Chilapa. Der Besuch des Präsidenten von Mexiko, Andrés Manuel Lopez Obrador (Amlo) ist in der Gemeinde von Chilapa im Bundestaat Guerrero auf massive Kritik gestoßen. Mitglieder des Indigenen- und Volksrates von Guerrero-Emiliano Zapata (Cipog-EZ) bezogen Stellung gegen die viertätige Reise des Präsidenten durch den Bundesstaat. Die soziale Organisation ist in mehreren Gemeinden von Chilapa tätig.
Inhalt der Reise des Präsidenten ist nach offiziellen Angaben, Wohlfahtsprogramme und Sozialprojekte unter anderen für die Stadt Chilapa vorzustellen. Angesichts der dramatischen Umstände aufgrund des organisierten Verbrechens, steht der Besuch des Regierungschefs indes heftig in der Kritik. Der Bundestaat Guerrero ist der gewalttätigste Bundesstaat Mexikos, noch vor Morelos, Sinaloa und Michoacán.
Mehr als 10.000 Menschen wurden durch die Gewalt paramilitärischer Gruppen, die unter dem Schutz der Behörden der drei Regierungsebenen und der Armee operieren, vertrieben. Daher wird der Besuch Amlos von der Cipog-EZ als "scheinheilig" angesehen. Der Präsident negiere vollständig seine Verantwortung für die aktuelle Situation und schiebe die Schuld auf vergangene Regierungen. Seit seinem Amtsantritt hätten jedoch Gewalt und Zwangsumsiedlungen zugenommen. Auch würden die offenen Anklagen, zum Teil mit kompletter Beweislage, ignoriert.
Menschen seien aufgrund der extremen Situationen dazu genötigt, sich selbst zu verteidigen und würden dafür von der Regierung attackiert und verurteilt. Ihr Ziel sei es jedoch, "für das Leben in Freiheit zu kämpfen" und sich von den Drogenkartellen und der Komplizenschaft der Regierung zu befreien. Die Cipog-EZ befindet sich im Kampf gegen die paramilitärische Gruppe "Los Ardillos", welche die Familie des lokalen Abgeordneten Bernardo Ortega Jiménez anführt, so die Berichte der Regierung.
Das Wohlfahrtsprogramm stellt in den Augen der Bevölkerung Almosen dar, um sie damit zum Schweigen zu bringen. Ihre Probleme würden damit nicht angegangen werden. Nach Aussagen von Bewohnern handle es sich bei den Projekten viel mehr um Wahlkampf und politische Legitimierung als um wirkliche Hilfe.
Ein Beispiel für die Situation in Chilapa: Vergangen Woche warfen bewaffnete Männer Leichen von drei Personen aus einem Fahrzeug vor einer Tankstelle am Eingang der Stadt, wie die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates Guerrero informiert.
Die Menschen in Guerrero fordern daher Gerechtigkeit für die Folter und das Verschwindenlassen. Anders als der Präsident es behauptet, gehe es Mexiko nicht gut. Das Land schloss das Jahr 2020 mit einem Anstieg der von Drogenkartellen verübten Tötungsdelikte um 3,5 Prozent im Vergleich zu 2019 ab.