International / Umwelt

Anmerkungen im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Paris 2015

Héctor Alfonso Torres Rojas zum Stand der Dinge vor der 21. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP21)

cop21.png

Bei der 21. UN-Klimakonferenz und gleichzeitig 11.Treffen zum Kyoto-Protokoll 2015 wurde das Pariser Klima-Abkommen beschlossen
Bei der 21. UN-Klimakonferenz und gleichzeitig 11.Treffen zum Kyoto-Protokoll 2015 wurde das Pariser Klima-Abkommen beschlossen

Unter dem Titel "Letzte ministerielle Angleichungen", veröffentlichte Le Monde einen Artikel1, der auf eine Versammlung zwischen dem 8. und 10. November in Paris hinweist. 60 Minister aus den Bereichen Umwelt und Energie, eingeladen vom Außenminister Laurent Fabius, trafen sich bei einer Art "Prä-COP" , um die Debatten weiterzuführen und auf diese Weise die Diskussionen und Entscheidungen der COP21 voranzubringen. Die Abkürzung COP steht für Vertragsstaatenkonferenz (Conference of the Parties) und wird in diesem Jahr zwischen dem 30. November und dem 11. Dezember in Paris stattfinden. Gleichzeitig findet dort die letzte Konferenz im Rahmen des Abkommens statt, das bei einer Konferenz in Río de Janeiro im Jahr 1992 vereinbart wurde.

Diese Anmerkungen sind eine Mischung aus dem erwähnten Artikel und Beiträgen aus anderen Artikeln von Le Monde, einer Zeitung mit größtem intellektuellen Einfluss in Frankreich und über die Ländergrenzen hinaus, die seit Beginn meiner Lektüre am Freitag dem 9. Oktober, mehrere Artikel pro Woche zu dem Thema veröffentlicht hat.

Die Minister bearbeiteten einen 55 Seiten langen Text, der Ende Oktober in Bonn (Deutschland) durch eine kleine Gruppe von Ministern erstellt worden war. Die Versammlung in Paris hatte zum Ziel, sich den Text aus Bonn anzueignen, die Konfliktpunkte zu identifizieren und die Übereinstimmungen hervorzuheben.

Sie zielte nicht darauf ab, den Text neu zu verhandeln oder umzuarbeiten, sondern sollte einen politischen Impuls geben und eine Abschlussvereinbarung erleichtern. Minister Fabius betonte, dass "es notwendig war, Kompromisse über die größtmögliche Anzahl an Themen zu finden" und in diesem Kontext Vorschläge zu unterbreiten.

Diese Vorschläge sollten es erlauben, während der ersten Woche der COP21 voranzukommen und schließlich ein ehrgeiziges und gerechtes Abkommen zu verabschieden. Die "Prä-COP" verschickte einen Brief mit den folgenden prioritär behandelt Themen an ihre Kollegen:

  • Der ehrgeizige Anspruch des Abkommens. Bis zur Frist vom 30. Oktober reagierten 155 Länder und akzeptierten den Kompromiss, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Diese Kompromisse werden zu einer Erderwärmung von fast drei Prozent führen.

  • Die Gleichberechtigung oder die Aufteilung der Anstrengungen gegen die Erderwärmung zwischen den entwickelten Ländern, den Schwellenländern und den ärmsten Ländern. Es werden 195 Länder teilnehmen.

Bei der COP21 wird vorgeschlagen, dass die globale Erderwärmung, in Anlehnung an das vorindustrielle Zeitalter, die Obergrenze von zwei Grad Celsius nicht überschreiten dürfe. Die zwei Grad sind bereits eine sehr hohe Ziffer beziehungsweise Schwelle, die keine Katastrophen verhindern wird – in erster Linie das Ansteigen der Meeresspiegel.

Laut einer Studie des US-amerikanischen Forschungsinstituts "Climate Central", die am 8. November veröffentlicht wurde, könnten die Meere im Falle einer Erderwärmung von über zwei Grad Gebiete überschwemmen, die derzeit von 280 Millionen Menschen bewohnt sind.

Große Städte wie Shanghai, Bombay, Hongkong sowie Teile von Tokio und New York wären auf lange Sicht dazu verurteilt, unter den Meeren zu verschwinden. Wenn die Temperatur auf über vier Grad steigen würde, wären davon 600 Millionen Personen betroffen. China würde dabei zu den ersten Ländern gehören, so die Studie.

Der Idee eines überprüfbaren Abkommens, die insbesondere von Frankreich vorgeschlagen wurde, hat China am 2. November zugestimmt. Dies war das Ziel eines Staatsbesuchs des französischen Präsidenten François Hollande in China vor zwei Tagen. China ist das Land, das den größten Anteil an Treibhausgasen emittiert. China erklärte sich bereit, der COP den Vorschlag eine Überprüfing alle fünf Jahre vorzulegen. China und Frankreich erarbeiteten eine gemeinsame Erklärung.

