Illegaler Goldbergbau in indigenen Gebieten Brasiliens weiter aktiv

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Illegaler Bergbau im Land der Munduruku in Pará
Illegaler Bergbau im Land der Munduruku in Pará

Brasília. Eine neue Studie von Greenpeace Brasilien zeigt das Ausmaß des Voranschreitens des illegalen Goldbergbaus in den indigenen Territorien im brasilianischen Amazonasgebiet.

Dieser hat der Greenpeace-Erhebung zufolge allein im Jahr 2023 1.410 Hektar Land der indigenen Völker Kayapó, Munduruku und Yanomami zerstört. Dies entspräche laut Greenpeace-Berechnungen vier Fußballfeldern pro Tag. Die zusammengerechnete vom illegalen Goldbergbau, dem sogenannten garimpo, in den drei Gebieten verwüstete Fläche beläuft sich demnach auf mittlerweile über 26.000 Hektar indigenen Landes.

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte bei seinem Amtsantritt am 1. Januar 2023 das Zurückdrängen des garimpos zum Ziel seiner Regierung erklärt.

Die Daten belegten, so Greenpeace, dass die Bemühungen zu seiner Bekämpfung und Überwachung seitens der Behörden noch unzureichend sind.

Die indigenen Gebiete der Kayapó, Munduruku und Yanomami sind dem Bericht zufolge am stärksten betroffen.

Der Sprecher von Greenpeace Brasilien, Jorge Eduardo Dantas, sagte: "Wir haben viel über die Bemühungen der Regierung zur Bekämpfung des illegalen Bergbaus im indigenen Land der Yanomami in Roraima gelesen und gehört. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass die Gebiete der Kayapó- und Munduruku-Völker in Pará schwer geschädigt wurden und wir auch dort die Maßnahmen und die Durchsetzung der Gesetze verstärken müssen. Der politische Wille allein reicht nicht aus".

Der Sprecher Munduruku, Ademir Kabá, erklärt: "Die Bergbauaktivitäten gehen weiter. In diesen Tagen haben wir zwei Flöße auf dem [Fluss] Cabitutu gesehen, und auch auf anderen Flüssen. Das ist eine große Herausforderung für uns". Auf der Suche nach Lösungen haben die Anführer der drei Völker unlängst die Allianz zur Verteidigung der Territorien gegründet, die bei den Behörden intensive Lobbyarbeit betreibt, um ihren dort mehr Gehör zu verschaffen.

Vor allem der illegale Bergbau im Land der Yanomami hatte große Medienöffentlichkeit erzeugt, denn er hatte sich gegen Ende der Amtszeit von Jair Bolsonaro Daten zufolge im Vergleich zum Jahr 2020 – als die Bundespolizei mit der Überwachung der Region begann – fast verdreifacht.

Regierung und Medien gingen von zwischenzeitlich 40.000 illegal vor Ort tätigen Goldschürfer:innen aus, teils mit modernster und kapitalintensiver Technik. Dies wirft die Frage nach der Finanzierung dieser Operationen auf.

Zur Hauptforderung des Anführers der Yanomami, Davi Yanomami, die 30.000 Bergleute aus dem Gebiet schnellstmöglich von dort zu entfernen, erklärte Präsident Lula auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Amazônia Real während einer Pressekonferenz, es werde keinen illegalen Bergbau mehr geben. Dies sei schwierig zu erreichen, das wisse er. Es sei bereits versucht worden, "aber sie kamen zurück". Er könne nicht sagen bis wann, "aber was ich sagen kann, ist, dass wir es tun werden".

Ab dem Beginn ihrer Amtszeit startete die Regierung Lula die ersten ernsthafteren Versuche, den illegalen Goldbergbau aus dem Yanomami-Territorium zu vertreiben. Dazu zählte der Einsatz von Soldaten in Amazonien zur Absicherung der Arbeit der Umweltbehörde IBAMA zur Unterbindung, der Einsatz der Bundespolizei zur chemischen Herkunftsanalyse von Golderzen aus dem Yanomami-Territorium zur späteren Identifizierung von Goldproben aus illegalen Quellen, die Abschaffung der sogenannten Erklärung auf Treu und Glauben beim Ersterwerb von Gold aus unbekannter Quelle durch den Obersten Gerichtshof sowie die Einführung einer neuen normativen Anweisung durch die Bundessteuerbehörde Ende März. In dieser führt sie die elektronische Rechnung für die Vermarktung von Gold aus dem Bergbau ab Juli 2023 ein, um die Nachverfolgbarkeit des Goldes zu verbessern.

Im Juni vorigen Jahres erließ Lula ein Dekret, das den Einsatz des Militärs in der Yanomami-Region auf breitere Basis stellte und ihm auch die Möglichkeit gab, illegale Goldgräber:innen in flagranti zu verhaften. Dies wäre sonst nur der Polizei gestattet.

Aber die Regierung selbst räumt inzwischen öffentlich ein, dass der garimpo vor allem im Yanomami-Territorium noch immer in vollem Gange ist. Dies geschehe offensichtlich auch in weiteren indigenen Gebieten. Der am Weltmarkt so hoch wie nie notierte Goldpreis trägt dazu sicherlich bei. Offensichtlich braucht es noch andere Maßnahmen, um den illegalen Goldbergbau aus den indigenen Territorien zu verbannen.