Temuco. Mehr als 80 Mapuche sitzen derzeit laut eigenen Angaben aus politischen Gründen in Gefangenschaft. Um weiter auf die Situation aufmerksam zu machen, haben zwei freie Radiosender der Mapuche nun die Onlineplattform Prisión Política Mapuche ins Leben gerufen. Finanziert wurde die Arbeit von der Kölner Regionalstelle der Gesellschaft für bedrohte Völker.
Als unabhängige Medien habe man über die letzten Jahre miterlebt, wie die Repression gegen Mapuche zugenommen habe, so die Gründer:innen der Webseite gegenüber der Zeitschrift El Ciudadano. Die Regionalstelle der GfbV in Köln setzt ihrerseits seit Jahren ihren Schwerpunkt auf die Beobachtung der Menschenrechtssituation der Mapuche. Die Webseite listet die Namen der derzeit inhaftierten Mapuche und zeigt, wo sie momentan einsitzen. Außerdem legt sie Kriterien auf, unter denen Mapuche als politische Gefangene bewertet werden. Dazu gehört etwa die Schuldzuweisung aufgrund politischer Aussagen, das erhöhte Strafmaß oder das Verbot Traditionen der Mapuche innerhalb des Gefängnis auszuleben.
Seit Anfang 2020 herrscht im Gebiet der Mapuche im Süden Chiles der Ausnahmezustand. Dadurch ist das Militär vor Ort für die Sicherheit verantwortlich. Dies zuerst im Rahmen der Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie, später als Antwort auf militante Aktionen der Mapuche. Diese kämpfen für eine Rückgabe ihrer Ländereien, die derzeit von europäischen Siedler:innen und Forstunternehmen ausgebeutet werden. Ein Teil der Organisationen setzt dabei auch auf Anschläge gegen Unternehmen und Höfe der Siedler:innen.
Entgegen vorheriger Versprechen, fand unter der aktuellen Regierung des Mitte-Links Präsidenten Gabriel Boric keine Annäherung an militante Organisationen statt. Nach einem gescheiterten Gesprächsversuch kurz nach Amtsübernahme im März 2022, verlängerte auch die Regierung Boric die Präsenz des Militärs. Mapuche-Organsitionen kritisieren derweil, dass die Verfolgung unter der aktuellen Regierung sogar zugenommen habe.
Die Regierung bekräftigt ihrerseits den Dialog durch eine im Jahr 2023 geschaffene Kommission für Frieden und gegenseitige Annäherung zu fördern. Man gehe lediglich gegen jene Mapuche vor, die Straftaten begingen.
Um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und um gegen ihre Haftbedingungen zu protestieren, gingen über die vergangen Jahre mehrere inhaftierte Mapuche in den Hungerstreik. Die Mapuche kritisieren, dass ihnen verwehrt bliebe, ihre Religion innerhalb der Haftbedingungen ordnungsgemäß auszuüben. Zudem setzen die Gerichte zu häufig auf eine lange Untersuchungshaft, die nicht mit der schweren der Anklage übereinstimme.
Zuletzt setzte im August 2024 der Sprecher der militanten Coordinadora Arauco Malleco, Héctor Llaitul, seinen Hungerstreik aus. Er tat dies aufgrund ernsthafter gesundheitlicher Probleme und dem Versprechen der Senatorin Fabiola Campillai, sich für die Rechte der inhaftierten Mapuche einzusetzen.
Häufig enden allerdings die Hungerstreiks ohne sichtbare Erfolge. Die Regierung erwähnt diese kaum mehr und geht nicht auf die Forderungen ein. In der breiten Gesellschaft ist die Situation der inhaftierten Mapuche kaum bekannt.