Montevideo. Am vergangenen Montag hat die Forschungsgruppe für Forensische Anthropologie (GIAF) die Ausgrabungen zur Suche nach den während der Diktatur (1973-1985) verschwundenen Gefangenen auf dem Militärgelände des 13. Bataillons am Stadtrand von Montevideo wieder aufgenommen.
Im Juni 2022 mussten sie die Ausgrabungen unterbrechen, weil ein Hochspannungskabel durch ein Manöver eines Baggers gebrochen war. "Heute Morgen haben wir die Arbeit im Graben Nummer neun dieses Gebiets fortgesetzt, welche wir vor zwei Jahren pausieren mussten", sagte Alicia Lusiardo, Leiterin der GIAF, gegenüber der Presse. Die Arbeiten werden weitere zwei Monate dauern, da auf einer Fläche von 8.000 Quadratmetern gegraben wird.
Die Ausgrabungsarbeiten finden in der Nähe des als "300 Carlos" oder als "große Hölle" bekannten Internierungslagers statt, in dem zwischen 1975 und 1977 etwa 500 Diktaturgegner:innen inhaftiert und gefoltert wurden.
Mit der Wiederaufnahme der Ausgrabungen haben die Ermittler die Suchorte nach den Überresten um einen dritten Standort erweitert. Sie arbeiten im Bataillon 14 sowie auf einem Privatgrundstück neben dem Bataillon 13. Die drei Bagger arbeiten von Montag bis Freitag gleichzeitig an der Suche nach Überresten von vermissten Menschen.
Der jüngste Fund ereignete sich Ende Juli, als im Bataillon 14 erneut sterbliche Überreste gefunden wurden. Die Knochen stammen von einem Mann im Alter zwischen 43 und 57 Jahren, der zwischen 1,75 und 1,85 m groß war. Die Proben wurden an das argentinische Team für forensische Anthropologie in Córdoba gesandt und werden, sobald die Informationen vorliegen, mit den verfügbaren DNA-Proben verglichen werden.
Im Juni 2023 hatte das Anthropologenteam des Nationalen Menschenrechtsinstituts (Inddhh) Knochen gefunden, von denen später bestätigt wurde, dass sie der schwangeren Kommunistin Amelia Sanjurjo gehörten, die wegen der Verteilung von Flugblättern verhaftet worden war. Die jetzt gefundenen Knochen wurden etwa 170 Meter von der Stelle entfernt gefunden, an der Sanjurjos Überreste gefunden wurden, und 200 Meter von der Stelle, an der 2011 Knochen des Lehrers Julio Castro und 2012 des Ladenbesitzer Ricardo Blanco gefunden wurden.
Die Häufung der Funde zeigt einen Modus Operandi des Verschwindenlassens während der Diktatur. Das Bataillon 14, ein 18 Hektar großes Militärgelände, war ein "Geheimfriedhof" und es ist wahrscheinlich, dass es dort noch weitere Leichen gäbe, sagte der Direktor des Inddhh, Wilder Tayler. Wie bei Sanjurjo hätten die am Dienstag gefundenen Knochen so viel Kalk angesetzt, dass sich eine Art Schimmel und Eisen gebildet habe.
Nach Angaben des direkt an den Präsidenten angeschlossenen Meschenrechtssekretariats für die jüngste Vergangenheit sind während der Militärdiktatur 197 Personen durch die Repression des Regimes verschwunden. Bisher wurden erst sieben Leichen identifiziert.
Die uruguayische Justiz konnte - dank Ausnahmen vom Gesetz über die Straflosigkeit, die in zwei Volksabstimmungen ratifiziert wurden – mittlerweile etwa zwanzig Militärs und Polizisten wegen der illegalen Repression und wegen des Verbrechens des "erzwungenen Verschwindens" anklagen.