Protest gegen Nestlé in der Schweiz

Demonstranten klären im Weihnachtsgeschäft über mutmaßliche Kontakte zu Paramilitärs auf. Konzern verweigert Dialog mit Betroffenen

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Protestaktion gegen Nestlé
Bei den Protestaktionen gegen Nestlé in der Schweiz

Zürich/Bogotá. Die Solidaritätskoordination Schweiz-Lateinamerika, ein Zusammenschluss von Basisgruppen, hat am Samstag während des Weihnachtsverkaufs gegen die Politik des Schweizer Nahrungsmittelkonzerns Nestlé in Kolumbien protestiert. Vor Filialen der Nestlé-Firma Nespresso verteilten die Aktivisten Flugblätter und klären Passanten auf. Die Aktion fand in Fribourg, Lausanne, Bern, Genf, Zürich, Basel, Neuchâtel und Köniz statt.

Zwischen 1986 und 2005 sind in Kolumbien zehn Nestlé-Arbeiter von rechten Paramilitärs, staatlich geduldeten Todesschwadronen, ermordet worden. Darunter auch 2005 der Gewerkschafter Luciano Romero. Nestlé hatte ihn wegen eines Streiks entlassen, der tatsächlich nie stattgefunden hatte. Wenige Wochen bevor Romero in Bern an einer Anhörung zur Politik von Nestlé in Kolumbien hätte teilnehmen können, wurde er ermordet.

"Der Schweizer Multi pflegt in Kolumbien die Großgrundbesitzer, Milchlieferanten seiner Nahrungsmittelfabriken, gegen seine Arbeiterinnen und Arbeiter auszuspielen: Entweder mehr Lohn für die Angestellten oder höhere Milchpreise für die Lieferanten – beides will Nestlé nicht finanzieren", hieß es in einer Erklärung zu der Aktion.

In dem Flugblatt wieder die Organisatoren zudem darauf hin, dass sich die Arbeiter nur über Streiks und Arbeitskämpfe wehren können. Diesen Aktionsformen stehe die Gewalt der Großgrundbesitzer entgegen, deren Paramilitärs gegen die sozialen Bewegungen vorgehen. Dies geschehe mit Duldung des Nestlé-Konzerns. Dennoch gibt es Hinweise auf eine direkte Verstrickung des Unternehmens in die Gewalt: Salvatore Mancuso, einer der wichtigsten Anführer der Paramilitärs in Kolumbien, gab im Mai 2007 zu, von Nestlé Geld erhalten zu haben.

Tödliche Angriffe auf Arbeiter erfolgten meist vor Streiks oder Lohnrunden, erklärten beteiligte der Aktion. Im aktuellen Fall ist der Auslöser die Sinaltrainal-Kampagne zur Aufklärung des Mordes an Luciano Romero.

Im Oktober hatte Alfonso Barón von der Gewerkschaft Sinaltrainal die Schweiz besucht, um am Nestlé-Hauptsitz direkt das Gespräch einzufordern. Das aber verweigerte der Konzern – wie bereits in der Vergangenheit, als Nestlé für extra angereiste kolumbianische Gewerkschafter eine Betriebsführung inszenierte, aber kein Gespräch mit Mitgliedern der Konzernleitung ermöglichte.

Trotz dem Versprechen des neuen kolumbianischen Präsidenten Manuel Santos, Gewerkschafter, Menschenrechtler und soziale Aktivistinnen zu schützen, sind in den ersten vier Monaten seiner Regierung 50 Aktivisten umgebracht worden.