Südamerika / Politik

Südamerika besorgt über Kolumbien-Krise

Kritik an OAS hält an. Regionalorganisation UNASUR vermittelt. Weitere Hinweise auf kalkulierte Eskalation durch scheidende Uribe-Führung

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UNASUR-Sitzung Ende 2008 (Archivbild)
UNASUR-Sitzung Ende 2008 (Archivbild)

Caracas. Die Union südamerikanischer Nationen (UNASUR) will ihre Vermittlungen im Konflikt zwischen Kolumbien und Venezuela verstärken. Der Generalsekretär der Regionalorganisation, Nestor Kirchner, kommt nach Informationen lokaler Medien an diesem Wochenende mit dem gewählten Präsidenten Kolumbiens, Manuel Santos, zusammen. Auf Antrag Venezuelas wird die UNASUR zudem eine Sondersitzung der Außenminister ihrer Mitgliedsstaaten einberufen

Die venezolanische Regierung hatte am Donnerstag alle Beziehungen zum Nachbarland Kolumbien abgebrochen, nachdem der scheidende Präsident Alvaro Uribe schwere Vorwürfe gegen Caracas erhoben hatte. Nach Ansicht der Uribe-Führung bietet Venezuela bis zu 1500 Mitgliedern der Rebelenorganisationen FARC und ELN Zuflucht. Bilddokumente, die Kolumbiens Botschafter am Donnerstag vor der Organisation Amerikanischer Staaten vorlegte, lehnt Venezuela als nicht glaubwürdig ab.

Nach Auskunft des venezolanischen Außenministeriums haben sich in Telefonaten mit Präsident Hugo Chávez inzwischen mehrere Staatschefs der Region besorgt über die Zuspitzung durch Kolumbien geäußert. Entsprechende Gespräche hätten mit Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández und Brasiliens Staatschef Luis Inácio Lula da Silva stattgefunden, heißt es in einer Presseerklärung der venezolanischen Regierung.

Während Regierungen Südamerikas sich in Bezug auf die Angriffe Kolumbiens gegen Venezuela kritisch zur Politik der US-nahen Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) äußerten, stärkte die deutsche Bundesregierung dieser Organisation den Rücken. Man hoffe und gehe davon aus, "dass die zuständige Regionalorganisation in diesem Fall die OAS (...) zur Entschärfung dieses Konflikts und zum Abbau von Spannungen beitragen kann", sagte in Berlin am Freitag der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Dirk Augustin.

Indes mehren sich die Hinweise auf eine kalkulierte Eskalation durch die Uribe-Führung. Der frühere Vertreter Venezuelas vor dem UNO-Sicherheitsrat (1991-1994), Diego Arrias, hatte bereits Ende vergangenen Jahres "eine Zuspitzung Mitte 2010" angekündigt. Der venezolanische Chávez-Gegner berief sich nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIAN "auf Angaben der kolumbianischen Aufklärung".