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Wahlkampf in Kolumbien: Petro geht auf Militär und Polizei zu

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Petro kündigte an, die Lebensbedingungen der Soldat:innen und ihrer Familien verbessern zu wollen
Petro kündigte an, die Lebensbedingungen der Soldat:innen und ihrer Familien verbessern zu wollen

Bogotá. Präsidentschaftskandidat Gustavo Petro richtet sich kurz vor dem zweiten Wahlgang am Sonntag mit direkten Worten an die kolumbianischen Soldaten:innen und Polizist:innen. Für den Fall eines Wahlsiegs verspricht der Linkspolitiker den Mitgliedern der Sicherheitskräfte in einem offenen Brief, ihre prekären Lebenssituationen zu verbessern. Es handelt sich um ein versöhnliche Geste Petros, nachdem von Seiten der Streitkräfte während des Wahlkampfs immer wieder Kritik an seiner Kandidatur geäußert wurde.

Noch vor einigen Wochen war der Ex-Guerillero vom Oberbefehlshaber des Heeres, General Eduardo Zapateiro beschuldigt worden, in der Vergangenheit illegale Gelder entgegengenommen zu haben. Dies wurde zum Auslöser einer großen Kontroverse, da Zapateiro damit gegen die verfassungsmäßige Neutralität des Militärs verstieß (amerika21 berichtete).

In seinem Brief kommt Petro den Streitkräften nun entgegen: Jenseits politischer Debatten wisse er, dass die Soldat:innen und Polizist:innen auch "einfache Kolumbianer wie alle anderen sind" und eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien wollten. Die Sicherheitskräfte würden einen großen Beitrag zum Aufbau Kolumbiens leisten. Jedoch hätten sie keinen angemessenen Wohnraum, keinen gerechten Lohn und keine Möglichkeit, die Ausbildung Ihrer Kinder zu finanzieren.

Deshalb bietet Petro den Sicherheitskräften an, Teil des "Paktes für das Leben und die neue umfassende Sicherheitspolitik" zu sein. Gemeinsam mit dem Privatsenktor soll bezahlbarer Wohnraum gebaut sowie ein Wohlfahrtssystem für sie und ihren Angehörigen geschaffen werden. Zu seinen Vorschlägen gehört auch der Bau neuer Militärkrankenhäuser. Außerdem sollen Polizeischulen verbessert sowie ein Förderplan für Rentner aus diesem Sektor erstellt werden.

Petro führt aus, dass für die Soldat:innen und Polizist:innen das Gesundheitssystem umstrukturiert und neue Schulen sowie Stipendienprogramme für ihre Kinder eingerichtet werden sollen, um ihnen eine bessere Ausbildung zu ermöglichen.

Ein weiterer wichtiger Vorschlag ist, dass der Militärdienst schrittweise in einen Sozialdienst umgewandelt wird. Denn man wolle "keine Friedhöfe voller junger Helden" mehr, die meist selbst aus der ärmeren Landbevölkerung stammen. Zur Umsetzung des Friedensabkommens sollten junge Menschen besser in der Verbrechensbekämpfung, zur Alphabetisierung, zum Schutz des schulischen Umfelds, als Förster oder als Fremdenführer beschäftigt werden.

In seinem Wahlprogramm hatte Petro zudem vorgeschlagen, das Militärbudget – derzeit 3,4 Prozent des BIP – zu kürzen sowie die Polizei und die Sondereinheit Esmad aus dem Zuständigkeitsbereich des Verteidigungsministeriums herauszunehmen.