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Widerstand gegen Privatisierung des Weltkulturerbes Machu Picchu in Peru

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"Machu Picchu wird nicht verkauft, Machu Picchu wird verteidigt": Die Proteste gegen die Privatisierung des Ticketverkaufs reißen nicht ab
"Machu Picchu wird nicht verkauft, Machu Picchu wird verteidigt": Die Proteste gegen die Privatisierung des Ticketverkaufs reißen nicht ab

Cusco. Seit dem 25. Januar protestieren Anwohner:innen mit einem unbefristeten Streik gegen die Privatisierung des Ticketverkaufs der Ruinenstadt Machu Picchu in Peru.

Die indigenen Inka erbauten die Stadt im 15. Jahrhundert in über 2.000 Metern Höhe auf einem Bergrücken zwischen den Gipfeln des Huayna Picchu und des Berges Machu Pichu in der Region Cusco. Die Unesco nahm Machu Picchu 1983 in die Liste des Weltkulturerbes auf.

Die Privatfirma Joinnus soll den Onlineverkauf der Eintrittskarten übernehmen und somit an den Einnahmen millionenfach verdienen ‒ Geld, das der Bevölkerung fehlt.

Demonstrierende und Gegner:innen dieser Privatisierung werfen der Regierung und dem Kultusministerium Korruption vor. Der Vertrag sei mittels Direktvergabe an Joinnus gegangen, eine obligatorische Ausschreibung und die Vertragsvergabe an den günstigsten Anbieter habe es nicht gegeben. Sie fordern die Annullierung des Vertrags. Kulturministerin Leslie Urteaga müsse wegen des Schadens, den sie dem Dorf angetan habe, entlassen werden, sie sei verantwortlich für die negativen Auswirkungen auf den Tourismus.

Auch der Bürgermeister des Bezirks Machu Picchu, Elvis la Torre, übt Kritik: Weder er noch sein Team sei von der Entscheidung, den Ticketverkauf durch Joinnus abzuwickeln, in Kenntnis gesetzt worden. "Man arbeitet hinter dem Rücken der Gesellschaft", sagte er einem Reporter.

Urteaga hält dagegen, es habe keine Direktvergabe ohne Wettbewerb gegeben. Joinnus sei nicht das einzige Unternehmen, das sich um die Ausschreibung beworben habe, sondern lediglich das günstigste. Zudem sei der Umstieg auf die Onlineplattform bereits im November 2023 angekündigt und nun lediglich das Unternehmen bekanntgegeben worden.

Bislang wurden die Tickets über kleine Läden in Cusco und in Aguas Calientes verkauft, einem kleinen Dorf unmittelbar am Fuße der Berge und der Ruinenstadt Machu Picchu.

Es sei vorgekommen, dass Tourist:innen unterschiedliche Preise angeboten oder lediglich Tickets für die Folgetage verkauft wurden, verbunden mit der Vermietung von Hotelzimmern. Oder im Laden wurde ihnen gesagt, es gäbe keine Tickets mehr, um sie auf die Eintrittskarten zu verweisen, die auf der Straße für einen überhöhten Preis zu kaufen sind. Dieser Form der Korruption und des Schwarzmarktes solle durch den Onlineverkauf beendet werden, so die Befürworter:innen.

Zwar wird der Direktverkauf nicht vollkommen beendet, aber den lokalen Verkäufer:innen wird eine wichtige – und zudem in vielen Fällen auch die einzige – Einnahmequelle genommen.

Durch die Privatisierung solle die Ruinenstadt laut Kulturministerium auch geschützt werden. Durchschnittlich 4.500 Personen täglich besichtigen Machu Picchu. Dadurch läuft das Weltkulturerbe Gefahr zertrampelt und zerstört zu werden. Erst im September mussten Teile gesperrt werden. Immer wieder hinterlassen Tourist:innen Müll oder stehlen Gesteine als Erinnerungsstücke. Durch den Onlineticketverkauf solle die Anzahl der Besucher:innen besser kontrolliert werden können.

Die Proteste reißen indes nicht ab. Demonstrierende blockieren die Zugstrecke zwischen Cusco, Ollantaytambo und Aguas Calientes. Die Polizei setzte Tränengas ein, mehrere Menschen wurden verletzt.

Mehrere Hundert Tourist:innen mussten bereits umkehren, da der Weg nach Machu Picchu durch Streikende versperrt ist und der Zug nicht weiterkommt.

Die Kongressabgeordnete und Ex-Kulturministerin Silvana Robles fordert die "sofortige Einstellung der polizeilichen Repressionen gegen die Bevölkerung" und erklärt, dass diese jedes Recht habe, die Annullierung des Vertrags mit Joinnus zu fordern: Dieser sei aufgrund der Direktvergabe nicht rechtens.

Als Reaktion auf den Streik erklärte Joinnus am Samstag, freiwillig auf die Provision zu verzichten, das Auslaufdatum des Vertrages vorzuverlegen und sich an einer erneuten Ausschreibung beteiligen zu wollen. Das Kulturministerium bekräftigte, dass es keine Privatisierung von Machu Picchu geben werde.