Mexiko / Soziales

Konsum der Droge Fentanyl zerrüttet die indigenen Gemeinden Mexikos

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Die Universität in Mexiko klärt auf: "Seine schmerzlindernde Wirkung und das hohe Suchtpotenzial sind eine tödliche Kombination"
Die Universität in Mexiko klärt auf: "Seine schmerzlindernde Wirkung und das hohe Suchtpotenzial sind eine tödliche Kombination"

Acapulco de Juárez. In den Bergen von Guerrero stellt der zunehmende Konsum von Fentanyl und anderen synthetischen Drogen eine immense Herausforderung für die indigenen Gemeinden dar, warnt das Menschenrechtszentrum Tlachinollan. Die Abhängigen sind häufig Kinder und Jugendliche. Die Drogen würden auch in Süßigkeiten beigemischt, die von Gruppen der organisierten Kriminalität an Minderjährige verkauft werden, um sie süchtig zu machen. "In einigen Fällen hat dieser versehentliche Konsum bereits zu Todesfällen durch Überdosis geführt", schreibt Tlachinollan.

Das wahre Ausmaß des Drogenproblems wird oft erst spät erkannt. Der "Regionale Rat der Agrarbehörden zur Verteidigung des Berggebiets" (CRAADET) hat zwar erste Treffen organisiert, auf denen Maßnahmen beschlossen wurden, um das Fentanyl-Vertriebsnetz in der verarmten Region einzudämmen. Doch über die Drogenproblematik zu diskutieren, ist nicht ungefährlich, da das organisierte Verbrechen die Gemeinden infiltriert hat. Die lokalen Behörden zögern, gegen Kriminelle vorzugehen, da sie dadurch zur Zielscheibe von Gewalt werden.

Das Me'Phaa-Dorf Tilapa in der Gemeinde Malinaltepec hat auf die Zunahme des Konsums von Fentanyl und Crystal Meth reagiert. Seit April 2024 ist dessen "Indigenes Territoriales Sicherheitssystem" (Serti) mit autonomen Gemeindepolizisten präsent (amerika21 berichtete). Sie reagieren damit auf die Untätigkeit der staatlichen Behörden und haben bereits das Vertriebsnetz sowie die Verkaufsstellen der Drogen identifiziert. Die große Aufgabe besteht nun darin, "diese Netze zu zerschlagen und das Geschäft mit dem Tod aus den Gemeinden zu verbannen", so Tlachinollan.

Auch Hilfestellungen für junge Drogenabhängige zu finden ist in Mexiko alles andere als einfach. Im benachbarten Bundesstaat Oaxaca hat die Menschenrechtsorganisation CODIGO DH in dem Bericht "Gegen ihren Willen" die Bedingungen in den Entzugsstationen angeprangert, in die Süchtige von ihren Familien eingeliefert werden. Aufgrund der großen Nachfrage schießen diese privatwirtschaftlichen Einrichtungen wie Pilze aus dem Boden.

Viele Zentren sind berüchtigt für ihre unmenschlichen Behandlungsweisen, die bis hin zu Folter reichen. Die Menschenrechtsorganisationen fordern eine staatliche Aufsicht über die Suchtbehandlungszentren und eine Bekämpfung der "Geißel" der synthetischen Drogen durch die mexikanischen Behörden.

Seit 2006 hat der Missbrauch von Fentanyl zuerst in den USA stark zugenommen. Die Legalisierung von Marihuana in mehreren Bundesstaaten hat eine Einnahmequelle für das organisierte Verbrechen verloren, was zu einer Zunahme von Überdosis-Toten durch Fentanyl führte, die als dritte Welle der Drogentoten-Epidemie bezeichnet wird. Im Jahr 2021 starben in den USA etwa 70.000 Menschen an Fentanyl. In den letzten Jahren ist der Konsum dieser synthetischen Drogen in klassischen Drogenproduktionsländern wie Mexiko, Kolumbien, Peru und Bolivien zunehmend angestiegen.