Wegen "Gesundheitsnotstand": Kubanische Ärzte helfen in Italien

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Occhiuto begrüßte die ersten 50 Mitglieder der medizinischen Brigade
Occhiuto begrüßte die ersten 50 Mitglieder der medizinischen Brigade

Catánzaro. 51 kubanische Mediziner sind Ende Dezember in Catánzaro, der Hauptstadt der süditalienischen Provinz Kalabrien eingetroffen. Sie gehören zu den fast 500 Fachärzten, die in den kommenden Monaten in kalabrischen Krankenhäusern arbeiten werden.

Basis dafür ist ein bilaterales Abkommen, das im August des vergangenen Jahres vom Präsidenten der Region, Roberto Occhiuto, und der kubanischen Regierung unterzeichnet wurde (amerika21 berichtete), um den Ärztemangel zu beheben.

Occhiuto betonte bei der Ankunft, dass "wir froh über die Möglichkeit sind, hochspezialisierte Ärzte zu haben". Dies sei eine Initiative, die nach seiner Einschätzung "ein Modell auch für andere Regionen" sein könnte, in denen medizinisches Personal gebraucht werde. Der Regionalpräsident, der auch das Amt des Gesundheitskommissars bekleidet, stellte klar, dass es sich bei diesem Programm "um ein außergewöhnliches, aber grundlegendes Instrument für Notfälle" handelt. Die kubanischen Spezialisten hätten "einen Einjahresvertrag" und würden den Krankenhäusern von vier Städten zugewiesen werden.

Während ihres Besuchs in Catánzaro erklärte Mirta Granda Averhoff, kubanische Botschafterin in Italien: "Unsere Ärzte sind gekommen, um gemeinsam mit ihren italienischen Kollegen an der Verbesserung des Gesundheitssystems in Kalabrien mitzuwirken."

Die Ärztegruppe startete am 2. Januar mit dem Sprachstudium an der Universität von Kalabrien und wird anschließend in den Krankenhäusern arbeiten.

Für Kalabrien gehe es darum, die Versorgung der Bürger "angesichts eines Gesundheitsnotstands" zu gewährleisten, so Occhiuto. Er wies darauf hin, dass die kubanischen Mediziner "den italienischen Ärzten keine Arbeit wegnehmen", sondern "uns helfen, die Krankenstationen und Krankenhäuser offen zu halten". Seine Regierung suche noch immer über Ausschreibungen nach italienischen Fachkräften, aber jetzt habe die Gefahr bestanden, "dass wir die Gesundheitseinrichtungen wegen Personalmangels schließen müssen", führte er weiter aus.

Auch der Stadtrat begründete die Entscheidung für die Zusammenarbeit mit Kuba damit, dass Italien mit einem Mangel an medizinischem Personal konfrontiert ist, insbesondere in der Region Kalabrien.

Zur Vorgeschichte gehört, dass kubanische medizinische Brigaden des Henry Reeve Kontingents im Jahr 2020 unter anderem in der Lombardei bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie unterstützt hatten. Für ihre Arbeit wurden sie mehrfach ausgezeichnet und gelten als Beispiel für das humane Prinzip der kubanischen Medizin.

Unterdessen gibt es an diesem aktuellen humanitären Hilfsprojekt von oppositionellen Politikern, italienischen Ärzteverbänden und einigen Menschenrechtsgruppen Kritik, weil der Einsatz der kubanischen Ärzte reguliert ist. So sollen sie zum Beispiel private Aktivitäten vom Koordinator ihrer Brigade genehmigen lassen und erhalten von den Zahlungen, die in Euro erfolgen, nur ein Viertel für sich. Dies, da ihre Ausbildung in Kuba staatlich finanziert ist und die Deviseneinnahmen in das Gesundheitssystem und in die Einrichtungen für medizinische Ausbildungen reinvestiert werden. Italienische Ärzteverbände stellten zudem die Qualifikation der kubanischen Mediziner in Frage, da diese nicht "nachprüfbar" und mit europäischen Standards nicht vergleichbar sei.

"Sie haben versucht, uns mit Polemiken und bürokratischen Hürden aufzuhalten, aber wir haben es geschafft und werden uns nicht aufhalten lassen", merkte der kalabrische Präsident dazu an.