Lateinamerikanische Präsidenten zu Besuch in Russland

Teilnahme am Tag des Sieges. Venezuela und Russland vertiefen Handelsbeziehungen. Kubas Präsident warnt vor "Fälschung der Geschichte". Lula bietet Vermittlung im Ukraine-Krieg an

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Russlands Präsident Wladimir Putin (links im Bild) und Venezuelas Präsident Nicolás Maduro vertiefen die Handelsbeziehungen
Russlands Präsident Wladimir Putin (links im Bild) und Venezuelas Präsident Nicolás Maduro vertiefen die Handelsbeziehungen

Moskau. Die Präsidenten von Kuba, Venezuela und Brasilien haben in den vergangenen Tage in Moskau zahlreiche Treffen absolviert und werden am heutigen Freitag an der Militärparade zum Tag des Sieges teilnehmen.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro unterzeichnete mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin ein Abkommen von "maximaler Wichtigkeit für die nächsten zehn Jahre", schrieb der Nachrichtensender Telesur. Einer der zentraler Teil des Abkommens ist die Schaffung einer unabhängigen Finanzinfrastruktur, die Handel und Investitionen erleichtert, ohne auf westliche Systeme angewiesen zu sein. Dieser Mechanismus wird laut Maduro "einen Sprung in Richtung umfassender Beziehungen", ermöglichen und das zu einem Zeitpunkt, da der bilaterale Handel im Vergleich zum Vorjahr um 64 Prozent gewachsen sei und 200 Millionen US-Dollar erreicht habe.

Weiterhin vereinbarten sie gemeinsame Investitionen in die Öl- und Gasförderung sowie in den Bergbau. Dabei soll "Russlands Fachwissen im Bereich der Fördertechnologie und Venezuelas enorme Rohstoffreserven genutzt werden". Beide einigten sich darauf, ihre Kooperationen innerhalb der Gruppe der Erdölexportierenden Länder Opec+ sowie im Forum der Gasexportierenden Länder zu stärken. Auch in den Bereichen Technologie und medizinische Zusammenarbeit wollen sie ihre Zusammenarbeit intensivieren.

Seit 2019 haben beide Staaten 350 Abkommen unterzeichnet und arbeiten in 18 gemischten Kommissionen zusammen. Zahlen, die das neue Abkommen nach Medienberichten noch übertreffen soll.

Am 14. März 1945 hatten Venezuela und die damalige Sowjetunion diplomatischen Beziehungen aufgenommen, aber erst mit dem Amtsantritt von Hugo Chávez seien diese auf die "qualitativ neue Ebene" gehoben worden, erklärte Russlands Außenminister Sergei Lawrow.

Maduro und Lawrow äußerten sich auch zum historischen Hintergrund der Zusammenkünfte. Maduro würdigte das "Opfer von 27 Millionen Sowjetbürgern, die Europa und die Menschheit" vor dem Faschismus gerettet hätten.

Putin seinerseits lobte den ehemaligen Präsidenten Hugo Chávez als "einen wichtigen Anführer für Lateinamerika", dessen Erbe der Multipolarität weiterlebe.

Gemeinsam mit seinem kubanischen Amtskollegen Miguel Díaz-Canel legte Maduro am Donnerstag einen Kranz am Denkmal vom Befreier Lateinamerikas, Simón Bolívar, nieder.

Díaz-Canel war zunächst nach Sankt Petersburg gereist und gedachte dort der Opfer der Stadt während des Zweiten Weltkrieges. Das damalige Leningrad war von der deutschen Wehrmacht fast 900 Tage belagert wurden, rund 1,5 Millionen Einwohner starben.

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Kubas Präsident Díaz-Canel vor dem Denkmal von Fidel Castro in Moskau
Kubas Präsident Díaz-Canel vor dem Denkmal von Fidel Castro in Moskau

In Moskau besuchte er das Denkmal Fidel Castros, das 2022 eingeweiht wurde. Der Platz, auf dem es im Moskauer Stadtteil Sokol steht, trägt bereits seit 2017 den Namen des 2016 verstorbenen Revolutionsführers.

Anschließend wurde Díaz-Canel bei einer Zusammenkunft mit dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPRF), Gennadi Sjuganow, mit einer Gedenkmedaille zum "80. Jahrestages des Großen Sieges" ausgezeichnet.

"In einer Zeit, in der versucht wird, die Leistungen der Roten Armee zu verschleiern, ist es an der Zeit, sich für die Bewahrung der historischen Erinnerung einzusetzen", betonte der kubanische Präsident und erinnerte an die Worte Castros, dass die "Sowjetbürger in Leningrad für die Menschheit und auch für Kuba gekämpft haben". Sjuganow sagte, "dass sich viele Länder heute nicht mehr an die Bedeutung des sowjetischen Sieges erinnern." Díaz-Canel würdigte zudem die Hilfe der Kommunisten aus Russland für Kuba in den sechs Jahrzehnten der "Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade" der USA.

Bei dem Treffen des kubanischen Präsidenten mit Putin ging es auch um die Würdigung der diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und der damaligen Sowjetunion, die beide Länder vor rund 65 Jahren, am 8. Oktober 1960 aufgenommen hatten. In seinem Gespräch mit Putin erklärte Díaz-Canel, dass die Gesellschaft Russlands "den Verdienst hat, die Menschheit während des Zweiten Weltkriegs gerettet zu haben", und fügte hinzu, dass derzeit versucht werde, "dies zu leugnen und die Geschichte umzuschreiben". Er warnte außerdem vor neuen Erscheinungsformen des Faschismus in der Welt und betonte die Notwendigkeit, sich zu bemühen, die wahre Geschichte zu erzählen.

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Lula bei seiner Ankunft in Moskau am Mittwoch
Lula bei seiner Ankunft in Moskau am Mittwoch

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva reiste am Mittwoch nach Russland. Medienberichten zufolge kommt er in einer Friedensmission und will sein Land erneut als Vermittler im Ukraine-Krieg anbieten. Brasilien hatte sich in der Vergangenheit international bereits mehrfach für ein Ende des seit 2014 andauernden Konfliktes mittels Diplomatie und Verhandlungen eingesetzt.

Weiter will Lula über die Verstärkung der russisch-brasilianischen Zusammenarbeit im Staatenbündnis Brics+ reden. Sein Besuch in Russland bekräftigt laut Lula "unser Engagement für den Multimaterialismus". Ferner wolle er "Kooperationsabkommen in den Bereichen Wissenschaft und Technologie unterzeichnen und versuchen, unsere Handelsallianzen auszubauen", erklärte er gegenüber der Presse.