Russland / Politik

Außenminister von Russland besucht Brasilien, Venezuela, Nicaragua und Kuba

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Außenminister Sergej Lawrow mit seinem brasilianischen Amtskollegen Mauro Vieira am Montag in Brasília
Außenminister Sergej Lawrow mit seinem brasilianischen Amtskollegen Mauro Vieira am Montag in Brasília

Brasília et al. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat eine Arbeitsreise nach Brasilien, Venezuela, Kuba und Nicaragua begonnen. In Brasília wurde er am Montag von seinem brasilianischen Amtskollegen Mauro Vieira empfangen.

Sie erörterten unter anderem die Lage in der Ukraine und mögliche Wege zur Lösung des Konflikts. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärte Vieira, dass seine Regierung bereit sei, sich an einer "friedlichen Lösung" zu beteiligen. Er bekräftigte die Position, die einen schnellstmöglichen Waffenstillstand, die "Achtung des humanitären Rechts" und die Wiederherstellung eines dauerhaften Friedens unterstützt und sprach sich gegen antirussische Sanktionen aus. Diese wirkten sich negativ auf die Wirtschaft vieler Länder aus, so Vieira.

Lawrow dankte der brasilianischen Seite "für ihren Beitrag zur Lösung dieses Konflikts, den wir dauerhaft und unverzüglich lösen müssen".

Für den Abend war ein Treffen Lawrows mit Präsident Luiz Inácio Lula da Silva vorgesehen.

Laut einer Erklärung des russischen Außenministeriums sind bei der fünftägigen Reise Treffen mit den Staatsoberhäuptern und Außenministern dieser Länder vorgesehen. Ziel sei die Stärkung "einer für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit“ unter anderem in den Bereichen Politik, Handel, Bildung und humanitäre Hilfe.

Für die russische Seite gehe es darum, "die Verhandlungen auf die Stärkung der internationalen Rechtsgrundlagen der modernen Welt zu konzentrieren, deren Grundgerüst die Charta der Vereinten Nationen ist."

Vor seinem Besuch schrieb Lawrow einen Artikel für die brasilianische Zeitung Folha de S. Paulo und die mexikanische Wochenzeitschrift Buzos, der am 13. April erschien und in zahlreichen lateinamerikanischen Medien aufgegriffen wurde.

Die Lage in der Welt bleibe äußerst angespannt und verschlechtere sich in vielerlei Hinsicht weiter, heißt es darin. "Der Hauptgrund dafür ist das Beharren des sogenannten historischen Westens – angeführt von den USA – , seine globale Dominanz aufrechtzuerhalten und die Entwicklung und Konsolidierung neuer Machtzentren zu verhindern", so Lawrow.

Der Westen versuche, der internationalen Gemeinschaft eine unipolare und neokoloniale Weltordnung aufzuzwingen, weshalb er zu Einmischung, ideologisch motivierten Operationen zum Sturz unliebsamer Regierungen, einseitigen Zwangsmaßnahmen und Cyberkriegen greife.

Viele Völker der Welt hätten die Folgen bereits zu spüren bekommen, darunter die Völker Kubas, Venezuelas, Jugoslawiens, des Irak, Afghanistans, Libyens und Syriens, heißt es in dem Artikel.

Heute werde entschieden, "ob die zukünftige Weltordnung wirklich gerecht, demokratisch und polyzentrisch sein wird, wie es die UN-Charta verlangt", oder ob die USA und ihre Verbündeten ihre Agenda zum Nachteil anderer verfolgen könnten und deren Ressourcen ausbeuten. Darum gehe es bei dem Konzept der "regelbasierten Ordnung". Die westlichen Metropolen bezweckten damit, die Ziele und Grundsätze der UN-Charta zu ersetzen.

"Diese einfache Wahrheit wurde bereits von vielen Ländern verstanden, die eine unabhängige Agenda verfolgen, die sich in erster Linie auf ihre nationalen Interessen stützt", so der Außenminister. Es sei kein Zufall, dass weltweit die Bemühungen zunähmen, im Außenhandel vom Dollar wegzukommen und eine Infrastruktur zu schaffen, die vom Westen nicht kontrolliert werden könne. Ebenso sei es "logisch, dass etwa drei Viertel der Staaten der Welt, einschließlich unserer lateinamerikanischen Partner, sich den antirussischen Sanktionen nicht angeschlossen haben. Dafür sind wir ihnen dankbar".

Die sich rasch verändernde geopolitische Landschaft biete neue Möglichkeiten für den Ausbau einer für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit zwischen Russland und den Ländern Lateinamerikas, die in der multipolaren Welt eine immer sichtbarere Rolle spielten. Die Region habe für Russland einen eigenen Stellenwert in seiner Außenpolitik. "Wir wollen nicht, dass Ihre Region zu einem Schlachtfeld zwischen den Mächten wird", betonte der Chefdiplomat.

Die Kooperation mit den Ländern der Region definierte er als "basierend auf einem unideologischen und pragmatischen Ansatz", der sich gegen niemanden richte.

Die russischen Exporte in die Länder der Region stiegen laut Lawrow im Jahr 2022 trotz der Sanktionen des Westens um 3,8 Prozent. Demnach haben die Lieferungen von Düngemitteln und Erdölprodukten zugenommen, die Weizenexporte um 48,8 Prozent.

Nach Angaben des brasilianischen Außenamtes ist Russland der Hauptlieferant von Düngemitteln. Im Jahr 2022 habe der bilaterale Handel einen historischen Rekord von 9,8 Milliarden US-Dollar erreicht.