Morales stoppt umstrittenen Straßenbau und bittet UNO um Hilfe

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Evo Morales am Montag bei seiner Erklärung
Evo Morales am Montag bei seiner Erklärung

La Paz. Einen Tag nach der gewaltsamen Auflösung des Marsches gegen die umstrittene Nationalstraße durch das "Indigene Territorium Nationalpark Isiboro Sécure" (TIPNIS) hat Boliviens Präsident Evo Morales einen Baustopp verkündet. Bei einer am Montagabend (Ortszeit) live in Fernsehen und Radio ausgestrahlten Ansprache sagte er, dass der Bau solange unterbrochen werde, wie die Diskussion über das Projekt andauere. Dabei bezog er sich auch auf das am Sonntag angekündigte Referendum über das Projekt in den Departements Beni und Cochabamba. Noch vor der Verkündung dieser Entscheidung war am Montag Verteidigungsministerin Cecilia Chacón aus Protest gegen die Aktion der Sicherheitskräfte zurückgetreten.

Morales nannte den Polizeieinsatz "unverzeihlich". Die Vorgänge nahe der Ortschaft Yucumo sollen unverzüglich von einer internationalen Kommission untersucht werden. Am gestrigen Dienstag wandte sich die bolivianische Regierung deswegen offiziell an die UNO, die an der Aufklärung der Polizeiaktion beteiligt werden soll.

Dabei solle nach Angaben von Präsidentschaftsminister Carlos Romero insbesondere aufgeklärt werden, wer für das brutale Vorgehen der Polizei verantwortlich war. Laut unbestätigten Medienberichten gab es dabei mindestens ein Todesopfer und mehrere Verletzte. Neben der Aktion gegen die oppositionellen Indigenen, wurde am Sonntag gleichzeitig von der Polizei offenbar ohne größeren Widerstand und Gewalteinsatz eine Aktion indigener Siedler zur Unterstützung des Straßenbaus aufgelöst.

In Boliviens Regierungssitz La Paz zogen am Montag bis zu 1.000 Menschen zum Präsidentenpalast, um für die Respektierung der Rechte der Indigenen zu demonstrieren. Eine Augenzeugin, die an der Demonstration teilnahm, beschrieb gegenüber amerika21.de die Stimmung vor Ort als gespalten. Viele Anhänger des Präsidenten könnten nicht verstehen, warum der Marsch nicht fortgesetzt werden dürfe. Andere gingen weiterhin davon aus, dass es keine Alternative zum Straßenbau gebe. Am heutigen Mittwoch hat der Gewerkschaftsdachverband COB zu landesweiten Protesten gegen die Polizeiaktion aufgerufen.