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Frei Betto betont Rolle von Kubas Buchmesse

Literaturschau schließt Tore in Havanna und zieht in zehn weitere Städte Kubas weiter. Gut 360.000 Besucher allein in der Hauptstadt

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Abschlussveranstaltung der Buchmesse Havanna 2011
Abschlussveranstaltung der Buchmesse Havanna 2011

Havanna. Im Beisein des brasilianischen Befreiungstheologen und Aktivisten Frei Betto und hochrangiger Vertreter aus Politik und Kultur ist in der kubanischen Hauptstadt Havanna am Sonntagnachmittag die 20. Internationale Buchmesse des sozialistischen Karibikstaates zu Ende gegangen. Die Literaturschau wird nun in zehn weiteren Städten des Landes ausgerichtet und endet am 6. März in der ostkubanischen Stadt Santiago.

Nach Angaben der Präsidentin des Kubanischen Buchinstitutes, Zuleika Romay, haben in den ersten zehn Tagen der Messe in der Hauptstadt gut 300.000 Menschen die Festungsanlage "La Cabaña" besucht, die in der zweiten Hälfe des 18. Jahrhunderts über dem Hafen von Havanna errichtet wurde. Zum ersten Mal hatten die Organisatoren Lesungen und politische Veranstaltungen zudem in zehn Orten in der Innenstadt Havannas ausgerichtet. "Dieses Konzept wollen wir kommendes Jahr deutlich ausweiten", sagte Romay vor rund 300 Gästen bei der Abschlussveranstaltung am Nachmittag. Allein in den Veranstaltungsorten in der Innenstadt seien 60.000 Gäste gezählt worden.

Deutlich Wert legten die Organisatoren der zweitwichtigsten Veranstaltung dieser Art nach der Buchmesse in mexikanischen Guadalajara auf die Verbreitung neuer Literatur. Seit Mitte der 1990er Jahre wird fast die gesamte Auflage der Buchmesse in zwei modernen Druckereien aufgelegt, während die größte Tageszeitung des Landes, "Granma", mit Plamag-Druckmaschinen produziert wird, die 1986 in der DDR erworben wurden.

Gut 700.000 der Bücher aus moderner Produktion wurden nun allein auf der Messe in Havanna zu staatlich subventionierten Preisen verkauft. Um den Andrang auf der Messe abzuschwächen, waren bis zu 40 Prozent der Neuauflagen bereits ab Oktober vergangenen Jahren in den Buchhandlungen erhältlich. Vor allem in den Provinzen müsse die Verbreitung der Bücher nun aber noch verbessert werden, sagte Romay am Rande der Abschlussveranstaltung gegenüber amerika21.de.

Anders als in den vergangenen Jahren wurde das Gastland der kommenden Messe, die am 9. Februar 2012 in Havanna wieder ihre Tore öffnet, am Ende der Veranstaltung nicht bekannt gegeben. Welcher Staat im kommenden Jahr im Zentrum der Veranstaltung steht, soll erst Anfang März in Santiago de Cuba publik gemacht werden.

Der Brasilianer Frei Betto hob indes die Bedeutung des anti-neoliberalen Staatenbundes ALBA hervor, dessen Länder in diesem Jahr den Schwerpunkt der Buchmesse bildeten. "Lateinamerika ist heute die Weltregion mit den meisten progressiven Regierungen", sagte der Theologe im Interview mit amerika21.de: "Die Menschen wenden sich entschieden gegen die Oligarchien und identifizieren sich länderübergreifend mit den Armen". Diese humanistische Tendenz hervorzuheben, sei ein Verdienst der diesjährigen Messe in Havanna gewesen. Zugleich betonte Frei Betto die Bedeutung der indigenen Kulturen. Viele ihrer Traditionen würden mitunter seit Jahrtausenden mündlich weitergegeben. Es sei seither zu wenig gelungen, diese orale Kultur in Büchern zu transportieren. Neue Medien wir das Internet könnten dabei helfen, fügte der Brasilianer an.