Farc-Dissidenten brechen Friedensdialog mit kolumbianischer Regierung ab

thumbnail_stickerei_farc.jpg

Stickerei eines Bildes einer ehemaligen Guerillera der Farc
Stickerei eines Bildes einer ehemaligen Guerillera der Farc

Bogotá. In einem ausführlichen Kommuniqué hat der Zentrale Generalstab (Estado Mayor Central-EMC) der Dissidenten der Farc den Abbruch der laufenden Friedensverhandlungen mit der kolumbianischen Regierung erklärt. Die Organisation kündigte zudem interne Konsultationen an, um die Zukunft des Verhandlungstisches zu definieren.

Sie begründeten ihre Entscheidung mit der "ständigen Nichteinhaltung" der Vereinbarungen und der "mangelnden Ernsthaftigkeit" durch die Regierung von Gustavo Petro. Diese machten es unmöglich, das übergeordnete Ziel eines totalen Friedens inklusive sozialer und ökologischer Gerechtigkeit, zu erreichen.

In der auf dem X-Account der Gruppe veröffentlichten Meldung forderten sie, dass die vereinbarten Zonen, insbesondere das Departmento Cauca, entmilitarisiert werden und die soziale Intervention, wie abgesprochen, privilegiert werde. Gleichzeitig versicherten sie, dass sie den Waffenstillstand fortsetzen werden, der für weitere drei Monate angesetzt ist.

Die Aussetzung des Dialogs zwischen der EMC und der nationalen Regierung erfolgte, nachdem eine Kollone der Dissidenten am 4. November versucht hatte, in der Ortschaft El Plateado, Gemeinde Argelia, im Departamento Cauca, einen Aufstand zu provozieren. Der von dieser Gruppe ausgeübte Druck veranlasste die Bevölkerung vor Ort, den Rückzug der Sicherheitskräfte aus dem Gebiet zu fordern, da sie Konfrontationen zwischen den beiden Parteien und hierdurch entstehende zivile Opfer befürchteten.

Der EMC vertritt die Meinung, dass der Staat kein Friedensabkommen will, sondern eine Aktion der Unterwerfung der revolutionären bewaffneten Organisation. Sie werden im Gegenzug beschuldigt, die Zivilbevölkerung zu benutzen, um die Sicherheitskräfte zurückzuhalten.

Die Dissidenten wollen die Gespräche erst dann wieder aufnehmen, wenn ein Dokument vorliegt, in dem sich der Staat zur Erfüllung aller Vereinbarungen, Dekrete, Protokolle und Verpflichtungen zusichert, die am Dialogtisch vereinbart wurden.

Laut Präsident Gustavo Petro hat seine Regierung niemals mit dem EMC den Rückzug des Militärs aus der Region Micay, wo El Plateado liegt, vereinbart, wie es die bewaffnete Gruppe suggerierte. Im Gegenteil, das entsprechende Dekret des Präsidenten legte fest, dass die EMC "bewohnte Ortschaften sowie Haupt- und Nebenstraßen verlassen" und zum Prozess des Austausches der Kokapflanzungen beitragen sollte. Parallel dazu habe Petro "die Regierung Investitionen für den Austausch der Kokaproduktion in der Wirtschaft vorbereitet".

Nun habe der EMC "beschlossen, nicht an den Verhandlungstisch zurückzukehren, ohne den Waffenstillstand zu brechen. Das ist nicht möglich. Ein Waffenstillstand ist nur möglich, wenn es Fortschritte bei den Verhandlungen über den Ersatz der illegalen Wirtschaft und ein Ende der Feindseligkeiten gegen die Zivilbevölkerung gibt", so Petro.