Havanna. Sechs Monate nach dem Beginn der nationalen Impfkampagne zur Eindämmung des Corona-Virus ist in Kuba eine langsame und schrittweise Rückkehr zur Normalität in Sicht.
Am vergangenen Donnerstag kündigten die kubanischen Behörden die sukzessive Öffnung gastronomischer Einrichtungen in sieben Provinzen des Landes sowie der Hauptstadt an. So sind seit dem 24. September in Havanna 533 gastronomische Einrichtungen mit entsprechenden "Sicherheitsprotokollen" zum Infektionsschutz wieder geöffnet. Zugleich wurde die seit Januar geltende Ausgangssperre auf die Zeit von 22:30 Uhr bis 5 Uhr morgens reduziert. Ebenso bieten Bürgerämter, Notare und sonstige Behörden seit vergangener Woche den Hauptstädtern wieder Serviceleistungen an.
Möglich wurden diese Lockerungen durch den deutlichen Rückgang der Infektionen in Havanna in den letzten sieben Wochen. Die Zahl der Infizierten sank in diesem Zeitraum von täglich 1.900 auf 450. Die nun verfügten Erleichterungen sollen bei anhaltend niedriger Inzidenz sowie der konsequenten Anwendung der Hygienemaßnahmen beibehalten und auf weitere Regionen ausgeweitet werden.
Entscheidend für die Rückkehr zum Alltag sowie die aus wirtschaftlicher Sicht dringend notwendige Wiederöffnung für den internationalen Tourismus ist die schnelle Impfung und erfolgreiche Immunisierung der gesamten kubanischen Bevölkerung. Seit Beginn der Impfkampagne im Mai dieses Jahren wurden mehr als 18 Millionen Impfdosen verabreicht und dabei vor allem die am stärksten gefährdeten Risikogruppen berücksichtigt. Um alle elf Millionen Kubanerinnen und Kubaner zu impfen setzt die sozialistische Regierung weiterhin auf den Einsatz der selbst entwickelten Vakzine wie Soberana oder Abdala. Diese haben mittlerweile die Notfallzulassung erhalten und stehen in ausreichender Menge zur Verfügung.
Um zu gewährleisten, dass noch in diesem Jahr die gesamte Bevölkerung geimpft wird, wurde mittlerweile mit der Immunisierung der Altersgruppe von zwei bis achtzehn Jahren begonnen.
Die kubanische Regierung erhofft sich von dieser Maßnahme nicht nur eine deutliche Reduzierung der täglich 8.000 Neuinfektionen und damit eine Entlastung des an der Kapazitätsgrenze angelangten Gesundheitswesens, sondern auch eine Wiederbelebung des nahezu zum Stillstand gekommenen Tourismussektors.
Dieser als Motor der Ökonomie geltende Sektor ist dabei nicht nur für die Einnahme von Devisen von strategischer Bedeutung, sondern hat auch erheblichen Einfluss auf andere Sektoren der kubanischen Wirtschaft. Um jedoch das Risiko für den "Import" neuer Corona-Fälle zu dezimieren, hat sich die Regierung für eine kontrollierte und sukzessive Öffnungsstrategie entschieden. So werden zunächst ab dem 1. Oktober im ostkubanischen Holguín zwei Hotels für internationale Gäste geöffnet sowie ein regelmäßiger Flugverkehr mit der kanadischen Fluggesellschaft Air Transat eingerichtet. Vier Wochen später soll ein weiteres in dieser Provinz gelegenes Hotel seine Türen öffnen, bevor dann ab dem 15. November landesweit der Tourismus wieder beginnen soll.