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Handel, Tourismus, Investitionen: Kuba und Russland vertiefen Wirtschaftsbeziehungen

Bei Unternehmertreffen acht Abkommen unterzeichnet. Auch Austausch über Wirtschaftsreformen gestartet

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Kubas Präsident Díaz-Canel und der stellvertretende russische Premierminister Dmitry Chernyshenko beim Abschluss des Unternehmerforums
Kubas Präsident Díaz-Canel und der stellvertretende russische Premierminister Dmitry Chernyshenko beim Abschluss des Unternehmerforums

Havanna. Kuba und Russland haben eine Reihe von neuen Wirtschaftsabkommen unterzeichnet. 52 russische und 106 kubanische Firmen haben vergangenen Mittwoch am 11. bilateralen Unternehmertreffen teilgenommen, mit dem "der Handel und die Wirtschaft des Landes wiederbelebt werden sollen", wie das Nachrichtenportal Cubadebate berichtet. Insgesamt wurden acht Abkommen geschlossen.

Das für Kuba aktuell wichtigste dürfte ein Getreideabkommen sein, das regelmäßige Lieferungen zwischen der russischen Prodintorg Joint Stock Company und Kubas Alimport vorsieht und damit einen Teil der staatlichen Grundversorgung an Lebensmitteln von Weltmarktentwicklungen entkoppelt.

Weitere Verträge betreffen die Bereiche Makroökonomie, Künstliche Intelligenz sowie die Gründung mehrerer Joint-Ventures. Eines der Joint-Ventures soll künftig die Zuckermühle "Uruguay" in Sancti Spíritus betreiben, deren Kapazität auf 150.000 Tonnen pro Jahr ausgeweitet werden soll.

Seit März dieses Jahres akzeptieren kubanische Bankomaten die russischen "MIR"-Karten, die erstmals 2015 ausgegeben worden sind und mittlerweile neben einigen Ex-Sowjetrepubliken auch von Vietnam und Südkorea akzeptiert werden.

Mittelfristig sollen jedes Jahr eine halbe Millionen russische Touristen auf Kuba Urlaub machen. Wie das russische Nachrichtenportal Sputnik berichtet, wird hierfür eine kleine Gemeinde westlich von Havanna zu einem Hotspot für Strand-, Tauch- und Angelurlaub ausgebaut werden. Ab dem 1. Juli werden neue Direktflugverbindungen an den Start gehen, welche die Orte Varadero und Cayo Coco mit Zielen in Russland verbinden.

Auch auf anderen Gebieten planen beide Länder ihre Wirtschaftskooperation zu verstärken. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, will Kuba in einem weitgehenden Schritt russischen Firmen Land für bis zu 30 Jahre zum Nießbrauch übertragen. Darüber hinaus werden russische Unternehmen von Einfuhrzöllen für bestimmte Technologien bei freier Gewinnausfuhr befreit. Der Warenaustausch zwischen beiden Ländern soll durch die Einrichtung einer neuen maritimen Direktverbindung, die zuletzt zu Sowjetzeiten bestand, beschleunigt werden.

Drei russische Banken kündigten an, Filialen auf der Insel eröffnen zu wollen. In einem neuen Geschäft namens "Rusmarket" sollen in Havanna künftig russische Lebensmittel und Haushaltswaren angeboten werden. Darüber hinaus ist geplant, den russischen Rubel zum Zahlungsmittel in Restaurants und Geschäften auf der Insel zu machen.

Einer der größten Automobilhersteller Russlands, das Unternehmen UAZ, wird Fahrzeuge in Kuba montieren. Dies berichtete die russische Zeitung Iswestija. Quellen aus dem Unternehmen selbst haben bekanntgegeben, dass zwischen Juli und August dieses Jahres mit der Montage des Modells SKD auf der Insel begonnen werden soll.

Während des Besuchs der russischen Handelsdelegation wurde die "Antillana de Acero", Kubas einziges größeres Stahl- und Walzwerk, wiedereröffnet. Die Anlage wurde mit einem russischen Kredit in Höhe von 100 Millionen US-Dollar umfangreich saniert.

Kuba und Russland haben auch einen Austausch über Wirtschaftsreformen gestartet. Das russische Stolypin-Institut für Wachstumsökonomie plant hierfür gemeinsam mit kubanischen Fachleuten ein Institut für Wirtschaftstransformation auf der Insel zu errichten. Neben der Einbettung des Privatsektors in das kubanische Modell stehen vor allem Themen wie die (digitale) Verwaltung von Staatsunternehmen auf der Agenda. Darüber hinaus dürften sich beide Länder auch über den Umgang mit Sanktionen austauschen.

Das Handelsvolumen zwischen Kuba und Russland hat sich in den vergangenen Jahren verdreifacht und betrug zuletzt 450 Millionen Dollar. Russland ist einer der engsten Verbündeten Kubas. Mit Beginn des Ukraine-Krieges erneuerte Kuba sein Bekenntnis zum Völkerrecht und forderte eine diplomatische Lösung ein, ließ zugleich keine Zweifel an der Freundschaft mit Russland aufkommen und kritisierte die Politik der Nato-Staaten scharf.

Wie Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel bei seinem Staatsbesuch in Moskau vergangenen November betonte, sollen "die Wirtschaftsbeziehungen auf die Höhe der politischen" gebracht werden.