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Kommunistin Jara führt in Chile deutlich in Umfragen

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Wahlkampfauftritt von Jeannette Jara
Jeannette Jara bei einem Wahlkampfauftritt in der Gemeinde San Joaquín in der Metropolregion Santiago Ende September

Santiago. Die Kandidatin des Linksbündnisses Unidos por Chile, Jeannette Jara, liegt sechs Wochen vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen deutlich an der Spitze der Umfragen. Laut der jüngsten Erhebung von Studio Público führt sie das Kandidatenfeld mit 37,5 Prozent an und liegt damit vor dem ultrarechten José Antonio Kast, dem 23,9 Prozent der Chilenen ihre Stimme geben würden. Auch auf den darauffolgenden Plätzen stehen zwei rechte Kandidaten, Johannes Kaiser mit 14,7 Prozent und Evelyn Matthei mit 11,9 Prozent.

Ein ähnliches Bild zeichnet auch die neueste Umfrage von La Cosa Nostra, die Jara im ersten Wahlgang am 15. November einen Vorsprung von 15,1 Prozent vor Kast voraussagt. Somit gelingt es der ehemaligen Arbeits- und Sozialministerin in den letzten Wochen, ihren Vorsprung in einem polarisierten Wahlkampf auszubauen. Eine vereinigte Rechte könnte jedoch nach den vorgelegten Zahlen einen Vorteil in einem zweiten Wahlgang haben, der voraussichtlich am 14. Dezember stattfindet.

Parallel zu diesem Sprung in den Umfragen stellte die Kommunistin Jara diese Woche ihr Regierungsprogramm "Un Chile que cumple" (Ein Chile, das liefert) vor. Das 110-seitige Dokument umfasst 383 Maßnahmen, die das Verhältnis zwischen Staat und Bürgern fundamental verändern sollen.

Die Koordinatorin des Programmteams Camila Miranda von der Regierungspartei Frente Amplio erklärte, dass das Programm schnelle Maßnahmen im Gesundheitswesen und bei der Berücksichtigung psychischer Gesundheit vorsehe und Fortschritte in der Pflege und Kultur verspreche. In der Wirtschaft konzentriert man sich beim Wachstum in erster Linie auf das Lithium, den traditionellen Bergbau, die digitale Wirtschaft, die Agrarindustrie und den Forstsektor.

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Ebenso bekräftigte Miranda das Engagement für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs bis zur 14. Woche und erklärte: "Wir haben eine klare, direkte und großzügige Debatte mit den Christdemokraten geführt. Wir kennen ihre Position. Das programmatische Engagement bestehe deshalb darin, den Dialog auf demokratische Weise voranzutreiben, in einer Verpflichtung, die für Jeannette im Hinblick auf die Förderung der Frauenrechte sehr wichtig ist."

Der Mindestlohn für Arbeiter zwischen 18 und 65 Jahren soll schrittweise um 40 Prozent erhöht werden und die Stromrechnungen für Privatkunden sollen sinken. Obwohl die Stromerzeugung in Chile durch den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich günstiger geworden ist, bleiben die Preise für Verbraucher hoch, weil bestehende Lieferverträge und Marktstrukturen die Kostensenkungen nicht weitergeben. Jaras Plan sieht daher vor, dass der Staat selbst Energie auf dem freien Markt einkauft und diese bis zu 20 Prozent günstiger an die Haushalte weiterverkauft, um den Preisvorteil gezielt an die Bevölkerung weiterzugeben.

Zudem sieht das Programm den Einsatz des Militärs an der Grenze und die Schaffung einer eigenen Direktion zum Grenzschutz bei der chilenischen Polizei vor. Mit diesem Programm versucht Jara, sich als demokratische und soziale Gegenkandidatin zur rechten Opposition zu positionieren, während sie gleichzeitig die Probleme in der inneren Sicherheit und bei der Migration angehen will.