  • Im Rahmen des Prä-COP wurde vorgeschlagen, das zentrale Ziel langfristig zu verhandeln. Der Vorschlag des vollständigen Kohleausstiegs zum Ende dieses Jahrhunderts, den die Wissenschaftler einbringen, löst nicht den gleichen Enthusiasmus bei den Ländern aus, welche die Nutzung von erneuerbaren Energien massiv ausdehnen wollen oder den erdölreichen Golfstaaten, die für ihren Wohlstand auf fossile Energien setzten.

  • Die Minister müssen über die Aktionen beraten, die noch vor 2020 in die Wege geleitet werden müssen, das heißt bevor das neue Abkommen in Kraft tritt.

  • Finanzierung des "Klimas". Der Kompromiss seitens der entwickelten Länder, den Entwicklungsländern 100 Milliarden Dollar beziehungsweise 93 Milliarden Euro bis 2020 aus öffentlichen und privaten, bilateralen oder multilateralen Quellen zur Verfügung zu stellen, müsse aufrichtig umgesetzt werden, erklärte der französische Außenminister. Es ist ein Kernpunkt, um Vertrauen für die Zeit nach 2020 aufzubauen.

Ein Bericht der OECD, der Anfang Oktober in Lima veröffentlicht wurde, schätzt, dass 2014 insgesamt 61,8 Milliarden Dollar für "das Klima" von Norden nach Süden geflossen seien. Die für 2015 angekündigten Beiträge von Deutschland, Großbritannien, Frankreich, aus dem Privatsektor, den Entwicklungsbanken und den Grünen Fonds könnten auf insgesamt 100 Milliarden hinauslaufen, behaupten die Geberländer.

Anmerkungen und noch mehr Anmerkungen

  • Ab dem 13. November werden die französischen Außengrenzen - an 600 Stellen - scharf überwacht, um die Einreise von Personen zu verhindern, die den störungsfreien Ablauf der COP21 gefährden könnten2.

  • Circa 3.400 Personen arbeiten bei der Konstruktion und Organisation der Installationen für die 22.000 Delegierten und akkreditierten Personen der COP21. Der große Saal oder Salon wird vollständig aus Holz gebaut. Es wird geschätzt, dass 60.000 Geräte mit Wi-Fi verbunden sein werden.

  • Die Polizei erwartet, dass ca. 35.000 Personen jeden Tag die Installationen der COP21 in der Gemeinde Le Bourget, ganz in der Nähe von Paris, besuchen werden.

  • Wenn die Treibhausgasemissionen auf dem jetzigen Stand bleiben, wird bis zum Ende dieses Jahrhunderts 30 Prozent der derzeitigen Biodiversität verloren sein.

  • 355 Nichtregierungsorganisationen haben dazu aufgerufen, die Vorschläge von Total3, die als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" betrachtet werden, nicht als Thema der COP21 zu behandeln. Ebensowenig die von Monsanto4, die es wagen, von "intelligenter Agrarkultur gegenüber dem Klima" (Climate-Smart Agriculture) zu sprechen.

    • 4.100 Millionen der von Armut betroffene Personen leben unterhalb der Meeresspiegel.

    • Es wurden 6.000 Personen durch vier Zeitschriften aus vier Ländern befragt: The Guardian (Großbritannien), Le Monde (Frankreich), Süddeutsche Zeitung (Deutschland) und La Stampa (Italien).

  • Auf Englisch wurden außerdem Personen aus den USA, Kanada und Australien interviewt. Die englischsprachigen Befragen sind mit 64 Prozent am wenigsten optimistisch bei der Frage, ob die gefährlichen Klimaveränderungen vermieden werden könnten. Vor fünf Jahren waren es zwölf Prozent. Die Italiener sind die optimistischsten. 26 Prozent sagen, dass sie mehr Hoffnung haben als vor fünf Jahren, 41 Prozent waren pessimistisch. 94 Prozent der Franzosen sagen, dass ihre Regierung nicht viel in Bezug auf den Klimawandel unternimmt. 30 Prozent geben zu, dass sie persönlich nichts hinsichtlich des Klimawandels unternehmen.

    Was Deutschland betrifft, beschränkt sich der Artikel auf die privat-persönlichen Formen, mit denen auf den Klimawandel reagiert werden kann.

  • Unter den Befragten verbreiten sich die Idee und die Angst, dass sich wenig ändern wird, unabhängig von dem, was sie selbst unternehmen, da politische Aktionen auf globaler Ebene gebraucht werden. "Das was ich machen würde, würde durch die entstehenden Ökonomien ausgelöscht, insbesondere durch China", behauptete eine Person. Und eine andere sagte, dass es notwendig sei "für die Dauer von fünf oder zehn Jahren unbeliebte Maßnahmen zu ergreifen".

