Studierende in Chile konfrontieren Regierung von Präsident Boric mit ersten Protesten

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Nicht nur Polizei, auch Straßenhändler gingen gewaltsam gegen Protest der Studierenden vor
Nicht nur Polizei, auch Straßenhändler gingen gewaltsam gegen Protest der Studierenden vor

Santiago de Chile. In Chiles Hauptstadt und in anderen Regionen haben Studierende für eine Aufstockung des Essenszuschusses BAES (Beca de Alimentación de la Educación Superior) demonstriert. Im Verlauf der Proteste wurde ein Demonstrant von einem Polizisten angeschossen und ein weiterer von prügelnden Straßenhändlern krankenhausreif geschlagen.

Gerade einmal zwei Wochen im Amt sahen sich Präsident Gabriel Boric und sein Kabinett mit einem ersten Studierendenprotest konfrontiert. Die Vereinigung der Hochschulstudierenden Confech hatte zu den Märschen aufgerufen, weil der monatliche Essenszuschuss von 32.000 Pesos, etwa 36 Euro, seit 10 Jahren gleichgeblieben ist, während die Preise, insbesondere während der Pandemie, enorm angestiegen sind. Sie fordern eine Erhöhung auf wenigstens 48.000 Pesos (55 Euro) und Weiterzahlung während der Semesterferien zwischen Januar und Februar.

Kurz nach Beginn der Demonstration wurde ein 19-Jähriger von einem Verkehrspolizisten, der angibt in Notwehr gehandelt zu haben, durch einen Schuss schwer im Brustkorb verletzt. Der junge Mann wurde umgehend in ein nahes Krankenhaus eingeliefert und ist außer Lebensgefahr. Die Regierung fordert rückhaltlose Aufklärung und gegebenenfalls Bestrafung des Täters. "Das ist ein außerordentlich schwerer Vorfall, der untersucht werden muss", äußerte Innenministerin Izkia Jasvin Siches vor der Presse. Sie hob auch hervor, dass der Schuss nicht von Bereitschaftspolizei, sondern von einem Verkehrspolizisten abgefeuert wurde.

Im weiteren Verlauf der Proteste kam es an anderer Stelle zu einem weiteren schweren Zwischenfall. Auf der Höhe des ehemaligen Hauptbahnhofs, in einem Bereich mit kleinen Geschäften und weitläufigem Straßenmarkt, wurden die Studierenden von illegal niedergelassenen Straßenhändlern mit Stangen und Knüppeln angegriffen. In diesem Szenario wurde auch eine zivile Person mit Schusswaffe gefilmt.

Ein 16-jähriger Demonstrant wurde mit Gehirnerschütterung, Gesichtsfrakturen, Blutergüssen am ganzen Körper und zeitweiligem Herzstillstand in die Notaufnahme eines Krankenhauses eingeliefert. Er ist inzwischen außer Lebensgefahr.

Nach Aussagen des Vaters des Jungen verhinderte die anwesende Polizei den Überfall nicht und griff erst ein als die Aggression schon in vollem Gange war. Er prangert auch an, dass die Angreifer gezielt und organisiert vorgegangen seien ohne im Geringsten provoziert gewesen zu sein.

Der Bürgersteig wird am Ort des Geschehens von illegalen Straßenhändlern kontrolliert, die dort "Miete"  für Verkaufsplätze verlangen. In der Vergangenheit gingen sie bereits mit den gleichen Mitteln gegen nicht Zahlende vor. Die Gemeindeverwaltung versuchte bisher vergeblich, gegen diese mafiaähnlichen Strukturen vorzugehen, und hat inzwischen Strafanzeige gegen die Verantwortlichen eingereicht.