Venezuela baut staatliche Aktivität im Handel aus

Investitionen sollen Versorgung mit Grundnahrungsmitteln sichern und Preise senken. Nach wie vor viele Importe und hohe Inflation

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Handelsministerin Edmée Betancourt und Präsident Hugo Chávez
Handelsministerin Edmée Betancourt und Präsident Hugo Chávez

Caracas. Der venezolanische Staat baut seine Aktivitäten im Verkauf von Lebensmitteln weiter aus. Dies erklärte am Mittwoch der Präsident des südamerikanischen Landes, Hugo Chávez. Ziel sei es, Produkte zu gerechten Preisen anzubieten und so der Preissteigerung entgegenzuwirken. Hierzu sollen die Programme zum Verkauf subventionierter Lebensmittel expandieren. Außerdem wird der Staat 1.000 neue Bäckereien, Metzgereien und "Areperas" im ganzen Land eröffnen. Die Arepa ist ein aus Maismehl hergestellter Fladen, der zu den traditionellen Gerichten des Landes gehört.

Um diese Pläne zu verwirklichen, investiert der Staat 5,5 Mrd. Bolívares (etwa 940 Mio. Euro) in die Supermarketten Mercal und PDVAL. Die Läden mit vergünstigten Lebensmitteln deckten zur Zeit 33 Prozent des Marktes ab und sollen auf 50 Prozent ausgeweitet werden, so Chávez. Weitere 478 Mio. Bolívares (etwa 81 Mio. Euro) werden in Areperas, Bäckereien und Metzgereien investiert. Im Gegensatz zu PDVAL und Mercal sollen dort aber keine subventierten Lebensmittel verkauft werden, sondern "gerechte Preise" vorherrschen. Die Idee geht zurück auf sogenannte "Sozialistische Areperas", die der Handelsminister Eduardo Samán etabliert hatte. Sie sollen kostendeckend funktionieren, ohne aber die teilweise horrenden Preise der Privatwirtschaft zu verlangen.

Venezuela hat eine der höchsten Inflationsraten Lateinamerikas, 2010 lag sie bei 27,1 Prozent. Insbesondere die Preise für Lebensmittel steigen jedes Jahr stark an. Zwar liegt Venezuela damit in einem weltweiten Trend. Nach Ansicht der Regierung ist ein Teil der hohen Inflation des Landes aber auf Spekulation und übertriebene Preise zurückzuführen. In den staatlichen Ketten hingegen werden die Kosten der einzelnen Produktionsschritte erklärt, die zum endgültigen Preis führen. Auch ein neues Gesetz soll die erlaubten Gewinnspannen regeln.

Neben den Handelsaktivitäten forciert die Regierung Chávez außerdem die Produktion von Lebensmitteln. Nach wie vor ist die Wirtschaft Venezuelas stark von der Erdölproduktion geprägt und auf Lebensmittelimporte angewiesen. Alle Anstrengungen der vergangenen Jahre haben an dieser Situation nichts ändern können. Nun soll die kürzlich gegründete Misión AgroVenezuela der landwirtschaftlichen Produktion einen neuen Impuls geben. Für das Programm, das kleine und mittlere Produzenten unterstützen wird, haben sich nach Regierungsangaben innerhalb weniger Tage 176.000 Menschen registriert.