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Sprecher von radikaler Mapuche-Organisation drohen in Chile 25 Jahre Haft

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Bei der Demonstration am Tag der Menschenrechte in Santiago war die Freilassung der Gefangenen aus der "Coordinadora Arauco-Malleco" eine der Forderungen
Bei der Demonstration am Tag der Menschenrechte in Santiago war die Freilassung der Gefangenen aus der "Coordinadora Arauco-Malleco" eine der Forderungen

Temuco. Die Staatsanwaltschaft von Araucanía fordert 25 Jahre Haft für Hector Llaitul, den Mitbegründer und Sprecher der militanten Mapuche-Organisation CAM (Coordinadora Arauco Malleco).

Llaitul wurde am 24. August festgenommen und ist seitdem in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm "Verherrlichung und Aufstachelung zur Gewalt", Holzdiebstahl, Angriff auf die Staatsgewalt, Landbesetzung sowie Übergriffe auf Privateigentum vor.

Aus Sicht des Angeklagten geht es um seinen Einsatz für die Rückgabe angestammter Gebiete, die der chilenische Staat nach der spanischen Kolonialzeit widerrechtlich an sich genommen hat.

Wallmapu, so die Bezeichnung des von Mapuche bewohnten Gebietes im Süden Chiles, wurde erstmals von spanischen Kolonisatoren bedroht. Die Indigenen wehrten sich vehement dagegen. Im Januar 1641 kam es im Parlament von Quilin zum Friedensschluss. Die Mapuche erklärten sich formell zu "Untertanen der spanischen Krone" und bekamen als Gegenleistung das Gebiet südlich des Flusses Bio-Bio zugesprochen, das die Spanier in der Folgezeit nicht mehr betraten.

Mit der Unabhängigkeit Chiles wurde dieser Vertrag vom neu gegründeten Staat ignoriert. Es kam zur "Befriedung der Araucania", was die militärische Niederwerfung der Mapuche und ihre Umsiedlung in Reservate zur Folge hatte. Das so gewonnene Gebiet wurde vom Staat großzügig an europäische Siedler und Investoren vergeben. Während der Diktatur unter Augusto Pinochet (1973-1990) wurde mit Staatshilfe die industrielle Forstindustrie hochgezogen.

Llaitul ist Mitbegründer und Sprecher der 1998 gegründeten Cam, einer der radikalen Mapuche-Organisationen, welche die Rückgabe von Gebieten und den Rückzug der, "kapitalistischen Industriebetriebe" verlangen. Sie sehen in der Landnahme des Wallmapu durch Staat und Industrie einen terroristischen Akt, der Angriffe auf Forstbetriebe, Fahrzeuge und Siedler rechtfertige.

Rodrigo Román, anerkannter Rechtsanwalt in Menschenrechtsfragen, ist der Verteidiger Lleituls. Nach seiner Auffassung bezieht sich die Anklage lediglich auf Äußerungen des CAM-Sprechers, ein Zusammenhang zwischen diesen und den ihm zur Last gelegten Taten sei nicht herstellbar. Es handle sich folglich um den Versuch, einen Sprecher der indigenen Gemeinschaft mundtot zu machen.

Llaitul befindet sich zusammen mit weiteren Mapuche in Valdivia in U-Haft und hat sich dort dem am 29. November begonnenen Hungerstreik angeschlossen. Die Gefangenen wollen eine Überführung nach Temuco erreichen, wo es einen speziell für Mapuche eingerichteten Bereich gibt.