gefährlichen Einfluss des Iran in Lateinamerika und davor, dass Russland und China immer häufiger beantragten, Regionalhäfen für ihre militärische und zivile Schiffahrt zu nutzen.