Havanna. Im Süden der Karibik nahe Jamaika entwickelt sich der Tropensturm Rafael. Er gewinnt an Stärke und nähert sich dem Westen Kubas. Bereits am Montagnachmittag veröffentlichte das kubanische Zivilschutzzentrum die Warnung, dass "die Provinzen Matanzas, Mayabeque, Havanna, Artemisa, Pinar del Río und der Sonderbezirk Isla de la Juventud (…) direkt von einem Wirbelsturm getroffen werden könnten".
Nach den aktuellen Einschätzungen wird der Tropensturm am heutigen Mittwoch die kubanischen Westprovinzen überziehen. Auf Veranlassung des Präsidentenamtes wurde der Unterricht in sämtlichen Bildungseinrichtungen der Region seit Dienstag ausgesetzt, um die Sicherheit von Schülern und Lehrenden in den betroffenen Gebieten zu gewährleisten.
Rafael ist innerhalb von lediglich zwei Wochen der zweite starke Tropensturm, der das kubanische Territorium trifft und voraussichtlich Schäden verursachen wird. Vor zwei Wochen hatte der Tropensturm Oscar die östlichen Provinzen von Kuba heimgesucht und schwere Zerstörungen angerichtet (amerika 21 berichtete). Dabei wurden riesige Gebiete überschwemmt, mehrere Ortschaften waren anfangs auch für Hilfsmaßnahmen nicht erreichbar, in vielen landwirtschaftlichen Gebieten wurden die Ernten vernichtet. Tausende Gebäude wurden durch Oscar zerstört. Es kamen auch Menschen ums Leben, was in Kuba bei derartigen Naturkatastrophen äußerst selten vorkommt.
Die extremen Wetterereignisse bestätigen die Einschätzungen der wissenschaftlichen Klimaforschung. Aufgrund der Aufwärmung der Meere, insbesondere des Westatlantiks und der Karibik, werden häufigere und stärkere Tropenstürme zu gigantischen Zerstörungen führen. Diese Meeresregion wird auch schon bisher als "Straße der Hurrikane" bezeichnet.
Derzeit laufen in Kuba die professionellen und aufwändigen Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung und die Infrastruktur, was mit hohen Kosten verbunden ist. Zudem sind die vom Hurrikan Oscar erzeugten Schäden noch nicht alle bewältigt und die Einschränkungen bei der Stromversorgung durch den landesweitern Stromausfall wirken sich noch immer aus.
In der karibischen Region treffen die Schädigungen und Beeinträchtigungen damit ausgerechnet solche Gesellschaften, die keine Schuld an der Erhitzung der Erde haben. Erste Hilfsmaßnahmen aus den Nachbarländern und aus anderen Staaten sowie von zivilgesellschaftlichen Organisationen wurden angekündigt und laufen aktuell an.
Bis Ende der Woche werden sich voraussichtlich schwere Regenfälle nach Norden bis nach Florida und in Gebiete im Südosten der USA ausbreiten. Rafael ist bereits der 17. benannte Sturm der diesjährigen Saison. Die National Oceanic and Atmospheric Administration prognostiziert, dass die Hurrikansaison 2024 mit 17 bis 25 benannten Stürmen wahrscheinlich deutlich über dem Durchschnitt liegen wird.