Tocoa/Tegucigalpa. Ein mutmaßlicher Auftragsmörder, dessen Komplize und zwei weitere Personen aus dem Umfeld der organisierten Kriminalität sind laut honduranischer Polizei am 4. und 5. Oktober festgenommen worden. Ein 26-jähriger aus der Kreisstadt Tocoa soll den honduranischen Umweltaktivisten und Stadtrat Juan López am 14. September gezielt erschossen haben (amerika21 berichtete).
Ein 30-jähriger aus dem etwa 30 Kilometer entfernten Ort Sabá wird der Komplizenschaft verdächtigt. Zwei weitere Personen seien nach Hausdurchsuchungen in U-Haft genommen worden, um zusätzliche Ermittlungen zu ermöglichen. Laut Sicherheitsminister Gustavo Sánchez "gehören sie einer kriminellen Struktur an, die sich dem Auftragsmord in der Region widmet". Sie seien für das Verbrechen angeheuert worden.
Über die offiziellen Ermittlungslinien in Richtung der Auftraggeber ist bisher nichts bekannt. Analysten in Honduras gehen davon aus, dass drei miteinander verflochtene Machtgruppen Motive für den Mord an dem Umweltschützer López hatten: Tocoas Bürgermeister Adán Fúnez und sein Umfeld, die von diesem protegierte Unternehmensgruppe EMCO des Ehepaars Lenir Pérez und Ana Facussé sowie das im Aguán-Tal sehr präsente und einflussreiche Militär, das bereits mehrfach zugunsten privater Unternehmen tätig wurde. Allen drei Gruppen werden Beziehungen zum organisierten Verbrechen nachgesagt, speziell zu dem in der Region verbreiteten Drogenhandel.
Das Komitee für die Verteidigung der Gemeingüter in Tocoa, dessen Koordinator Juan López war, prangert in einer ersten Reaktion auf die Festnahmen an, dass seine Mitglieder weiterhin mit Hasskampagnen überzogen, überwacht und bedroht würden. Auch würde von staatlicher Seite, wie bereits für López, nichts zu ihrem Schutz unternommen.
Der honduranische Menschenrechtsanwalt Edy Tábora betonte gegenüber amerika21: "Wir wissen noch nicht, wie die Anklage gegen die mutmaßlichen materiellen Täter lauten wird. Zentral ist nun, dass gegen die Auftraggeber vorgegangen wird. Für diese Ermittlungen ist internationale technische Unterstützung essentiell."
Dieser Forderung, wie auch der nach dem Schutz für die Zeug:innen des Verbrechens und die Umweltaktivist:innen aus Tocoa und Guapinol, hatten unlängst auch drei Abgeordnete des Deutschen Bundestags in einem Offenen Brief an die honduranische Staatsanwaltschaft und die Regierung Nachdruck verliehen.
Landesweit wie auch international hatte der Mord an Juán López große Empörung ausgelöst und war vielfach mit dem Auftragsmord an Berta Cáceres im Jahr 2016 verglichen worden. In der Hauptstadt Tegucigalpa demonstrierten Tausende für "Gerechtigkeit für Juan" und forderten zudem, dass der Oberste Gerichtshof endlich die Urteile gegen die Auftragsmörder und Mittelsmänner des Mordes an Cáceres rechtskräftig bestätigt. Auch Papst Franziskus hatte den Mord an dem engagierte Katholiken López angeprangert.