Havanna. Seit Montag ist die 40. internationalen Handelsmesse (FIHAV) in der kubanischen Hauptstadt geöffnet. Während Kuba eine schwere Wirtschafts- und Energiekrise durchlebt, haben sich laut den Veranstaltern rund 700 Aussteller aus 63 Ländern auf dem Gelände der Expocuba im Süden Havannas zusammengefunden, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren.
Rund ein Drittel der Aussteller sind kubanische Unternehmen, wie das Nachrichtenportal Cubadebate berichtet. Der Privatsektor in Form von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Kooperativen konnte seine Präsenz im Vergleich zu früheren Jahren deutlich ausbauen. Auch eine Delegation von 60 Auslandskubanern, die auf der Insel investieren, ist offiziell auf der Messe vertreten.
Die Durchführung der FIHAV, selbst unter den schwierigen Bedingungen der Energiekrise, zeige den "Willen und die Entscheidung der Regierung, die Wirtschaft wiederzubeleben", sagte Kubas Außenhandelsminister Oscar Pérez-Oliva Fraga bei der Eröffnung. Mit Blick auf die Vereinigten Staaten betonte er, dass die Wirtschaftsblockade nach wie vor das Haupthindernis für die Entwicklung des Landes darstelle.
Die große Zahl ausländischer Unternehmen auf der Messe bestätige, dass "Kuba der Welt gegenüber offen ist, um neue Investitionen zu fördern, Importe zu ersetzen und Zugang zu anderen Märkten zu erhalten", so Pérez-Oliva. "Wir sind uns der Schwierigkeiten bewusst, die ausländische Investoren und Geschäftspartner täglich mit uns teilen", sagte der Minister.
Besonders hervorgehoben wurde die Vertretung der wichtigsten Handelspartner Kubas auf der Messe, zu denen Unternehmen aus Venezuela, China, Vietnam, Russland, Mexiko und Spanien gehören.
Präsident Miguel Díaz-Canel besuchte am Montag unter anderem die Einweihung des russischen Pavillons, wo er auf Russlands Botschafter Víktor Koronelli traf. Russische Investoren zeigten "zunehmendes Interesse an der Entwicklung gemeinsamer Projekte", betonte Koronelli und verwies dabei auf die bilaterale Entwicklungsagenda beider Länder mit Blick auf das Jahr 2030.
Eine wichtige Stütze dabei ist das Wachstum des Tourismus, der Rubel nach Kuba bringt.
"Bis Ende August haben 133.000 russische Touristen Kuba besucht, was einem Anstieg von 143 Prozent gegenüber 2019 entspricht", sagte Tatiana Mashkova, Direktorin des Komitees für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit lateinamerikanischen Ländern (Cepla) und Vizepräsidentin des Russisch-Kubanischen Wirtschaftsrates. Sie schlug die Gründung einer kubanisch-russischen Bank vor, um diese Entwicklung für Investitionen zu nutzen.
Kubas Zentralbankdirektorin Juana Lilia Delgado Portal war bei der Eröffnung des spanischen Pavillons zugegen. Spanien ist der wichtigste europäische Handelspartner Kubas und bereits seit vielen Jahrzehnten im Hotelsektor stark vertreten. "Wir sehen hier heute viele bekannte Gesichter, Geschäftsleute, die seit vielen Jahren in Kuba tätig sind. Diese Unternehmen werden immer nach einem Weg suchen, um mit dem kubanischen Volk zusammenzuarbeiten und auf jede erdenkliche Weise zu helfen", sagte Spaniens Botschafter in Kuba, Francisco Javier Hergueta Garnica.
Chinesische Unternehmen kündigten auf der Messe Interesse im Bereich der erneuerbaren Energien an. "Wir sind der Meinung, dass Solarmodule die definitive Lösung für dieses Land sind, in dem es mehr als genug Sonne gibt", sagte Qiaoming Huang, Präsident der Solarfirma Hangzhou Duojia Technology, am Rande der Messe. Die Firma importiert derzeit kleine Solarmodule mit bis zu 20 Kilowatt und hat bereits neue Lieferungen angekündigt. "Wie wir in China sagen: In der Krise liegt die Chance", sagte Qiaoming. Kuba plant, bis 2028 insgesamt 2.000 Megawatt an Solarleistung zu installieren, um der aktuellen Energiekrise zu entkommen. Die ersten 1.000 Megawatt sollen bis Mitte 2025 ans Netz gehen.
Indes droht die Messe in den kommenden Tagen von einem Naturereignis überschattet zu werden. Es nähert sich der Tropensturm Rafael dem Westen Kubas, wo er am Mittwoch westlich von Havanna auf Land treffen sollte (amerika21 berichtete). Der öffentliche Verkehr wurde bereits am Dienstag in mehreren westlichen Provinzen als Teil der Vorbereitungsmaßnahmen ausgesetzt.