Paraguay / Politik

Angespannte Stimmung auf den Straßen in Asunción

Stimmen und Stimmungen aus der Hauptstadt Paraguays drei Tage vor den Wahlen

Auf den Straßen der paraguayischen Hauptstadt Asunción ist es in diesen Tagen noch lauter als gewöhnlich. Wenige Tage vor der Präsidentenwahl am kommenden Sonntag machen die antretenden Parteien noch einmal kräftig Stimmung. Anhänger der verschiedenen Kandidaten fahren in langen Autokolonnen hupend und mit lauter Musik durch die Straßen. Der Knall von
explodierenden Feuerwerkskörpern zerreißt immer wieder die Luft. In den Seitenstraßen versammeln sich die Menschen zu Kundgebungen. “Die Stimmung ist angespannt", sagt ein Taxifahrer, der neben dem Plaza Uruguaya auf Kundschaft wartet. "Jeder möchte, dass sein Kandidat gewinnt". Er selbst schließt sich davon nicht aus: "Verbessern wird sich nur etwas mit dem Unternehmer", fährt er fort.

Der Unternehmer, "el empresario", damit ist Horacio Cartes gemeint, der aussichtsreiche Kandidat der Colorado-Partei (ANR). "Drogenhändler!", ruft ein Kollege des Taxifahrers in die Runde und erntet sofort Widerspruch: "Das sind alles Lügen!". Cartes steht seit Jahren unter dem Verdacht, mit dem organisierten Drogenhandel in Verbindung zu stehen. Man wirft ihm außerdem Geldwäsche und Zigarettenschmuggel vor. Doch in einem sind sich die Männer einig: Etwas werde sich ändern nach dieser Wahl.

Ein paar Meter weiter machen einige Bauarbeiter Pause auf einer Bank. Auch sie sprechen von einer angespannten Stimmung. "Die Wahlen sind sehr wichtig. Es gibt viele Probleme", sagt einer von ihnen. Vor allem was das Gesundheitssystem und die Sicherheit anbelange, müsse viel getan werden. Ein junger Mann Ende 20, Samuel, ist jedoch skeptisch. "Alle versprechen vieles, aber sie halten es nicht", sagt der ehemalige Student. "Sie sind korrupt und kaufen Stimmen". Er hält es für wahrscheinlich, dass die ANR diese Wahlen gewinnen wird. "Die Menschen hier leben noch in der Vergangenheit. Die Mehrheit wird für die Colorados stimmen. Die Leute kennen es nicht anders aus der Stroessner-Diktatur". Alfredo Stroessner war Mitglied der ANR und regierte Paraguay bis 1989 als Diktator. Nach Stroessner dauerte es noch weitere 19 Jahre, bis die ANR die Regierungsmacht verlor. Erst 2008 wurde sie durch die Bewegung des ehemaligen Bischofs Fernando Lugo abgelöst. Doch derartige Überraschungen werde es dieses Mal nicht geben, glauben Samuel und seine Freundin Audy. "Damals war die Stimmung wesentlich positiver und optimistischer. Heute ist das nicht mehr so", sagt die junge Frau.

Am anderen Ende des Platzes sitzen Gonzalo Matias und Guillermo Manuel auf einer Parkbank und trinken Tereré. Die beiden Schüler haben allerdings nicht viel zur politischen Situation Paraguays zu sagen. Sie seien erst 17 und dürften daher noch nicht wählen. "Ändern wird sich aber nichts, egal wie es ausgeht", glauben sie.

Es scheint, als ob vor allem der junge und gebildete Bevölkerungsteil äußerst pessimistisch auf die anstehenden Wahlen schaut. Seit dem "kalten Putsch" gegen Präsident Lugo im Jahr 2012, bei dem dieser durch einen umstrittenen Beschluss beider Regierungskammern abgesetzt wurde, sehen sich viele um die Chance auf Veränderung betrogen. Das Vertrauen in die Politiker haben sie verloren. Und so sind es vor allem die Älteren, die im Wahlkampf mitfiebern. "Letzen Endes", sagt wieder der Taxifahrer am Plaza Uruguaya, "geht es uns um Ruhe", „somos muy tranquilos“ - was sich wohl am besten mit "entspannt" oder "harmoniebedürftig" übersetzen lässt. Deshalb findet er "que gane el mejor" - möge der Bessere gewinnen.