Militärs in Guatemala verlangen "Gerechtigkeit"

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Die konservative Tageszeitung Prensa Libre berichtete von dem Protest
Die konservative Tageszeitung Prensa Libre berichtete von dem Protest

Guatemala-Stadt. In Guatemala hat die "Vereinigung der Familienangehörigen und Freunde von Militärs", die während der achtziger Jahre Menschenrechtsverletzungen begangen haben und sich heute Anklagen und juristischen Prozessen gegenübersehen, am vergangenen Sonntag zu einer Demonstration aufgerufen.

Der Verband versteht die Aktion als Solidaritätsbekundung mit den Offizieren und Generälen und fordert Unparteilichkeit bei den Prozessen. Zury Ríos Sosa, eine der Initiatoren der Demonstration und Tochter des Ex-Generals Efraín Ríos Montt, dessen Prozess vor neun Monaten begann und von seinem Anwalt hinausgezögert wird, bezog sich in ihrer Rede mehrmals auf die Verfassung.

"Ein Soldat muss nicht um Verzeihung bitten, weil er das Land vor den Aufständischen verteidigt hat", so Ríos Sosa. Insgesamt nahmen rund 300 Personen aus 25 Organisationen an der Demonstration teil. Nebst Ríos Sosa und dem Anwalt von Ríos Montt waren auch die Familienangehörigen von Leutnant Carlos Carías anwesend, der im April dieses Jahres zu 66 Jahren Gefängnis verurteilt wurde für seine Beteiligung am Massaker von Dos Erres im Jahr 1982. Eine der Sprecherinnen kündigte weitere Demonstrationen an und schloss auch Straßenblockaden und "andere Maßnahmen" nicht aus.

Auf einem der mitgeführten Transparente wurden diverse Personen des politischen Lebens Guatemalas als "Terroristen" aufgeführt. Zu ihnen gehören Pablo Monsanto, Iduvina Hernández, Frank La Rue, Rigoberta Menchú, César Montes, Edgar Gutiérrez, Sandino Asturias, Carlos González, Sandra Torres, Eduardo Stein, Pedro Palma Lau und Orlando Blanco. Auf anderen Transparenten hieß es "In Guatemala gab es keinen Genozid" und "Dank den Soldaten und nicht dank den Poeten dürfen wir heute in der Öffentlichkeit sprechen".

Die als "Terroristen" Bezeichneten reagierten gelassen. Der Politanalytiker Sandino Asturias meinte, die Bezeichnung gefalle ihm zwar nicht, aber er respektiere das Recht auf freie Meinungsäußerung und auf Protest. Die Prozesse, die momentan gegen Ex-Militärs geführt werden, entsprächen den Gesetzen. "Sie sind das Resultat des Engagement der Opfer und ein Zeichen für die fortgeschrittenen demokratischen Institutionen des Landes", so Asturias.