Kuba / Wirtschaft

Rationierung und Einsparmaßnahmen wegen Treibstoffknappheit in Kuba

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In Havanna gelten Abgabelimits von 100 Liter Diesel bzw. 40 Liter Benzin pro Fahrzeug
In Havanna gelten Abgabelimits von 100 Liter Diesel bzw. 40 Liter Benzin pro Fahrzeug

Havanna. Der akute Treibstoffmangel hat in Kuba zu weitreichenden Einsparmaßnahmen geführt. Kubas Regierung kündigte die Rationierung von Treibstoff an den Tankstellen an, der öffentliche Personennahverkehr wird zurückgefahren. Mehrere Universitäten setzen den Präsenzunterricht in der letzten Aprilwoche aus. Auch die diesjährige 1.-Mai-Parade wird nicht wie gewohnt stattfinden.

Die Universität von Santa Clara kündigte an, erst am 3. Mai wieder in den Präsenzbetrieb zu starten. Studierende sind angehalten, sich kommende Woche über das Moodle-Onlineportal der Einrichtung mit Übungsaufgaben zu versorgen, Dozierende erhalten für die Zeit kostenlosen Internetzugang. Auch die Universitäten von Holguín, Artemisa, Sancti Spíritus, und die landwirtschaftliche Hochschule von Havanna setzen kommende Woche den Präsenzunterricht aus, die Studentenunterkünfte sind dann teilweise geschlossen.

Die Hochschulen von Pinar del Río, Cienfuegos, Matanzas, Camagüey, Las Tunas, die Universität Havanna (UH) und die Technische Universität Havanna (CUJAE) werden den Präsenzbetrieb am Montag unter Anpassungen fortsetzen. So finden in der UH kommende Woche keine Prüfungen statt. Dozenten sind dazu angehalten, beim Unterrichtsbeginn auf extreme Verspätungen keine Rücksicht zu nehmen und Inhalte möglichst online verfügbar zu halten.

Kubas Energieminister Vicente de la O Levy gab die Entscheidung der Regierung bekannt, Treibstoff in den kommenden Wochen zu rationieren. Derzeit stünden nur 400 der 500 bis 600 Tonnen zu Verfügung, die das Land jeden Tag verbraucht. Die Ursache sind dem Minister zufolge Ausfälle und Verzögerungen zentraler Lieferanten. Hinzu kommt, dass Kuba aufgrund laufender Wartungsarbeiten der Großkraftwerke verstärkt Dieselkraftstoff für die Stromerzeugung nutzt, der für den Verkehrssektor fehlt. Laut O Levy soll die Situation noch über den Mai anhalten, wobei bereits "erste Lieferanten wieder ihren Verpflichtungen nachkommen".

Die Maßnahmen sehen vor, die Abgabe von Kraftstoff an Tankstellen stark zu begrenzen um "vitale Dienstleistungen" wie Krankentransporte, Dialyse, Wartungsfahrzeuge von Telefon- und Stromversorger sowie Bestattungsdienste aufrecht zu erhalten. In Havanna sind Abgabelimits von 100 Liter Diesel bzw. 40 Liter Benzinkraftstoff pro Fahrzeug in Kraft getreten.

Die Provinz Villa Clara kündigte die zeitweise komplette Aussetzung des freien Verkaufs an. "Mit voller Transparenz teilen wir Ihnen mit, dass wir heute nicht über die nötige Treibstoffmenge verfügen, um den Verkauf zu organisieren", hieß am Samstag auf der Seite des Bürgerportals "Soy Villa Clara". Nur "zugelassenen privaten Beförderungsunternehmen für den öffentlichen Verkehr" kann eine Mindestmenge garantiert werden.

Statt der großen Demonstration am 1.Mai auf dem Revolutionsplatz mit bis zu 900.000 Teilnehmern soll es im Laufe dieser Woche mehrere kleine Veranstaltungen in Nachbarschaften, Betrieben und Bildungseinrichtungen geben. Am ersten Mai selbst wird es dann einen kleineren Demonstrationszug entlang der Uferpromenade Malecón geben. Dies gab der Generalsekretär des Gewerkschaftsdachverbands CTC, Ulises Guilarte de Nacimiento, auf einer Pressekonferenz am Dienstag mit. "Die schwierige wirtschaftliche Lage, insbesondere die Einschränkungen bei der Treibstoffversorgung, haben uns dazu veranlasst, die ursprüngliche Planung für die Feierlichkeiten zum Internationalen Tag der Arbeit zu verändern", erklärte er.