Panamazonisches Sozialforum ruft Klimanotstand aus

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Das Panamazonische Sozialforum findet dieses Jahr zum zehnten Mal statt
Das Panamazonische Sozialforum findet dieses Jahr zum zehnten Mal statt

Belém. Die Vertreter:innen nichtstaatlicher Delegationen der neun südamerikanischen Länder des Amazonasbeckens (Brasilien, Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien, Venezuela, Guyana, Surinam und Französisch-Guyana) haben beim diesjährigen Panamazonischen Sozialforum (Fospa) den "Klimanotstand" ausgerufen. Der Lebensraum der im Amazonas-Gebiet angesiedelten Gemeinschaften sei akut gefährdet.

Ende Juli tagten die Delegationen unterschiedlicher Gemeinschaften zum jährlich stattfindenden Fospa im brasilianischen Belém im Bundesstaat Pará. Auf der Konferenz wurde in erster Linie die extraktivistische Politik der Regierungen der Amazonas-Anrainerstaaten angeprangert. Die Indigenenvertreter der Länder fordern einen raschen Paradigmenwechsel, der die biologische Vielfalt und somit den Lebensraum zahlreicher im Amazonasbecken angesiedelter Völker nachhaltig schützen soll. Sie fordern als direkte Betroffene von den Regierungen eine Einbindung in einen "Wandel von unten". Sie sprechen sich dafür aus, den Export von Fleisch, Sojabohnen, Holz, Mineralien, fossilen Brennstoffen und Derivaten für die europäischen, asiatischen und nordamerikanischen Märkte einzuschränken.

Eine Gruppe aus dem bolivianischen Amazonas berichtete unter anderem über ihre Erfahrungen und Fortschritte, die sie bis dato von ihren Gemeinden aus im Kampf um ihre Territorial- und Menschenrechte erzielen konnte. Die Teilnehmer stellten 17 politische Vorschläge und Maßnahmen vor, wie man die Verwüstung indigener Lebensräume vermeiden kann. Schlussfolgernd appellieren sie an die Politik, die Vorschläge, der Klimakrise entgegenzuwirken und mehr Rechte für die "Mutter Erde" zu schaffen, zu konkretisieren. Pläne müssten auf internationaler Ebene in die Praxis umgesetzt und respektiert werden, um der Abholzung und dem Anstieg der Emissionen tatsächlich entgegenwirken zu können.

Neben der Ablehnung der extraktivistischen Politiken fordern die indigenen Delegierten den vollständigen Besitz ihrer Territorien und verlangen dafür rechtliche Garantien. Damit soll der Bergbau gestoppt werden. Der Ansatz des "buen vivir" (gutes Leben) soll im gesamten Amazonasbecken aktiv umgesetzt werden (amerika21 erklärt).

In Bolivien sei die Lage laut den Referent:innen besonders ernst. In den vergangenen Monaten haben sich die gewaltsamen Enteignungen von bäuerlichem und indigenem Grundbesitz durch gewalttätige Gruppen gehäuft. Die Eindringlinge geben sich als Anhänger:innen der Regierungspartei Bewegung zum Sozialismus (MAS) aus, dessen Parteivorsitzender der indigene Ex-Präsident Boliviens Evo Morales ist.

Die Delegationen hielten beim Fospa abschließend fest, dass die Völker im Amazonasbecken für eine radikale Verteidigung ihrer Menschenrechte sowie ihr Recht auf Bildung, Kommunikation und Gesundheit aus einer popularen, interkulturellen, gemeinschaftlichen, kritischen und antikolonialen Perspektive einstehen würden.

Zu den zukünftigen Projekten zählen unter anderem die Aufstockung der indigenen und bäuerlichen Wachen, um den Schutz der Territorien zu gewährleisten, sowie Kampagnen, die auf die Verfolgungen, Drohungen, Entführungen, Vertreibungen und Ermordungen, denen Indigene und Bäuer:innen ausgesetzt sind, aufmerksam machen sollen.

Das Panamazonische Sozialforum findet dieses Jahr zum zehnten Mal statt. Es agiert als Netzwerk, dass darauf ausgerichtet ist den Basisprozess des Widerstands in den Fokus zu rücken. Mit der Gestaltung von Alternativen zum in Lateinamerika vorherrschenden extraktivistischen Wirtschaftsmodell und der Anprangerung von Menschenrechtsverletzungen will das Forum auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene an Einfluss zu gewinnen.