Kuba erkennt Betreuung von Schwerbehinderten in der Familie als Beruf an

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Kubas Gesundheitssystem in einer Illustration
Kubas Gesundheitssystem in einer Illustration

Havanna. In Kuba wird der persönliche Betreuungsdienst für Familien mit schwerbehinderten Kindern künftig als bezahlter Beruf anerkannt.

Der Ministerrat der Republik hat dies beschlossen. Auf einer Pressekonferenz erläuterte Belkis Delgado Cáceres, Direktorin für Prävention, Unterstützung und Sozialarbeit im Ministerium für Arbeit und soziale Sicherheit, die Einzelheiten. Damit werde den Bestimmungen des nationalen Systems für die integrale Betreuung des Lebens ebenso entsprochen wie dem neuen Familiengesetzbuch mit seinen erweiterten Rechten.

Delgado erklärte, dass Mütter, Väter, Großeltern, andere Verwandte, Vormunde oder Betreuungspersonen, die sich um schwerbehinderte Kinder kümmern, unabhängig von der finanziellen Situation der Familie Anspruch auf die neue Regelung haben können.

Grundlage hierfür ist die Verfassung von 2019. In Kapitel III heißt es: "Der Staat, die Gesellschaft und die Familien sind verpflichtet, die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu schützen, zu fördern und ihre volle Ausübung zu gewährleisten. Der Staat schafft die Voraussetzungen für ihre Rehabilitierung oder für die Verbesserung ihrer Lebensqualität, persönliche Autonomie, Integration und soziale Teilhabe."

Voraussetzung für die Inanspruchnahme der neuen Leistung ist, dass die Behinderung des Kindes unumkehrbar und dauerhaft ist, sodass weder ein Zugang zum nationalen Bildungssystem noch eine andere institutionelle Alternative zur Betreuung oder Beschäftigung besteht. Diese Bedarfslage muss durch die Einrichtung des öffentlichen Gesundheitssystems der jeweiligen Wohngemeinde bestätigt werden.

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Die lokalen Verwaltungen haben die wirtschaftliche und familiäre Situation der Betroffenen zu überprüfen und regelmäßig zu aktualisieren, um die genehmigten Leistungen umzusetzen. Die zuständigen Versicherungsstellen wiederum sollen das neue Arbeitsverhältnis formalisieren, die Einhaltung der gesetzlich verankerten Rechte in Bezug auf Arbeit, soziale Sicherheit und Steuern gewährleisten sowie die Erfüllung der mit der Dienstleistung verbundenen Pflichten kontrollieren.

Darüber hinaus sieht die neue Verordnung vor, dass die angestellte Betreuungsperson zusätzlich Tätigkeiten im Rahmen von Fern- oder Telearbeit ausüben oder sich im häuslichen Umfeld selbstständig machen kann, um das Familieneinkommen zu steigern – vorausgesetzt, dass diese Mehrfachbelastung die Betreuungsaufgabe nicht beeinträchtigt. Zudem müssen Betreuungspersonen eine entsprechende Ausbildung an Fachschulen absolvieren und zertifiziert werden, um eine fachgerechte Betreuung zu gewährleisten.

Delgado betonte, dass mit der Verabschiedung dieser Verordnung die Rechte der Betreuungspersonen als Beschäftigte rechtlich anerkannt werden und sich das Einkommen der Familien mit schwerbehinderten Kindern deutlich erhöhen könne.

Die Unterstützungsleistungen für Menschen mit Behinderungen in Kuba werden immer wieder gelobt.

Exemplarisch beschrieb dies der Journalist Jorgito Enrique Jérez Belisario, der 1993 mit einer schweren spastischen Lähmung zur Welt kam, in einem Interview: "Ich verdanke alles, was ich bin, dem sozialistischen Kuba. Was wäre aus mir geworden, wenn ich in einem kapitalistischen Land der sogenannten ersten Welt geboren worden wäre? Ich wäre heute nicht am Leben. 48 Stunden nach meiner Geburt hatte ich eine schwere physiologische Gelbsucht, die zwei Aderlässe und Bluttransfusionen erforderte, um den extrem hohen Bilirubin-Wert zu senken. Es war der Beginn eines Wettlaufs ums Leben mit millionenschweren Behandlungen, für die meine Familie keinen einzigen Cent bezahlte."