Kritik an Kardinal in Honduras und Hamburg

Vertreter der progressiven Diözese Santa Rosa de Copán fordert Rodriguez Maradiaga zum Umdenken auf. Proteste gegen Besuch in Hamburg

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Volksnah: Padre Fausto Milla
Volksnah: Padre Fausto Milla

Tegucigalpa. Der honduranische Befreiungstheologe der Diözese Santa Rosa de Copan, Fausto Milla, hat den Kardinal von Tegucigalpa, Oscar Andrés Rodriguez Mariadiaga, in einem Radiointerview dazu aufgefordert, sich beim Volk von Honduras für seine Unterstützung des Putsches vom 28. Juli 2009 zu entschuldigen. Der Kardinal und Vorsitzende des katholischen Hilfswerks Caritas International müsse auch den erlittenen Schaden wieder gut machen.

Der Kirchenfunktionär Rodríguez Maradiaga steht seit dem Umsturz massiv in der Kritik. In einer Ansprache, die über die gleichgeschalteten Rundfunk- und Fernsehmedien verbreitete wurde, rief er den gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya unmittelbar nach dem Putsch dazu auf, von einer Rückkehr nach Honduras abzusehen. Andernfalls würde es ein Blutbad geben, so Maradiaga. Die Rede wurde von Vertretern der gestürzten Regierung und Menschenrechtsorganisationen als direkte Warnung verstanden.

Dafür spricht auch, dass Rodriguez Maradiaga das Regime des Diktators Roberto Micheletti und die derzeit bestehende De-facto-Regierung unter Leitung des Unternehmers Porfirio Lobo mehrfach öffentlich verteidigte. Menschenrechtsorganisationen werfen ihm vor, zugleich zu der zunehmenden Gewalt des Regimes gegen Kritiker zu schweigen. Vor wenigen Tagen erst waren fünf Aktivisten einer Landarbeiterbewegung im Norden von Honduras von Paramilitärs hingerichtet worden.

Kirchenvertreter Milla gestand Rodríguez Maradiaga nun einen möglichen Irrtum zu. Durch eine Entschuldigung und Wiedergutmachung könne er den verursachten Schaden wieder heilen. Milla selbst hatte im Jahr 1982 das Land verlassen müssen, auch damals hatte sich Rodríguez Maradiaga, damals noch Weihbischof, nicht geäußert. Organisationen der Demokratiebewegung werfen ihm vor, im vergangenen Jahr ein Betätigungsverbot des Priesters und Umweltschützers Andrés Tamayo verfügt und dessen Ausweisung befördert zu haben.

In Deutschland haben Menschenrechtsgruppen und Lateinamerika-Organisationen die Katholische Akademie in Hamburg indes in einem offenen Brief aufgefordert, eine Einladung an Rodríguez Maradiaga wieder rückgängig zu machen. Dort soll der Kardinal am 3. Dezember über die "Globalisierung der Solidarität" sprechen. Rodríguez Maradiaga habe zu Gewalt und Morden nach dem Putsch nicht nur geschwiegen, sondern diese sogar gerechtfertigt. Bestürzt zeigten sich die Autoren – unter ihnen die Genossenschaft Cafe Libertad, der Verein Zapapres und die Honduras Koordination Hamburg – auch wegen antisemitischer Äußerungen. So erklärte er die bereits 2002 laufende Kontroverse über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirchen damit, dass "Juden die Medien beeinflussen", heißt es in dem offenen Brief.

Von der Katholischen Akademie kam bisher keine offizielle Reaktion auf den Protest. Menschenrechts- und Lateinamerika-Gruppen bereiten Protestaktionen vor, sollte die katholische Bildungseinrichtung an der Einladung von Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga festhalten.