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Chile: Verheerende Waldbrände erschüttern das Land

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Mindestens 26 Menschen sind bereits in den Bränden umgekommen, 977 Menschen wurden verletzt
Mindestens 26 Menschen sind bereits in den Bränden umgekommen, 977 Menschen wurden verletzt

Santiago. Seit Anfang Februar werden viele Regionen im Zentrum und im Süden Chiles von dramatischen Waldbränden heimgesucht. Derzeit gibt es 311 Brände, von denen 180 unter Kontrolle gebracht werden konnten. Die chilenische Regierung begrüßt indes die Ankunft internationaler Hilfskräfte aus vielen lateinamerikanischen Ländern und aus Spanien, die bei der Eindämmung der Brände, die bereits mindestens 26 Menschenleben gekostet haben, helfen sollen.

Chile hat sich bereits an die traurige Realität der Waldbrände in den Sommermonaten gewöhnt, aber das diesjährige Ausmaß übertrifft mit bisher über 350.000 Hektar die betroffene Fläche des letzten Jahres bereits um das Fünffache.

Viele fühlen sich an die Großbrände erinnert, die das Land 2017 getroffen haben (amerika21 berichtete). Damals starben elf Menschen und 467.000 Hektar wurden vom Feuer verschlungen.

Laut dem Bericht des Nationalen Dienstes für Katastrophenvorsorge und -bewältigung (Senapred) sind derzeit mindestens 26 Menschen in den Bränden umgekommen und 977 Menschen wurden verletzt. Hunderte von Menschen haben durch die Brände ihre Häuser verloren.

Für die Regionen Ñuble, Biobío und La Araucanía gilt weiterhin die Alarmstufe Rot. In anderen Regionen wurden Warnungen herausgegeben.

In Ñuble, Biobío und La Araucanía, die sich im Katastrophennotstand befinden, sind nach Angaben von Verteidigungsministerin Maya Fernández Tausende Soldaten im Einsatz. Sowohl in der Region Ñuble als auch in Araucanía wurde ein Leiter der nationalen Verteidigung ernannt, der die Kontrolle übernommen hat und alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel einsetzt, um den Notstand zu bewältigen, so Vizeadmiral Alberto Ahrens.

Darüber hinaus werden die nationalen Streitkräfte von internationalen Brigadist:innen unterstützt. Nach Angaben der Regierung sind Helfer:innen aus zahlreichen lateinamerikanischen Ländern unter anderem 300 aus Mexiko sowie 50 Angehörige einer spanischen Militäreinheit an den Löscharbeiten beteiligt. Während die Löscharbeiten noch im Gange sind, bemüht sich das Innenministerium außerdem um eine rasche Unterstützung für die Opfer.

Wissenschaftler:innen gehen seit Jahren davon aus, dass die klimatischen Bedingungen in Chile durch die globale Erwärmung extremer und damit anfälliger für Brände werden, weil die Temperaturen steigen und die Niederschläge abnehmen.

Auch Präsident Gabriel Boric äußert sich besorgt und sagt: "In den letzten Jahren hat unser Land die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen. Wir werden zu einem der brandgefährdetsten Gebiete der Welt".

Als Reaktion auf diese Vorhersagen fordern viele eine Regulierung der forstwirtschaftlichen Monokulturen, die in Chile, dem zweitgrößten Zelluloseproduzenten Lateinamerikas, über drei Millionen Hektar Land einnehmen und die massive Ausbreitung von Bränden begünstigen.

Ein aktueller Gesetzentwurf, der eine Umweltverträglichkeitsprüfung für forstwirtschaftliche Projekte vorschreibt, wurde jedoch gerade im Kongress verwässert, indem die Größe der zu prüfenden Fläche ausgeweitet wurde: Nur Projekte, die größer als 250 Hektar sind (das entspricht der Fläche von mehr als 300 Fußballfeldern), sollen einer Bewertung unterzogen werden. Vorgeschlagen war ursprünglich, dass alle Monokulturprojekte mit exotischen Arten, die größer als 20 Hektar sind, dieser Prüfung unterzogen werden, um die Auswirkungen auf das Ökosystem zu untersuchen und abzumildern.