Brasilien / Soziales

Auswanderung aus Brasilien nimmt drastisch zu

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Immer mehr Brasilianer:innen verlassen ihr Land
Immer mehr Brasilianer:innen verlassen ihr Land

Brasília. Eine Erhebung des Außenministeriums zeigt, dass immer mehr Brasilianer:innen ihr Land verlassen. Rund zwei Prozent der brasilianischen Bevölkerung leben im Ausland.

"Diese Abwanderung von Brasilianern in den letzten Jahren ist beispiellos und stellt in der Tat die größte Diaspora in der brasilianischen Geschichte dar", erklärt Pedro Brites, Dozent beim Think Tank Fundação Getulio Vargas.

2020 lebten der Studie zufolge 4,2 Millionen Brasilianer:innen im Ausland. Dies bedeutet einen Anstieg von 122 Prozent im Vergleich zum Jahr 2012, zu diesem Zeitpunkt lebten nur 1,9 Millionen Bürger:innen außerhalb Brasiliens. 

Die Historikerin Renata Geraissati Castro de Almeida, Migrationsforscherin an der staatlichen Universität Campinas (Unicamp) und der Universität New York, nennt vor allem die ökonomische Krise des Landes als Grund für die hohen Auswanderungszahlen.

Brites kritisiert insbesondere die fehlenden Investitionen in neue Technologien, Wissenschaft, Forschung und Entwicklung. Ebenfalls erklärt er, dass besonders das Jahr 2018 weitere Unsicherheiten für die Bevölkerung gebracht habe ‒ das Jahr, in dem Jair Bolsonaro zum neuen Präsidenten des Landes gewählt wurde.

Laut Rogério Beptistini Mendes, Professor und Soziologe an der Universität Presbiteriana Mackenzie, glauben schon viele Jugendliche nicht mehr an Brasilien als "Land der Zukunft". Er spricht von einem “dunklen Horizont” über dem Land und kritisiert die strukturelle Arbeitslosigkeit, zu der sich Probleme wie Rassismus, Ungleichheit und Ausgrenzung gesellen. "Ohne Arbeit, Einkommen und Hilfeleistungen, in einem absolut feindlichen Szenario, ist Weggehen die Lösung", erklärt er. 

Zwei Prozent der brasilianischen Bevölkerung leben aktuell im Ausland. Davon leben 46 Prozent der Bürger:innen in Nordamerika, 31 Prozent in Europa und 14 Prozent haben sich eines der anderen südamerikanischen Länder ausgesucht.

Eine Untersuchung des Instituts Datafolha aus dem Jahr 2018 ergab bereits, dass vor allem viele jüngere Menschen darüber nachdenken, das Land zu verlassen. Mehr als die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen erwägen, auszuwandern. Sie erhoffen sich vor allem ein sicheres, ruhigeres Leben und eine Perspektive.