US-Sanktionen sind schlecht für Ihre Gesundheit!

Vor dem Hintergrund der grausamen US-Sanktionen haben venezolanische Ärzte und Forscher wichtige Durchbrüche im Gesundheitssektor erzielt

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US-Sanktionen haben die Gesundheitsversorgung in Venezuela stark beeinträchtigt
US-Sanktionen haben die Gesundheitsversorgung in Venezuela stark beeinträchtigt

In meiner letzten Kolumne habe ich über die Herausforderungen und Durchbrüche der wissenschaftlichen und technologischen Innovation in Venezuela inmitten einer US-Wirtschaftsblockade gesprochen, insbesondere im Bereich der Gesundheitsversorgung.

In einem Bericht aus dem Jahr 2019 schätzt die in Washington ansässige Denkfabrik Center for Economic and Policy Research (CEPR), dass mehr als 300.000 chronisch Kranke gefährdet sind, weil das Land Schwierigkeiten hat, HIV-, Bluthochdruck- und Diabetes-Medikamente zu beschaffen. Und im Jahr 2019 standen die schlimmsten Sanktionen erst noch bevor...

Wenn die Situation für chronisch Kranke schon düster war, so war sie für diejenigen, die an seltenen Krankheiten leiden, die spezielle Behandlungen erfordern, noch schlimmer.

Manche Situationen erfüllen uns mit Wut und Empörung, wie die Einstellung des Citgo-Programms, das venezolanischen Kindern die Behandlung von Leukämie und anderen schweren Krankheiten im Ausland finanzierte. Das Programm wurde eingestellt, als diese US-Tochterfirma des staatlichen Ölkonzerns PDVSA in die Hände der Opposition fiel.

Manchmal wird von Sanktionen als einem abstrakten Phänomen gesprochen. Meines Erachtens fehlt es an einer Erklärung, wie ein vom Finanzministerium in Washington veröffentlichtes Dokument die Gesundheit eines Großvaters oder einer Großmutter in einem venezolanischen Barrio beeinflussen kann.

Unredliche Politiker und Journalisten nutzen das aus, um zu behaupten, dass "Sanktionen nur die Mächtigen betreffen". Aber in meinen Gesprächen mit Mitarbeitern des Gesundheitswesens habe ich einige sehr konkrete Beispiele kennengelernt.

Aktuell haben sich die Behörden bei der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation beklagt, dass Venezuela aufgrund einseitiger Zwangsmaßnahmen keine Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel für Babys kaufen kann, die an angeborenen Stoffwechselstörungen (IME) leiden, einer genetischen Erkrankung, die das normale Verhalten von Zellen, Organen und Systemen beeinträchtigt. Die Medikamente werden nur in Dänemark hergestellt, und die Lieferanten verweigern den Handel mit unserem Land.

Ebenso hat Venezuela informiert, dass es derzeit seine 19 Linearbeschleuniger nicht betreiben kann. Dabei handelt es sich um hochentwickelte Geräte für die Strahlentherapie von Krebspatienten, die von Firmen wie Siemens, Electra usw. hergestellt werden. Da die Länder, in denen sie ihren Sitz haben, Sanktionen gegen Venezuela aufrechterhalten, verkaufen diese Multis keine Geräte mehr an venezolanische Einrichtungen. Sie weigern sich auch, Ersatzteile oder technische Unterstützung zu liefern, wodurch mehr als 90 Prozent der Strahlentherapiepatienten gefährdet sind.

In bestimmten Fällen versuchen multilaterale Organisationen wie die Panamerikanische Gesundheitsorganisation, durch die Eröffnung von Ausschreibungen dazwischen zu gehen, um internationalen Partnern mehr "Sicherheit" zu bieten. Aber auch diese Versuche sind nicht von Erfolg gekrönt. Niemand, oder fast niemand, wagt es, sich Venezuela zu nähern, um nicht wegen Verstoßes gegen die US-Sanktionen ins Visier genommen zu werden, die Haftstrafen von bis zu 20 Jahren oder millionenschwere Geldstrafen vorsehen, die Unternehmen einfach nicht riskieren wollen.

