Buenos Aires/Xiamen. Der argentinische Botschafter in China, Sabino Vaca Narvaja, hat bekannt gegeben, dass Argentiniens Präsident Alberto Fernández einen Brief an seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping geschickt hat, um den Beitritt zu Brics formell zu beantragen. China hat zur Zeit den Vorsitz in der Staatengruppe inne, die aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika besteht.
Vaca Narvaja teilte dies am Mittwoch auf dem Brics-Forum in der chinesischen Küstenstadt Xiamen mit. Der Botschafter betonte in seiner Rede, dass die argentinische Regierung in Brics "eine hervorragende Alternative für die Zusammenarbeit angesichts einer Weltordnung sieht, die sich als von einigen wenigen und zu deren Vorteil geschaffen erwiesen hat".
Nach Angaben der Botschaft sind auf dem Forum, bei dem der chinesische Vize-Industrieminister und die Botschafter Brasiliens, Südafrikas und Russlands teilnahmen, unter anderem die Vorteile und der Nutzen einer Aufnahme Argentiniens in die Gruppe erörtert worden. Argentinien sei dabei als weltweit führendes Land in der Lebensmittelproduktion und mit einem Energiepotenzial hervorgehoben worden, das die Brics-Mitglieder als "Schlüsselfaktor" für den Übergang zu sauberen Energiequellen betrachten.
Der aktuelle Pro-Tempore-Vorsitz Argentiniens in der Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten (Celac) sei auch als "Zeichen von Führung auf regionaler politischer Ebene" zu betrachten.
Das argentinische Außenministerium teilte letzte Woche mit, dass der indische Außenminister Subrahmanyan Jaishankar die volle Unterstützung seines Landes für die Aufnahme Argentiniens in die Gruppe erklärt habe.
Im April hatten der argentinische Außenminister Santiago Cafiero und Indiens Premierminister Narendra Modi in Neu-Delhi eine Erhöhung der Einfuhren von Sojaschrot auf 550.000 Tonnen vereinbart.
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Präsident Fernández hatte auf dem letzten Brics-Gipfeltreffen der Staatsoberhäupter das Bündnis als "Gruppe mit dem größten wirtschaftlichen und politischen Einfluss auf globaler Ebene" bezeichnet. "Aus diesem Grund", so Fernández, "müssen wir unsere Politiken koordinieren, unsere Industrie- und Lieferketten sicher und ungehindert halten und uns gemeinsam für eine integrative, nachhaltige Entwicklung und ein widerstandsfähiges Wirtschaftswachstum einsetzen“.
Die einflussreiche argentinische Online-Nachrichtenplattform Infobae hat indes Bedenken gegenüber einem Beitritt Argentiniens vorgetragen. Infobae wurde 2002 von dem Geschäftsmann Daniel Hadad gegründet, hat Hauptsitze in Buenos Aires und Miami, sowie weitere Niederlassungen in New York, Mexico-Stadt, Bogotá, São Paulo, Lima und Madrid.
Die Regierung Argentiniens solle der Bekämpfung von Inflation und Armut Vorrang vor einem Beitritt zu Brics einräumen, Mechanismen zur Schaffung von Arbeitsplätzen entwickeln, Investitionen ins Land holen und "dabei geopolitische Erwägungen außer Acht lassen, die sich derzeit unserer Kontrolle entziehen", so der prominente Meinungsbeitrag auf Infobae, den ein früherer Botschafter Argentiniens verfasst hat, der diese Funktion in den USA, in der Europäischen Union, in Brasilien und China ausübte.
Durch Russlands Einmarsch in der Ukraine, durch den Anspruch Irans auf Aufnahme und durch die Verschärfung des Konflikts zwischen China und den USA, in dem letztere "China als Hauptfeind definiert" hätten, seien gegenwärtig die Bedingungen für einen eventuellen Beitritt Argentiniens zu dieser Gruppe nicht gegeben.
Die Brics-Staaten repräsentieren 42 Prozent der Weltbevölkerung, 30 Prozent der Gesamtfläche des Planeten und 24 Prozent der Weltwirtschaftsleistung. Mehrere Länder, wie unter anderem Argentinien, der Iran, Nigeria, Indonesien und Saudi-Arabien sind an einer engeren Zusammenarbeit bis hin zu einer Mitgliedschaft interessiert.