  • Die Ärmsten tragen 2.000 Mal weniger als die Reichen zu den Treibhausgasemissionen bei.

  • Westeuropa hat sich auf der Grundlage seines industriellen Reichtums vom Kohlebau verabschiedet. Es fördert sie nicht mehr. Es importiert sie. Aber, wie viele "schwarze Gesichter" verlieren dabei ihr Leben? Und wie viele Menschen verlieren heute ihr Leben im Kohlebau in Guajira und El Cesár in Kolumbien?

  • Ein Europäer produziert 13 Tonnen CO2 . Ein Chinese produziert sechs Tonnen CO2.

    Jeder Amerikaner produziert rund 20 Tonnen pro Jahr. Ein Russe produziert neun Tonnen. Ein Bewohner des Mittleren Ostens acht. Ein Bewohner aus Südasien oder aus Afrika nicht mehr als 2,4 Tonnen. Der weltweite Durchschnitt: 6,2 Tonnen CO2.

  • Wenn die in China und Ländern dieser Region hergestellten Produkte berücksichtigt werden, die eine Person konsumiert, dann steigt auch die Menge der Tonnen pro Person. China, die USA und Indien sind, in dieser Reihenfolge, die Länder mit den meisten Kohlenstoff-Emissionen .

  • Daten aus dem Bericht der Weltbank und "Climate Central", vergangene Woche veröffentlicht. Synthese von El Tiempo – Bogotá:
  • Die Krisen, die mit dem Klima zusammenhängen, behindern laut dem Bericht bereits die Anstrengungen zur Reduzierung der Armut , insbesondere durch die Verluste von Ernten, die Krise der Lebensmittelpreise und weitere Auswirkungen auf die Agrarkultur, welche für die Mehrheit der armen Familien die Haupteinnahmequelle darstellt.

  • Der Klimawandel erhöht auch das Risiko für Krankheiten die durch Wasser übertragen werden sowie für die Übertragung von Malaria. Der Temperaturanstieg von 2° auf 3° C setzt zusätzlich 150 Millionen Menschen dem Risiko aus, sich mit Malaria zu infizieren.

  • "Der Bericht zeigt, dass die Beseitigung der Armut und der Kampf gegen den Klimawandel nicht voneinander losgelöst geschehen können. Beide (Ziele) werde deutlich leichter zu erreichen sein, wenn sie gemeinsam geregelt werden“, sagte Stephane Hallegatte, Ökonom der Weltbank, der das Forschungsteam geleitet hatte.

  • Neben der Begrenzung von Kohlenstoffemissionen – einer der zentralen Diskussionspunkte während des Weltklimagipfels COP21 – können sich die Länder durch die Entwicklung von Frühwarnsystemen vorbereiten und so vor Überschwemmungen und dem Eintritt von resistenten Nutzpflanzen schützen.

Ein anderer von "Climate Central" veröffentlichte Bericht fand heraus, dass der Anstieg des Meeresspiegels, den ein Temperaturanstieg auf vier Grad Celsius verursachen könnte, die Erdoberfläche versenken würde, die rund 760 Millionen Personen beheimatet. Drastische Reduzierungen der Emissionen, welche die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzen würden, könnte diese Zahl auf 130 Millionen Menschen senken.

  • Die zehn Hauptstädte mit den größten bedrohten Bevölkerungsanteilen wurden in Asien lokalisiert und umfassen Shanghai, Hong Kong, Kalkutta, Mumbai, Yakarta und Hanoi.

  • China, der größte Kohlenstoff-Emittent der Welt, trägt laut dem Bericht das größte Sicherheitsrisiko, mit 145 Millionen bedrohten Personen.

  • Die USA und Indien – das zweite und dritte Land mit den vergleichsweise höchsten Ausstößen an Kohlenstoff weltweit – würden den Anteil der bedrohten Bevölkerung auf die Hälfte reduzieren, wenn sie das zwei-Grad-Ziel erreichen würden. Der Bericht führt die USA als das Land mit den meisten Bedrohten außerhalb von Asien an, mit schätzungsweise 25 Millionen Personen, die gegenwärtig in gefährdeten Gebieten leben.

  • "Der Bericht zeigt, dass die Beseitigung der Armut und der Kampf gegen den Klimawandel nicht voneinander losgelöst geschehen können. Beide (Ziele) werde deutlich leichter zu erreichen sein, wenn sie gemeinsam geregelt werden", sagte Stephane Hallegatte, Ökonom der Weltbank, der das Forschungsteam geleitet hatte.

Paris, 11. November 2015


Héctor Alfonso Torres Rojas aus Kolumbien ist Soziologe