Jamaica, Kolumbien und Panama kämpfen gemeinsam gegen Plastikverschmutzung

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Jährlich landen bis zu zehn Tonnen Plastikmüll im Meer
Jährlich landen bis zu zehn Tonnen Plastikmüll im Meer

Kingston. Die Regierungen von Jamaica, Kolumbien und Panama haben Mitte August ein Großprojekt zur gemeinsamen Bekämpfung der Plastikverschmutzung gestartet.

Das 42-Millionen-US-Dollar-Projekt "Verringerung der Plastikverschmutzung im Meer und in lateinamerikanischen und karibischen Städten durch Kreislaufwirtschaft" soll den drei Ländern helfen, kommunale Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft zu ergreifen, den Privatsektor zur Nachahmung bewegen und ein städteübergreifendes regionales Netzwerk zur Bewusstseinsschaffung und Bekämpfung der Plastikverschmutzung schaffen.

Die Initiative unter der Leitung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) wird von der Globalen Umweltfazilität (GEF) und dem Sekretariat des "Cartagena-Übereinkommens zum Schutz und zur Entwicklung der Meeresumwelt des erweiterten karibischen Raums" mit Sitz in Kingston, Jamaica finanziert.

Im Rahmen des vierjährigen Projekts werden Barranquilla und Cartagena in Kolumbien, Kingston und Montego Bay in Jamaica sowie Panama-Stadt und Colón in Panama zusammen mit anderen Städten in der Region international bewährte Verfahren wie die 9R anwenden und an neuen plastiksparenden Designs arbeiten.

Plastik ist ein allgegenwärtiges Material aus Erdöl und einigen Zusatzstoffen, fast ein Drittel sind Einwegprodukte, 32 Prozent verschmutzen Böden und Süßwasserökosysteme und bis zu zehn Millionen Tonnen werden jährlich ins Meer gekippt. Ohne radikale Maßnahmen zur Eindämmung der Nachfrage, zur Verlängerung der Produktlebensdauer und zur Verbesserung der Abfallbewirtschaftung und der Wiederverwertbarkeit könnte sich diese Zahl laut einem aktuellen OECD-Bericht bis 2060 verdreifachen.

Eine rasche Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft könnte der UN-Behörde zufolge den Plastikmüll im Meer um über 80 Prozent reduzieren. Die Abhängigkeit von der Herstellung neuer Kunststoffe würde verringert und die Regierungen könnten bis 2040 über 70 Milliarden Dollar einsparen und 700.000 Arbeitsplätze zusätzlich schaffen.

Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, Materialien so lange wie möglich in der Wertschöpfungskette zu halten und die Art und Weise zu verändern, wie Produkte entworfen, hergestellt, verwendet und entsorgt werden. Eine bessere Bewirtschaftung des Plastikmülls würde demnach die Gesundheit und die Meeresökosysteme schützen.

Laut Unep ist die Weltwirtschaft nur zu 8,6 Prozent kreislauforientiert, wobei diese Zahl in Lateinamerika und der Karibik mit zehn Prozent etwas höher liegt.

Die Umweltfolgen des vorwiegend Einweg-orientierten Produktionsmodells sind in Städten besonders ausgeprägt, dort fallen rund 60 Prozent des im Meer landenden Kunststoffs an.

Die Exposition gegenüber Plastikmüll kann der menschlichen Gesundheit und den Meereslebewesen schaden, da es zum Verfangen und Verletzungen, Verschlucken, Ersticken und zur toxischen Verschmutzung führt. Bei der offenen Verbrennung von Plastik werden giftige Chemikalien freigesetzt, die sich in der Umwelt nicht abbauen und Luft, Wasser und Lebensmittel verunreinigen. Plastikmüll wird von Meeresströmungen auch bis in abgelegenste Ökosysteme transportiert.

Der UN-Behörde zufolge sollen vorrangig Maßnahmen zu Beginn der Herstellung ergriffen und Produkte ermittelt werden, die bedenkliche Chemikalien enthalten. Neue politische und steuerliche Anreize sollen die Verwendung unnötiger oder giftiger Kunststoffprodukte reduzieren, die offene Verbrennung von Plastik einschränken oder verbieten und neue kreislauforientierte Geschäftsmodelle zur Wiederverwendung entwickeln.

Dem GEF-Vorsitzenden Carlos Manuel Rodríguez zufolge ist die Kreislaufwirtschaft das Herzstück der urbanen Arbeit und eine wirksame Waffe gegen Plastikverschmutzung. Durch Überdenken des Konsum- und Abfallverhaltens könnten die Meeresökosysteme geschützt und andere Länder zur Nachahmung ermutigt werden. Auch der Direktor des Cartagena-Übereinkommens, Chris Corbin, hofft, dass dieses vorbildliche Projekt der Verbreitung in der gesamten Region dient und die politische Verantwortung der Mitgliedstaaten zur Kontrolle und Verhütung der Meeresverschmutzung stärkt.