Montevideo/Buenos Aires. Der führende Offizier des US-Südkommandos, Admiral Craig Faller, hat Uruguay und Argentinien offizielle Besuche abgestattet. Er traf sich in beiden Ländern mit hohen Vertretern aus Regierung und Militär.
Faller positionierte sich wiederholt gegen Venezuela und gegen Russlands und Chinas Engagement in Lateinamerika. Vor einem Monat hatte er vor dem Verteidigungsausschus in Washington erklärt, die verstärkten Wirtschaftsbeziehungen der beiden euro-asiatischen Staaten in Süd- und Mittelamerika bedeuteten eine erstrangige Gefahr für die USA. Die Besuche des hochrangigen US-Offiziers bei lateinamerikanischen Regierungen sind als Teil der Bemühung Washingtons zu sehen, die strategischen Konkurrenten aus dem "Hinterhof" der USA zu verdrängen.
Vor der Ankunft des US-Kommandeurs in Montevideo erbrachten die USA Schenkungen im Wert von 4,8 Millionen US-Dollar für das kleine Land. Es handelte sich vor allem um medizinisches Material für den Kampf gegen das Coronavirus. Darunter zwei Feldlazarette, Schutzanzüge, Betten für Intensivstationen und medizinische Geräte.
Der uruguayische Verteidigungsminister Javier García empfing Faller im Verteidigungsministerium. Nach dem Gespräch gab der US-Admiral eine Pressekonferenz, auf der er die "wertvolle Zusammenarbeit" beider Länder betonte. Uruguay sei ein bedeutender Sicherheitspartner für die USA.
Faller betonte, dass das Interesse und die Allianz mit dem südamerikanischen Land "mit den starken Werten und der Verpflichtung gegenüber der Demokratie in beiden Nationen zusammenhängt". "Unsere Streitkräfte sind professionell und respektieren das Gesetz, die Demokratie, die Menschenrechte, die Frauen, den Frieden und die Sicherheit", beteuerte Faller.
Garcia informierte, dass zur Zeit Verhandlungen über den Kauf von drei Küstenbooten, gepanzerten Fahrzeugen und einem Hubschrauber aus den Beständen der US-Armee stattfinden.
Der Besuch markiert einen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen Uruguay und den USA, die während der Mitte-Links-Regierungen der Frente-Amplio überwiegend distanziert waren. Das soll sich nun ändern. Die USA wollen Uruguay in ihre geostrategischen Pläne einbinden und politisch-militärisches Terrain zurückgewinnen. In einem ersten Schritt verhandeln beide Länder über den Kauf von drei ausrangierten Küstenschiffen zur Kontrolle der uruguayischen Binnenküste des Rio de la Plata. Uruguay will dafür einen "politischen Preis" aushandeln, was Zugeständnisse an US-Interessen in der Zone bedeuten dürfte.
Welche Rolle dabei der geplante neue Militärstützpunkt Uruguays an seiner Westküste spielt, ist noch ungeklärt. Die militärische Ausrüstung der uruguayischen Streitkräfte ist weitgehend veraltet und in schlechtem Zustand. Der kürzlich verunglückte einzige Militärhubschrauber Bell 212 Twin Hue ist dafür ein Beispiel. Gleichzeitig sollen dem Land inmitten der Pandemie finanzielle Opfer abverlangt werden, um den USA ausrangierte Waffen und militärisches Gerät abzukaufen, wie eine veraltete Boingmaschine für den Truppentransport. Als Begründung dient, dass die Kampfbereitschaft des Landes im Rahmen von UNO-Einsätzen verbessert werden solle.
In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass die USA zwischen 1898 und 1994 insgesamt 40 mal in lateinamerikanischen Staaten militärisch einmarschierten.
Direkt nach seinem Aufenthalt in Uruguay reiste Faller nach Argentinien weiter. Im Vorfeld dieses Besuchs hatte US-Präsident Joe Biden Argentiniens Präsidenten Alberto Fernández zu einer internationalen, online veranstalteten Klimakonferenz eingeladen, an der sich zahlreiche Staatsoberhäupter der Welt beteiligen werden.
Außerdem unterstützt Biden die Position Argentiniens bei den Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds über eine Neuverhandlung von Schuldenrückzahlungen. Die Regierung will die bereits festgelegten Zahlungstermine ändern und eine Vereinbarung über größere Finanzierungsspielräume erreichen.
In Buenos Aires nahm Faller an der Einweihung von drei mobilen Krankenhäusern teil, die für Covid-19-Patienten bereitgestellt wurden. Außerdem spendeten die USA Rettungsausrüstungen für die Zivilverteidigung von Ushuaia, der Stadt im äußersten Süden Argentiniens. Argentinien und die USA nehmen in verschiedenen wesentlichen, die Region betreffenden Fragen konträre Positionen ein, wie im Falle Venezuelas. Argentinien ist jüngst aus der Lima-Gruppe ausgetreten, eine Reihe lateinamerikanischer Regierungen, die im Verbund mit den USA offen den Sturz der sozialistischen Regierung in Venezuela betreiben. Washington setzt unter Präsident Biden vorerst auf Diplomatie, um einen politischen Richtungswechsel in Argentinien zu erreichen.