Zehn Jahre Telesur

Telesur ist vor allem auch die Stimme des großen Projektes der Integration Unseres Amerika, das wir Schritt für Schritt verwirklichen

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Telesur wird über vier UHF-Kanäle in Venezuela, fünf in Ecuador, und 13 Satelliten- sowie ein Dutzend Kabelkanäle verbreitet
Telesur wird über vier UHF-Kanäle in Venezuela, fünf in Ecuador, und 13 Satelliten- sowie ein Dutzend Kabelkanäle verbreitet

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Fünf private Mega-Monopole der Kommunikation bestimmen, was man in den Medien sieht und hört. In jedem Land handelt eine Handvoll Magnaten als ihre Agenten und kopiert ihre Entscheidungen und Politiken. Um diese Mediendiktatur auszugleichen, empfehlen wir dringend: 1. Die Festlegung von Normen, die dazu verpflichten, wahrheitsgetreu, angemessen und unvoreingenommen zu informieren 2. Die Schaffung von Organismen, die sie anwenden 3. Die Schulung und Organisierung der Mediennutzer, damit sie die Botschaften der Monopole entschlüsseln und ihre Rechte ihnen gegenüber zur Geltung bringen 4. Die Schaffung freier, alternativer und gemeinschaftlicher Medien 5. Die Einrichtung von öffentlich-rechtlichen Sendern

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Dem entsprach der "Neue Fensehsender des Südens" (Telesur) Mitte 2005. Die Situation Venezuelas erforderte es. Im Land waren hunderte Zeitschriften, hunderte TV-Sender und mehr als tausend private Radiosender in Betrieb, allesamt Sprecher der Unternehmerschaft, die frenetisch auf den Sturz der gewählten Regierung drängten. Der 12. April 2002 war ein Medienputsch: die Privatsender schnitten mit ihrer Hochtechnologie die Regierung ab, verbreiteten die Falschmeldung vom Rücktritt des Präsidenten und verschwiegen mit einer Komunikationssperre den Aufruhr im Volk, der ihn schließlich zurück in sein Amt brachte. Eine mediale Gehirnwäsche begleitete die Aussperrung durch die Unternehmer und die Öl-Sabotage, die im Dezember jenes Jahres startete: zweieinhalb Monate lang, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat um Monat änderten alle privaten Radio-und TV-Sender ihre üblichen Programme in einen ununterbrochenen Aufruf zum Sturz der legtitimen Regierung um. Diese verfügte nur über einen Fernseh- und einen Radiosender ohne landesweite Reichweite. Mit der Unterstützung des Volkes widerstand sie, bis der Unternehmerstreik sich von selbst auflöste. Der Bolivarianismus konnte nicht unbewaffnet einen weiteren Sturmangriff abwarten. Er baute "Radio Nacional" und "Venezolana de Televisión" aus und begann eine Politik der Schaffung öffentlich-rechtlicher sowie alternativer, freier, gemeinschaftlicher Sender und von Telesur.

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Aktuell sind in Venezuela 2.896 Medien in Betrieb, von denen lediglich 3,22 Prozent öffentlich-rechtliche und 20,76 Prozent gemeinschaftliche sind. 65,18 Prozent, also rund 2.332 sind privat und fast unisono der Opposition zugehörig. Die gemeinschaftlichen Medien sind von begrenzter Reichweite und Lebensdauer, aber ihr prozentualer Anteil zeigt das Auftauchen eines wichtigen Kommunikationssektors von "Medien des Volkes", wie sie sich selbst gern nennen, kommunitär, frei und alternativ. Die öffentlich-rechtlichen Kanäle gehören weitestgehend der Kirche, wie die Televisora Andia in Mérida, der Kanal der Sängerknaben in Maracaibo, Vale TV in Caracas. Etwa sechs sind von staatlichen Einrichtungen. Was die Verbreitungskanäle betrifft, verfügt die oppositionelle Rechte über eine brutale Hegemonie.

Warum hat der Bolivarianismus bei einer solchen medialen Unterlegenheit 18 von 19 Wahlen gewonnen? Dank seiner Botschaft, die Demokratie gegen Unternehmerdiktatur stellt, Brüderlichkeit gegen Rassismus, Solidarität gegen Diskriminierung, Patriotismus gegen Ausverkauf, Frieden gegen putschistische und terroristische Gewalt, und kostenlose Bildung, Gesundheit und Sozialhilfe für alle einfordert.

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Beim ersten internationalen Zusammentreffen von Intellektuellen mit der Bolivarischen Revolution haben wir einen Fensehsender mit lateinamerikanischer Reichweite vorgeschlagen. Ich wendete ab, dass das Projekt zu einem völlig autonomen, selbständigen und über den Regierungen schwebenden Gebilde wurde.

Am 24. Juli 2005, im 244. Geburtsjahr von Simón Bolívar, ließ Hugo Chávez es Wirklichkeit werden und berief einen Beirat ein. Zu ihm gehörten Ignacio Ramonet, Danny Glover, Eduardo Galeano, Adolfo Pérez Esquivel, Tarek Alí, Chiqui Vicioso, der Entwickler freier Software, Richard Stallman, Aram Aharonian und der Autor dieses Beitrages. So startete Telesur mit vier Stunden täglichem Programm, um das Projekt der lateinamerikanischen Integration des Befreiers zu stärken.

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Dann wurde Telesur über vier UHF-Kanäle in Venezuela, fünf in Ecuador, und 13 Satelliten- sowie ein Dutzend Kabelkanäle verbreitet, zum Teil auch über transnationale Anbieter mittels Abonnement. Die Reichweite ist größer, als man es sich hatte vorstellen können: über Telesur habe ich in einem bescheidenen kleinen Hotel in Wien vom Tod Eduardo Galeanos erfahren und sofort übertrugen sie ein großartiges Programm zu seinen Ehren. Zur Finanzierung tragen Argentinien 20 Prozent, Bolivien fünf, Kuba 19, Ecuador, Nicaragua, Uruguay jeweils zehn und Venezuela entscheidende 51 Prozent bei.

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In den zehn Jahren hat Telesur Erfolge angehäuft, wie die vielseitige regionale Auswahl seiner Moderatoren, die uns mit der wunderbaren Vielfalt lateinamerikanischer und karibischer Akzente und Charakteristiken bekannt macht. ErzielteTreffer wie die Demontage der Anschuldigung, dass Gaddafi Demonstranten bombardieren ließ. Erlitt Verfolgungen, wie die Verhaftung seiner Mitarbeiter in Kolumbien oder in Honduras. Beging Fehler, wie den, CNN nachzuahmen mit Darstellungen voller bunter Logos, Liveticker und Einschüben, die es unmöglich machten, wahrzunehmen, worum es ging. Dient als Bezugspunkt, um die brutalen Diffamierungskampagnen der Transnationalen der Information zu widerlegen, zu nuancieren oder zurückzudrängen. Und bleibt vor allem auch die Stimme des großen Projektes der Integration Unseres Amerika, das wir Schritt für Schritt verwirklichen.