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Regierung von Kolumbien und Farc-Dissidenten verhandeln, Waffenstillstand in Kraft

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Am 16. Oktober nahmen Regierung und EMC-Farc in Kolumbien offiziell ihre Friedensverhandlungen auf
Am 16. Oktober nahmen Regierung und EMC-Farc in Kolumbien offiziell ihre Friedensverhandlungen auf

Tibú. Die Regierung von Kolumbien und die Guerilla Zentraler Generalstab (EMC) der Farc haben am 16. Oktober in der Gemeinde Tibú, Norte de Santander, nach Abschluss der 14-monatigen Sondierungsphase offiziell Friedensverhandlungen aufgenommen.

Zu den Zielsetzungen und getroffenen Vereinbarungen gehörten die Achtung des Lebens der Zivilbevölkerung und der Umwelt, die Linderung der humanitären Krise, die Förderung der Bildung und der Beteiligung der Bevölkerung sowie die Ermöglichung eines freien und reibungslosen Ablaufs der Kommunalwahlen am 29. Oktober.

Hervorgehoben wurde auch der bilaterale Waffenstillstand, der am 8. Oktober verkündet wurde und seit dem 16. Oktober in Kraft ist. Er gilt bis zum 15. Januar 2024 mit der Möglichkeit, ihn um weitere sechs Monate zu verlängern, und verfügt über einen eigenen Überwachungs-, Kontroll- und Verifizierungsmechanismus (Mecanismo de Veeduría, Monitoreo y Verificación).

Der Einrichtung dieses Runden Tisches und dem Waffenstillstand gingen mehrere Wochen gewaltsamer Aktionen der Dissidenten und Konfrontationen mit den Streitkräften vor allem in Departamentos wie Arauca, Cauca und Norte de Santander voraus. Dabei gab es Tote und Verletzte unter der Zivilbevölkerung sowie Vertriebene. Dies hatten verschiedene soziale Organisationen, Menschenrechtsgruppen und internationale Gremien angeprangert.

Am 2. September nahmen die Regierung und die EMC Gespräche auf, um sich auf die Leitlinien und Bedingungen für die Einrichtung des Verhandlungstisches zu einigen. In den folgenden Tagen kam es jedoch zu Angriffen auf die Zivilbevölkerung und Konfrontationen mit der Armee.

Am 22. September kündigten die Farc-Dissidenten die Aussetzung ihrer militärischen Aktionen im ganzen Land bis zum 8. Oktober an, dem Tag, an dem die Verhandlungen beginnen sollten. Zwei Tage später kam es in der Gemeinde Balboa im Bundesstaat Cauca zu Zusammenstößen zwischen EMC und der Armee, die zu Spannungen zwischen den Verhandlungsparteien und zur Verschiebung des Folgetreffens führten.

Mit der Einrichtung des Runden Tisches und der Ankündigung des Waffenstillstands ist die Hoffnung verbunden, die humanitäre Krise, unter der die Gemeinden in verschiedenen Gebieten des Landes leiden und die von den Aktionen beider Seiten betroffen sind, lindern zu können.

Neben den Regierungsvertretern und der EMC nahmen an der Zusammenkunft am Montag verschiedene soziale Organisationen teil, wie die Unidad Campesina del Catatumbo, die Gemeinschaften des Barí-Volkes und die Guardia Campesina del Catatumbo sowie der Hochkommissar für Frieden, Danilo Rueda.

Der EMC-Farc hat das 2016 unterzeichnete Friedensabkommen zwischen den damaligen Revolutionären Streitkräften Kolumbiens - Volksarmee (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo, Farc-EP) und der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos nie akzeptiert. Medienberichten zufolge hat die Guerilla Fronten in 15 Departamentos des Landes aufgebaut und 2.500 bis 3.500 Mitglieder.