Positionen aus Lateinamerika und der Karibik bei COP28

Lateinamerika mit Vorschlägen zur Bekämpfung des Klimawandels und für Erhaltung des einzigartigen Ökosystems. Region ist trotz geringer Emissionen mit am stärksten von globaler Erwärmung betroffen

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Brasiliens Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva und Moussa Faki, Präsident der Afrikanischen Union, während der COP28
Brasiliens Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva und Moussa Faki, Präsident der Afrikanischen Union, während der COP28

Dubai/Brasília/Havanna. Bei der 28. UN-Klimakonferenz 2023 (COP 28) in Dubai sind aus Lateinamerika die Präsidenten von Brasilien, Luiz Inácio Lula da Silva, Kolumbien, Gustavo Petro, und Kuba, Miguel Díaz-Canel zu Gast. Argentinien, Ecuador, Mexiko, Peru, Chile und Venezuela nehmen teil, jedoch ohne ihre Staatsoberhäupter.

Die wichtigsten Themen der Konferenz sind die Beschleunigung der Bewältigung der Klimakrise und die Umstellung auf saubere Energien. Eine globale Bestandsaufnahme der Fortschritte des verbindlichen Pariser UN Klima-Abkommens von 2015 zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen soll helfen, den globalen Temperaturanstieg bis 2100 auf unter 2 °C zu begrenzen und weniger als 1,5 °C anzustreben.

Die Länder des globalen Südens erwarten, dass ihnen die Länder des globalen Nordens, die für die größten Emissionen verantwortlich sind, mehr Finanzierungshilfen anbieten und praktische Umsetzung aufzeigen.

Die Amazonas-Metropole Belém do Pará in Brasilien wird 2025 Gastgeber der COP 30 sein. Die Regierung Lula präsentiert daher Ergebnisse zur Entwaldung im Amazonasgebiet, die seit ihrem Amtsantritt im Januar um mehr als 40 Prozent zurückgegangen sei. Das Land konzentriert sich auf die Verringerung der Treibhausgas-Emissionen durch die Reduzierung der Abholzung. Seine Energiematrix basiert aktuell zu 48 Prozent auf erneuerbaren Quellen. Der Klimasekretärin des Umweltministeriums (MMA), Ana Toni, zufolge ist Klimawandel ein zentrales Thema der brasilianischen Verwaltung. Präsident Lula verwies auf die bedeutenden Fortschritte bei erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Wasser- und Windkraft sowie auf Anstrengungen, um zum globalen Zentrum für die Produktion alternativer Energien zu werden.

Die von Präsident Petro geleitete kolumbianische Delegation tritt für "ehrgeizige Ergebnisse" bei der globalen Bewertung des Pariser Abkommens ein. Umweltministerin Susana Muhamad schlägt gemeinsam mit Frankreich, Kenia und Ghana den Austausch von Auslandsschulden für Naturschutz- und Klimamaßnahmen vor. Die Schaffung eines lateinamerikanischen Frühwarnsystems solle die Anfälligkeit der Bevölkerung für den Klimawandel und die tatsächlichen Kosten der Anpassung anerkennen. Kolumbien fordere ein Abkommen über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe. Die Fonds für Verluste und Schäden müssen die notwendigen Mittel für Rehabilitation, Wiederherstellung und Wiederaufbau betroffener Ökosysteme erhalten.

Die Karibiknation Kuba unter Präsident Díaz-Canel, die den Vorsitz in der Gruppe der 77 und China innehat, will ihre Energieeffizienz steigern, den Einsatz erneuerbarer Ressourcen erhöhen und eine kohlenstoffärmere wirtschaftliche Entwicklung fördern. Kuba hofft, bis 2030 die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen um bis zu 24 Prozent zu steigern und die Waldbedeckung auf 33 Prozent zu erhöhen. Dadurch soll der Ausstoß von 169,9 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden.

Lateinamerika und die Karibik haben in den letzten Jahren mit den Auswirkungen des Klimawandels mit am stärksten zu kämpfen. Um eine umweltfreundliche, gerechte und integrative wirtschaftliche Entwicklung zu erreichen, muss die Region gemeinsam am Klimaschutz und am Schutz der biologischen Vielfalt arbeiten.

Erstmals will sich die Region mit globalen Lösungen für den Klimawandel Gehör verschaffen. So präsentiert die lateinamerikanische Entwicklungsbank (CAF) auf der COP28 in Dubai einen regionalen Pavillon unter dem Motto "We Are Solution" mit regionalen Lösungen zur Sicherung der Nachhaltigkeit des Planeten.

Hier werden die wichtigsten Ökosysteme der Region analysiert. Dazu zählen der biologische Korridor und das mesoamerikanische Barriereriff, die Páramos, der Amazonas-Regenwald, die Mangroven, Patagonien, die Karibik sowie die Umsetzung naturbasierter Lösungen. Erhalt, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung strategischer Ökosysteme sind wesentlich für den Erhalt regionaler Ökosystemleistungen und zur Bekämpfung des Klimawandels. 

Die Region emittiert weniger als zehn Prozent der weltweiten Treibhausgase, ist aber mit am stärksten von den Auswirkungen der globalen Erwärmung betroffen. Angesichts der drängenden Klimakrise und des Verlusts der biologischen Vielfalt ist die Region mit ihren einzigartigen natürlichen Ökosystemen von entscheidender Bedeutung für die Erhaltung der Klimastabilität des Planeten.

Ohne den außergewöhnlichen Reichtum der Region an strategischen Ökosystemen, Minderungspotenzialen und naturbasierten Lösungen wird es nicht möglich sein, die globale Dekarbonisierung und den Einklang mit der Natur zu erreichen sowie Ernährungsunsicherheit und die enorme landwirtschaftliche Produktionskapazität durch agrarökologischen Übergang zu gewährleisten.

Lateinamerika und die Karibik beherbergen sechs der artenreichsten Länder der Welt mit 70 Prozent der weltweiten Säugetier-, Vogel-, Reptilien-, Amphibien-, Pflanzen- und Insektenarten. Die Region verfügt über 40 Prozent der weltweiten Biodiversität und über 25 Prozent der globalen Wälder, während 50 Prozent der Pflanzenwelt der Karibik nirgendwo sonst auf der Erde zu finden sind. Aufgrund der Klimaerhitzung geht die biologische Vielfalt in der Region weit über dem weltweiten Durchschnitt zurück.

Um das Pariser Abkommen zur Begrenzung der globalen Erwärmung zu erfüllen und bis 2050 Kohlenstoffneutralität zu erreichen, müssen in der Region in großem Umfang erneuerbare Energien eingesetzt sowie Wasser, Biomasse und wichtige mineralische Ressourcen nachhaltiger genutzt werden. Zudem muss die Region zu einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktion übergehen, die die Emissionen aus der Landnutzung begrenzen.