Wenn die US-Sprecher mit den Auswirkungen der Zwangsmaßnahmen auf die Menschenrechte der Zivilbevölkerung konfrontiert werden, verstecken sie sich immer hinter dem Gerede von "humanitären Ausnahmen". Doch selbst venezolanische Nichtregierungsorganisationen, die keineswegs auf der Seite der Regierung stehen, haben erklärt, dass diese Ausnahmen angesichts der "Übererfüllung" der Sanktionen so gut wie nutzlos sind.

Einseitige Zwangsmaßnahmen sind ein erdrückender und grausamer Teil unserer Realität. Für einige Sprecher und Regierungsvertreter scheint es ein gewisser "Trost" zu sein, sie einfach vor einer internationalen Gemeinschaft anzuprangern, die nichts dagegen unternehmen wird.

Meines Erachtens ist es viel interessanter, die Bemühungen hervorzuheben, wie an vielen verschiedenen Fronten gegen die Blockade gekämpft wird. Und in der medizinischen Forschung gibt es mehrere inspirierende Fälle.

Vor einigen Wochen habe ich mit dem Geburtshelfer und Perinatologen Carlos Bermudez gesprochen, der eine neuartige Technik entwickelt hat, mit der Spina bifida und Myelomeningozele bei Föten auf weniger invasive Weise operiert werden können.

Dieses Verfahren minimiert das Risiko einer Frühgeburt, das mit dieser fötalen Operation verbunden ist, und garantiert eine bessere Lebensqualität für Kinder mit dieser Krankheit. Das ist unter den gegenwärtigen Bedingungen der Forschung in Venezuela ein außerordentlicher Fortschritt. Die Operation wird seit Ende 2022 in verschiedenen öffentlichen Krankenhäusern durchgeführt.

Diese venezolanischen Ärzte sind auch Pioniere auf dem Gebiet der perkutanen Sklerotherapie, denn bis vor kurzem wurden in den Industrieländern bei neonatalen pulmonalen Pathologien offene Operationen mit großem Risiko und sehr schlechten Ergebnissen durchgeführt. In Venezuela wurde dagegen eine ambulante Technik entwickelt, deren Kosten sich auf ein bis zwei US-Dollar belaufen, das heißt auf den Wert einer Polidocanol-Ampulle und eines Injektors. Heute ist diese Technik weit verbreitet und wird in der ganzen Welt eingesetzt.

Die regenerative Medizin ist ein weiterer Bereich mit vielversprechenden Ergebnissen. Forscher, die mit Stammzellen arbeiten, haben Fortschritte bei der Knochenregeneration bei Kindern mit angeborenen Krankheiten erzielt. Auch für dermatologische und ophthalmologische Probleme sind neue Behandlungsmöglichkeiten entwickelt worden.

Neben den Bemühungen unserer Ärzte und Forscher haben wir auch Hilfe von verbündeten Nationen erhalten. Ein Kooperationsabkommen mit Russland hat Tausenden von Diabetikern eine kostenlose Behandlung ermöglicht. Außerdem hat die Regierung eine mit russischer Technologie gebaute Insulinfabrik angekündigt, die in naher Zukunft eingeweiht werden soll.

Was Krebspatienten betrifft, so gab es eine Zusammenarbeit mit dem Iran, einem anderen Land, das mit der harten Realität von Zwangsmaßnahmen sehr vertraut ist. Zu diesen Bemühungen gehört auch technische Hilfe bei der Ausbildung von Fachpersonal, da die meisten Geräte für das venezolanische Gesundheitspersonal völlig neu sind.

Wenn ich mir die Kolumne noch einmal durchlese, gehen mir viele verschiedene Gefühle durch den Kopf. Es ist unglaublich empörend zu sehen, wie der von den USA unterstützte Kandidat genau den Leuten, die uns heute (einen Patienten nach dem anderen) erwürgen, verspricht, dass Venezuela wieder "ein verlässlicher Partner"1 sein wird.

Letzten Endes kann ich es niemandem verübeln, dass er heute kein Optimist ist. Aber die Liebe zu Venezuela und der Wunsch, zu kämpfen, sind sehr lebendig. Und so geht der Kampf weiter!

  • 1. Edmundo González, der Präsidentschaftskandidat der von den USA unterstützten rechten "Einheitlichen Plattform", hatte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt erklärt, der Wahlprozess sei entscheidend, um "Venezuela zu einem verlässlichen Partner zu machen."