Bogotá. Seit Anfang Juni befindet sich der kolumbianische Peso (COP) in einem verstärkten Wertverfall gegenüber dem US-Dollar. So erreichte der Peso vergangenen Freitag seinen bisher höchsten Stand von 4.420,5 COP für einen Dollar. Anfang Juni lag der Wechselkurs noch bei etwa 3.700 COP für einen US-Dollar. In den zurückliegenden zwölf Monaten fiel der Wechselkurs um fast 15 Prozent.
Negativ wirkt sich dies aus, wenn der Wertverfall über längere Zeit anhält. Dadurch würden Importpreise vieler Produkte erhöht, wodurch die Zentralbank ihren Leitzins steigern müsste, um eine Inflation aufzuhalten. Dies senkt den Umlauf von COP in nationalen und internationalen Märkten, stärkt zwar den COP, senkt jedoch auch die Investitionen im Land. Außerdem hätte dies eine Verteuerung von Krediten in Dollar zur Folge, wodurch Rückzählungen höher wären als vorgesehen.
Mehrere Gründe spielen in dieser Geldentwertung eine Rolle. Zum einen sind die zurückliegenden Wahlen ausschlaggebend. Die eher progressiven wirtschaftlichen Leitlinien des gewählten Präsidenten Gustavo Petro verunsicherten Finanz- und Marktanalysten. Nationale Unternehmer hatten durchgehend versucht – auch mit illegalen Mitteln – einen Wahlsieg des Linkskandidaten zu verhindern (amerika21 berichtete). Gleichzeitig war aber die Ernennung des Ökonomen José Antonio Ocampo zum Wirtschaftsminister eine für Investoren und Analysten positive Nachricht.
Zum anderen spielen internationale Faktoren in die Abwertung mit rein. Die Leitzinserhöhung der US-Zentralbank übt einen weltweit großen Einfluss aus, mit direkten Folgen auch für den COP. Durch die Leitzinserhöhung möchte die US-Regierung ihre aktuell steigende Inflation aufhalten. Da somit weniger US-Dollars in Umlauf kommen und mehr in Banken gehalten wird, stärkt dies den Dollar gegenüber anderen Währungen.
Verstärkt wird dieser Effekt durch eine höhere Nachfrage nach dem Dollar. Da Analysten eine Rezession durch geringere Produktivität im US-Markt erwarten, suchen Investoren "sicherere Häfen" und investieren in den Dollar als Währung. Bei geringerem Angebot und erhöhter Nachfrage stärkt dies also auch den Dollar gegenüber anderen Währungen.
Zuletzt herrscht, entgegen der üblichen Erwartungen, eine geringere Nachfrage an Fahrzeugkraftstoffen in den USA – trotz Beginn der Reisesaison. Dadurch verringert sich auch der Preis des Rohöls. Da der Preis des COP stark von diesem abhängt, verringert sich mit dem Fall des Ölpreises auch der Wert des COP.
Einfluss hat auch der Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie die damit einhergehenden Sanktionen gegen Russland, die die Preise mehrerer Produkte in der Europäischen Union verteuern. Da durch den Konflikt außerdem Lieferketten in der EU gestört werden, destabilisiert dies auch Märkte auf anderen Kontinenten, aus denen EU-Länder Produkte beziehen.
Kolumbien ist nicht das einzige Land Lateinamerikas, dass einen Wertverfall seiner Landeswährung beobachtet. Den selben Effekt spüren auch Argentinien, Chile, Brasilien, Mexiko und Peru. Auch der Euro und weitere Währungen weltweit stehen einer stärkeren Inflation gegenüber.